Bone 01 - Die Kuppel
glaubte Stolperzunge, dass er träumte. Der Hüpfer zuckte und verkrampfte sich, bevor dem jungen Jäger klar wurde, dass das Wesen in etwas so Dünnem gefangen war, dass es im schwachen Licht nicht zu erkennen war.
Stolperzunge beschloss, die Flucht zu ergreifen. Was für Wesen auch immer hier leben mochten, er hatte jedenfalls nicht mehr das Bedürfnis, sie zu jagen. Er versuchte sich aufzusetzen, prallte jedoch sofort wieder gegen die Wand. So etwas wie dehnbares Moos, das an seiner Haut klebte, hielt ihn fest.
In der Zwischenzeit hatten sich trotz aller Anstrengungen des Hüpfers auch dessen Beine verstrickt. Mehrere Herzschläge lang bewegte er sich gar nicht mehr, bis sich sein Atem ein wenig beruhigt hatte. Dann unternahm er mit noch größerer Entschlossenheit als zuvor einen neuen Befreiungsversuch. Doch am Ende war sogar sein Kopf gefangen.
Stolperzunge beschloss, sich nicht wie der Hüpfer zu wehren, aber er hatte auch keine andere Idee, wie er sich befreien konnte. Bislang klebte nur die Haut seines Rückens und vielleicht ein Teil seines Lendenschurzes fest. Er streckte sich ein wenig, um die Grenzen der Falle zu testen. Seine Fußsohlen klebten nicht am Boden, immerhin ein Vorteil. Er streckte sich noch etwas weiter. Sein linker Fuß streifte etwas, das am Boden lag und von ihm wegrollte. Sein Speer! Um ihn zu erreichen, musste er sich etwas mehr ins klebrige Moos hineinlehnen, das ihn festhielt. Es schloss eine ganze Schulter in die Umarmung ein und ließ sie nicht wieder los. Auch sein Ohr und ein paar Haarsträhnen klebten fest. Er geriet in Panik. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als sich loszureißen. Sein Atem ging immer schneller, bis er und der bedauernswerte Hüpfer im gleichen Rhythmus keuchten.
Stolperzunge zwang sich dazu, wieder ruhiger zu werden. Sein linker Fuß berührte erneut den Speerschaft. Er bewegte ihn auf seine freie Hand zu, wobei er sich immer mehr dem Moos aussetzte. Jetzt schloss es auch seine Augen ein, sodass er sie nicht mehr öffnen konnte. Er schaffte es gerade noch, seinen Mund von dem Zeug frei zu halten.
In einem anderen Teil des Hauses rührte sich jetzt etwas. Es scharrte und rutschte. Auch der Hüpfer hörte es und begann wieder um sich zu schlagen, obwohl es ihm nichts nützte.
Stolperzunge drehte den Speer herum, bis er die Panzerrückenspitze in der Hand hatte. Er wagte nicht, ins Moos zu schneiden, weil er befürchtete, dass auch die Klinge daran festklebte. Stattdessen zerschnitt er sehr vorsichtig einzelne Strähnen, bis er die untere Hälfte seines Gesichts und einen Teil seines Arms befreit hatte.
Das scharrende, rutschende Geräusch kam näher. Das unbekannte Wesen hatte den Vorraum des Hauses verlassen und schien die Wände hinaufzukriechen.
Der Hüpfer schrie. Dann noch einmal. Warme Flüssigkeit spritzte über Stolperzunges Rücken. All seine Instinkte drängten ihn, sich mit Gewalt loszureißen. Stattdessen sägte er weiter. Seine Hand zitterte unter dem Speerschaft, während hinter ihm etwas schmatzte und schlürfte. Dann kamen die rutschenden Geräusche näher. Stolperzunge zerschnitt die letzten Strähnen, die seine Augen und sein Gesicht hielten. Mit einem gewaltsamen Ruck kam er frei und riss sich dabei ganze Haarbüschel vom Kopf. Auch sein Lendenschurz mit dem Waffengürtel blieb zurück.
Ein Schatten hing an der Decke, wo sich zuvor der Hüpfer aufgehalten hatte. Dunkle Haut glänzte im schwachen Licht, das durch den Vorraum hereindrang, aber die Gestalt der Bestie blieb undeutlich. Stolperzunge hielt die Speerspitze vor sein Gesicht. Ein kräftiger Schlag traf den Schaft in der Mitte und hätte ihn beinahe wieder gegen das Moos geworfen. Ein weiterer Schlag, und das Holz zerbrach in seinen Händen.
Der junge Jäger atmete schwer und versuchte seine Furcht hinunterzuschlucken. Er würde sterben, und jetzt ging es nur noch darum, wie tapfer er den Todeskampf bestand. Er warf die untere Hälfte seines Speers zur Seite, damit er nicht darüber stolperte. In dem Augenblick, als der Schaft auf dem Boden landete, schoss ein länglicher Teil des Wesens darauf zu und schlug mehrmals dagegen. Stolperzunge betete, dass er die Lage nicht falsch einschätzte, und setzte alles auf eine Karte. Er warf den Rest seines Speers nach hinten zur Decke hinauf. Die Spitze bohrte sich in das Moos, und der Schaft wippte auf und ab. Die Bestie rutschte darauf zu, und Stolperzunge rannte um sein Leben.
Das Wesen setzte ihm nach. Es schien ihn getroffen zu
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