Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker
sich aus; sie krochen aus den Mundwinkeln hervor und fraßen einem Nase und Wangen weg. Finger und Zehen fielen ab, und mit der Zeit verwandelte sich der Körper vollständig in ein Abbild der untoten »Fresser«, die zweifellos noch immer durch die ummauerten Viertel schlurften.
Trotz der deutlichen Gefahren war die Droge sehr gefragt. Und da die Nachfrage gut war, hielt Rector stets einen ansehnlichen Vorrat an Pfeifen, guten Ratschlägen und kleinen, in Papier gewickelten Portionen Zitronenmasse bereit.
Briar hatte versucht, Zeke von ihm fernzuhalten, aber sie konnte ihren Sohn ja schlecht zu Hause einsperren – und zumindest schien Rector wenig daran interessiert, dass Zeke den Saft verkaufte oder konsumierte. Ihren Sohn jedenfalls interessierte vor allem die Kameradschaft, die Gelegenheit, sich in eine Gemeinschaft von Jungen einzufügen, die ihn nicht mit blauer Farbe bewarfen oder ihn festhielten und ihm Beschimpfungen auf die Stirn schrieben.
Sie hatte also Verständnis dafür, aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie es guthieß, und auch nicht, dass sie diesen rothaarigen, spindeldürren Kerl, der jetzt auf ihre lauten und ungeduldigen Rufe antwortete, sympathisch fand.
Sie schob sich an einer Nonne in einem schweren, grauen Habit vorbei und stürzte sich auf Rector, dessen Augen zu groß und zu unschuldig waren, als dass er nichts damit zu tun haben konnte.
»Du.« Sie hielt ihm drohend einen Finger unters Kinn. »Du weißt, wo mein Sohn ist, und du wirst es mir sagen, oder ich reiße dir die Ohren ab und lasse dich sie fressen, du dreckige kleine Gift verhökernde Hafenratte.« Das alles sagte sie ganz ruhig, aber mit der Wucht eines Hammerkopfs.
»Schwester Claire?«, winselte Rector. Er war so weit zurückgewichen, wie es ging, und konnte nun nirgendwo mehr hin.
Briar warf der Schwester einen Blick zu, der selbst Eisen zerkrümelt hätte, und wandte sich dann wieder an Rector. »Wenn ich zweimal fragen muss, wirst du das für den Rest deines Lebens bereuen – und der könnte rasch vorbeigehen.«
»Aber ich weiß es nicht. Keine Ahnung. Ich weiß es nicht«, stammelte er.
»Bestimmt hast du eine Vermutung, wahrscheinlich sogar eine ziemlich gut begründete Vermutung, und so wahr ich hier stehe, wenn ich nicht gleich die eine oder andere Vermutung von dir zu hören bekomme, werde ich dir ein paar ernsthafte und fürchterliche Verletzungen zufügen, und wenn ich mit dir fertig bin, wird dich keine Nonne und kein Priester und auch sonst niemand in dem Gewand eines Gottesdieners mehr erkennen. Die Engel werden weinen , wenn sie sehen, was von dir übrig ist. Und nun rede .«
Rectors gehetzter Blick schoss zwischen Briar, der sprachlosen Schwester Claire und einem Priester hin und her, der eben hereingekommen war.
Briar konnte sich gerade noch zurückhalten, dem Jungen gleich eine zu verpassen.
»Verstanden.« Er wollte vor seinen Hauswirten nichts sagen. »Na schön.«
Sie packte Rector am Arm und zog ihn mit sich, dabei sagte sie über die Schulter: »Bitte verzeiht, verehrte Schwester, verehrter Vater, aber dieser junge Mann und ich möchten uns kurz unterhalten. Es dauert nur einen Moment, und ich verspreche Ihnen, Sie haben ihn vor der Schlafenszeit wieder zurück.« Und während sie den Burschen hinaus ins Treppenhaus zerrte, fügte sie leise hinzu: »Hör gut zu, Meister Wreck’em, ich habe keinerlei Versprechungen über den Zustand gemacht, in dem du dann sein wirst.«
»Schon klar, schon klar.« Rector stolperte über die Stufen, schrammte gegen Ecken, während sie ihn nach unten zerrte.
Briar hatte keine Ahnung, wohin die Treppe sie führte, es war dunkel und still hier, und nur ein paar kleine Wandlampen und ihre Laterne sorgten dafür, dass sie einigermaßen mit den Stufen zurechtkamen.
Im Keller angelangt, entdeckte sie einen schmalen Winkel hinter der Treppe.
Mit einem Ruck brachte Briar Rector zum Stehen und zwang ihn dazu, sie anzusehen. »Da wären wir«, erklärte sie mit einem Knurren, das selbst einen Bären eingeschüchtert hätte. »Hier hört uns keiner. Nun rede, und zwar schnell. Ich will wissen, wohin Zeke wollte, und das sofort .«
Rector schlug zitternd nach ihrer Hand und versuchte, ihren Griff um seinen knochigen Oberarm zu lösen. Aber Briar ließ nicht los. Im Gegenteil, sie drückte fester zu, bis er schrill aufschrie und endlich genug Entschlossenheit aufbrachte, sich aus ihrem Griff zu winden.
»Er möchte bloß beweisen, dass Leviticus kein
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