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Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Titel: Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherie Priest
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– alles war eine einzige Mahnung, dass es hier keine Züge und keine Schalter, keine Fahrkarten und keine Reisenden gab. Dieser Ort war noch nicht einmal fertig gewesen und schon zur Ruine geworden, und nun vermittelte er den Eindruck, als wäre er älter als ein in Bernstein eingeschlossenes Insekt.
    Staub stob auf, als der Aufzug unten ankam.
    »Komm, Schatz«, sagte Lucy. »Ist nicht mehr weit, und je tiefer man reingeht, desto heimeliger wird’s.«
    »Seit wann wohnt er hier schon?«
    »Ach, das weiß ich nicht. Vielleicht zehn Jahre? Er hatte jedenfalls genug Zeit, sich alles so herzurichten, wie es ihm gefällt, so viel steht fest.«
    Über nackten Stein, der weder poliert noch gepflastert war, gingen sie mit hallenden Schritten durch einen großen, leeren Raum auf eine rote Flügeltür zu, die rundherum mit glatten schwarzen Streifen abgedichtet war. Briar berührte einen der Streifen und sah ihn sich genauer an. Er war weder schmutzig noch klebrig und machte den Eindruck, als wäre er – ganz anders als die hastig improvisierten Abdichtungen in den anderen Unterkünften – eigens für diesen Einsatzzweck hergestellt worden.
    »Wie kommen wir hinein? Müssen wir auf eine bestimmte Weise anklopfen oder eine Klingel ziehen?«, fragte Briar, als sie merkte, dass die Tür an der Außenseite über keinerlei Knäufe oder Klinken verfügte.
    »Hilf mir, den Arm wieder aus der Schlinge zu ziehen, ja?«
    Briar ging ihr zur Hand, und dann schwang Lucy den Arm dreimal gegen den rechten Türflügel. Es schepperte gewaltig. Wie Metall auf Metall.
    »Die Türen sind …«
    »Aus Stahl, glaube ich. Jemand hat mir erzählt, er hätte sie aus einem Waggon ausgebaut. Und jemand anderer hat mir erzählt, dass das einmal die Eingangstore der Bahnhofshalle waren, also weiß ich nicht, wo er sie wirklich herhat.«
    »Und jetzt lassen sie uns einfach rein?«
    Lucy zuckte die Achseln, und ihr schlaffer Arm versetzte ihr schaukelnd einen Schlag gegen die Hüfte. »Fresser klopfen nicht an. Mit allen anderen werden sie schon fertig, denken sie.«
    »Na prächtig«, murmelte Briar, und schon bald zeugte das Knirschen und Klacken von Riegeln und Schlössern drinnen davon, dass man sie gehört hatte.
    Das Aufschließen dauerte eine halbe Minute; endlich öffneten sich mit einem traurigen Quietschen die Türflügel. Ein dünner Mann mit einer übergroßen Maske starrte misstrauisch hinaus in »die Lobby«, wie Lucy den Bereich genannt hatte. Er war von durchschnittlicher Größe und wie ein Cowboy angezogen, mit Segeltuchhosen, einem bis obenhin zugeknöpften Hemd und zwei Pistolengürteln um die Hüften. Quer über die Brust hing der Gurt eines Gewehrs, das länger war als Briars Spencer. Er war jünger als die meisten anderen, die sie in der Mauerstadt gesehen hatte, aber nicht so jung wie ihr Sohn. Vielleicht war er sogar schon dreißig; es war schwer abzuschätzen.
    »Hallo, Richard«, sagte Lucy.
    Ob er nun mit einem Stirnrunzeln oder einem Lächeln auf die Begrüßung reagierte, konnte Briar wegen der Maske nicht erkennen.
    »Miss Lucy. Stimmt mit dem Arm etwas nicht?«
    »Ja, genau.«
    Der Mann musterte Briar unverhohlen und fragte: »Wie ist Ihre Freundin in die Stadt reingekommen?«
    »Was spielt das denn für eine Rolle?«, gab Lucy brüsk zurück.
    »Vielleicht gar keine. Wie ist sie reingekommen?«
    »Wissen Sie, ich stehe direkt vor Ihnen. Sie könnten ja auch mich fragen«, schnaubte Briar. »Ich bin mit der Naamah Darling hergekommen. Captain Cly war so freundlich, mich mitzunehmen.«
    Lucy verharrte mucksmäuschenstill wie ein Beutetier, das Angst hat, entdeckt zu werden. Schließlich sagte sie vorsichtig: »Sie ist seit gestern hier. Ich wollte sie schon früher herbringen, aber wir hatten Probleme mit Fressern. Jedenfalls ist sie jetzt hier.«
    Briar hatte das Gefühl, schon länger hier zu sein, aber als sie darüber nachdachte, fiel ihr ein, dass sie erst eine Nacht hier in der ummauerten Stadt verbracht hatte. Um seiner Frage zuvorzukommen, erklärte sie: »Ich suche nach meinem Sohn. Er müsste ein paar Stunden vor mir reingekommen sein. Ist eine lange Geschichte.«
    Der Mann starrte sie unverwandt an; einen Moment zu lang, wie Briar fand. »Das kann ich mir vorstellen.« Nachdem er sie mit einem weiteren langen Blick bedacht hatte, sagte er: »Dann kommen Sie wohl besser mal rein.« Er machte kehrt, und die beiden Frauen folgten ihm.
    Hinter ihnen schlossen sich mit einem Schmatzen die roten

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