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Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker

Titel: Boneshaker - Priest, C: Boneshaker - Boneshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherie Priest
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über der Mauer, wo die Luft sauber genug ist, um sie zu atmen. Wenn Sie je mal ganz drumherum gewandert wären, hätten Sie die Luftschächte gesehen, drüben am anderen Ende der Stadt.«
    »Aber wozu sollte jemand das tun? Wozu sich eine solche Mühe machen?« Und dann kam ihr ein grässlicher Gedanke. »Sag bloß nicht, die sind dort eingesperrt!«
    Rector lachte nervös. »Nein, nein, Ma’am. Die sind nicht eingesperrt. Sie sind bloß …« Er zuckte die Achseln. »Eben geblieben.«
    »Aber wieso, um Himmels willen?«
    Er bedeutete ihr erneut, leiser zu sprechen. »Manche wollten nicht von zu Hause weg. Manche haben’s einfach nicht gepackt, und wieder andere haben gedacht, dass sich das alles schon irgendwie wieder legen wird.«
    Aber er verschwieg ihr irgendetwas; sie merkte es daran, dass er wieder nervös wurde. »Und die Übrigen?«, fragte sie.
    Der Junge senkte seine Stimme zu einem krächzenden Flüstern. »Die bleiben wegen der Masse, Ma’am. Was glauben Sie denn, wo das ganze Zeug herkommt?«
    »Ich weiß , dass es aus dem Gas gewonnen wird«, schnaubte sie. »Ich bin doch nicht blöd.«
    »Habe ich auch nie behauptet, Ma’am. Aber was glauben Sie, wie man an das Gas überhaupt rankommt? Wissen Sie, wie viel Giftsand der Stadtrand produziert? Mehr als man je aus dem Regenwasser rauskochen kann.«
    Briar musste zugeben, dass sie genau das vermutet hatte – dass das Zeug entweder aus dem Regenwasser destilliert oder aus dem Giftmüll von Waterworks gewonnen wurde, denn anscheinend wusste niemand, was nach dem Abkühlen mit den Fässern voll ausgefiltertem Fraßharz passierte. Sie hatte schon immer den Verdacht gehabt, dass es beiseitegeschafft und irgendwo verkauft wurde, aber Rector behauptete nachdrücklich etwas anderes: »Es kommt auch nicht von dem, was Sie im Werk aus dem Grundwasser rauskochen. Ich kannte mal einen Chemiker dort, und der meinte, dass man nichts mit dem Dreck anfangen kann. Dass es wertlos ist, einfach bloß Gift.«
    »Und Zitronenmasse ist besser, ja?«
    »Zitronenmasse, ach Gott«, höhnte er. »So nennen es doch nur die alten Knacker.«
    Briar verdrehte die Augen. »Es ist mir einerlei, wie ihr Kinder es nennt, ich erkenne das Zeug, wenn ich es sehe – und ich konnte mich mit eigenen Augen überzeugen, dass es einem weit Schlimmeres antut, als einen nur zu vergiften. Wenn mein Vater noch leben würde, dann würde er …« Sie wusste nicht, wie sie den Satz beenden sollte. »Er hätte sich nie damit abgefunden«, sagte sie schließlich.
    »Maynard ist tot, Ma’am. Es hätte ihm vielleicht nicht gefallen, kann sein; aber für unsereins ist er praktisch der einzige Schutzheilige, den wir haben.«
    »Es hätte ihn wahnsinnig gemacht.«
    »Warum das denn?«
    »Weil er an das Gesetz glaubte.«
    »Mehr haben Sie nicht auf Lager? Er war Ihr eigener Vater, und das ist alles, was Sie über ihn wissen?«
    »Halt lieber den Mund, bevor ich ihn dir stopfe.«
    »Aber er war gerecht . Begreifen Sie das denn nicht? Die Straßenkinder und die Lumpensammler und die Diebe und die Huren und die, die kein Geld haben, und die Siechen – alle hier unten, die auf die harte Tour erfahren haben, dass das Leben nicht gerecht ist … sie alle glauben an Maynard, weil er es eben doch war.«
    Briar fragte Rector noch nach weiteren Einzelheiten über Zekes »Mission« aus, bis schließlich ein kräftiger Priester, beglei tet von einer größeren Anzahl Nonnen, aufkreuzte und sie aus dem Treppenhaus vertrieb. Doch da hatte sie bereits genug erfahren, und nichts davon vermochte sie zu beruhigen, denn alles lief auf eine einzige, schreckliche Tatsache hinaus.
    Ihr Sohn war in die ummauerte Stadt gegangen.

Fünf

    Ezekiel Wilkes stand schlotternd vor dem Ablauf der alten städtischen Kanalisation. Er starrte in die Tunnelöffnung, als würde sie ihn gleich verschlingen oder als hoffe er sogar darauf – weil er nun doch Skrupel bekam. Aber dann wischte er seine Skrupel beiseite. Er war ja schon hier. Nur noch ein paar Meter durch diesen Tunnel, und er war in der Stadt, die seit lange vor seiner Geburt so gut wie ausgestorben war.
    Er zitterte so sehr, dass die Laterne in seiner Hand hin und her schaukelte. In seiner Tasche steckte ein zusammengefalteter, knittriger Stadtplan, kaum mehr als ein zerknüllter Klumpen Papier. Es war reine Formsache, dass er ihn bei sich trug. Alles, was darauf noch zu entziffern war, wusste er in- und auswendig.
    Aber eines wusste er nicht, und das bereitete ihm

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