Bonfire-Chroniken - Integration: Bonfire Academy Band 2 (German Edition)
jedem Stadtrat mindestens ein Repräsentant der Formwandler sitzt.«
»Na ja, ich jedenfalls nicht.« Faustine warf die Haare zurück.
Martha streckte die Brust raus. »Ich schon, nehme ich an.«
Faustine lachte und knuffte Marthas Schulter. »Lass deine Tiara auf. Auf deinem Kopf, nicht auf deinen Titten. Blas dich nicht so auf. Du siehst ja wie Dolly Parton aus.«
»Dolly wer?«, fragte Martha.
»Ach, egal.« Faustine seufzte. »Wie kommst du überhaupt darauf, dass du als Oberhaupt von Dallas übernehmen wirst?«
»Warum nicht? Ich bin die Klügste unter den Nachkommen meiner Eltern. Scheint offensichtlich.«
»Bist du auch die Älteste?«, fragte ich.
»Tja, nein.«
»Dann steht dir vielleicht ein ziemlicher Kampf bevor. Warum würdest du es überhaupt wollen? Klingt wie eine Menge Stress für wenig Gewinn.«
»Ich will die Macht«, sagte Martha sehr sachlich.
»Ich glaube, dann solltest du in diesem Kurs besser aufpassen. Mein Dad sagt, dass es besonders heikel ist, mit Vertretern der Formwandler umzugehen.« Ich ging schneller, wir waren ein bisschen spät dran.
»Ich glaube, dann kann ich in diesem Kurs ein Nickerchen machen.« Faustine kicherte. »Keine Formwandler in meiner Zukunft in Sicht!«
Sie lag so daneben. Sie wusste es nur noch nicht, aber sie war die Erbin ihres Vaters. Da ihr Vater der Dämonenkönig von London war, würde sie eines Tages im Londoner Rat sitzen, für alle Dämonen in London verantwortlich sein und mit zwei Vertretern der Formwandler verhandeln müssen. Deshalb war es für sie wichtig, wahrscheinlich sogar wichtiger als für sonst jemanden im Kurs zu lernen, wie man diese ätzenden Biester toleriert und sogar, wie man sich mit ihnen verträgt.
Wenn Mason nicht gewesen wäre, hätte sie auch gute Chancen, das hinzukriegen. Sie hatte anscheinend keine angeborene Abneigung gegen sie. Wie dem auch sei, Mason hatte die ganze Angelegenheit durcheinandergebracht. Seine reine Anwesenheit im Hörsaal würde wahrscheinlich zur Folge haben, dass Faustine sich darauf konzentrierte, wie sie ein Vogelmassaker anrichten konnte, anstatt der eigentlichen Vorlesung zu folgen.
Wir betraten den Saal und alle Augen waren auf uns gerichtet. Einiges Gezische kam von den Formwandlern, die sich auf der linken Seite des Hörsaals zusammengefunden hatten.
Ich hielt mir die Nase zu. »Wie kannst du diesen unerträglichen Gestank aushalten?«, fragte ich Faustine.
Sie zuckte mit den Schultern. »Riecht doch bloß wie nasser Hund. Ich mag Hunde irgendwie – zumindest die kleinen. Ich habe darüber nachgedacht, mir einen Jack Russell-Terrier anzuschaffen, wenn ich wieder zu Hause bin.«
»Nass? Nein, gar nicht! Vergammelnder Hund, vielleicht.«
Sie verdrehte die Augen. »Dann setzen wir uns eben hinten hin, falls du kotzen musst oder so«, sagte sie und zog mich auf einen Sitz.
Mit einer Hand weiter meine Nase schützend, suchte ich den Teil des Raums nach Mason ab, in dem die Formwandler saßen. Und da war er, starrte uns böse an. Jagger war bei ihm und hielt ihn hoffentlich in Schach. Ich bemerkte, dass eine ganze Reihe Mitglieder des Kollegiums der Academy unter den Schülern verstreut waren. Von Ryker sah ich keine Spur, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass er bei uns war.
Professor Kunz stand schon hinter dem Podium und sah alle streng an, damit sich niemand danebenbenahm. Der Hexenmeister mit den grau melierten Haaren war für sein aufbrausendes Temperament und seine ungewöhnlichen Strafen berüchtigt, was normalerweise reichte, dass sich alle zusammennahmen.
Normalerweise. Ich erinnerte mich noch an meine erste Integrationsstunde mit Professor Kunz. Faustines Zwillingsgeschwister, Mariel und Jaques, waren beide in dem Kurs gewesen. Die beiden Dämon-Formwandler-Hybriden waren unbelehrbar ungezogen und zeigten ständig die schlimmsten Seiten ihrer beiden Spezies. Nicht einmal Professor Kunz‘ bedrohliche Art hatte sie davon abgehalten, aus den hinteren Reihen Störversuche zu unternehmen. Schnell waren sie in Golfbälle verwandelt worden, die der Professor nach der Stunde mit auf den Golfplatz genommen hatte. Das hatte immer noch nicht verhindert, dass sie ihr Benehmen in der nächsten und den weiteren Stunden fortsetzten. Ich blickte dankbar zu Faustine, weil sie nicht wie die beiden war.
»Willkommen in meinem Kurs«, bellte Professor Kunz ins Mikrofon. »Wie ich sehe, habt ihr euch nach Gruppen in Formwandler und Dämonen getrennt hingesetzt, was nicht anders zu erwarten
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