Bonfire-Chroniken - Integration: Bonfire Academy Band 2 (German Edition)
alles andere als ihren freien Fall total ausgeblendet zu haben. Ich vergrub mein Gesicht in völliger Hilflosigkeit an König Sebastians Brust, als der Vogel in sie krachte.
Tod der Prinzessin
.
S tücke von Martha wurden überall über den Berg verstreut gefunden. Es war unmöglich sie wieder zusammenzufügen. König Sebastian versammelte die mächtigsten Heiler auf dem Globus, eingeschlossen Cassandra und Edith, aber sie konnten bei den zerfetzten Fleisch- und Knochenstückchen nichts bewirken. Sie sammelten sie ein und betteten sie in einen Sarg, den König Sebastian ihrer Mutter, der Dämonenkönigin von Dallas, übergeben würde.
Ich wollte mit ihm reisen, aber Frau Schmelder ordnete eine Ausgangsperre an, wegen der bis auf Weiteres weder Schüler noch Personal das Schulgelände verlassen durften. Außerdem brauchte mich Faustine. Sie lag auf der Krankenstation und starrte mit leerem Blick von den schweren Beruhigungsmitteln an die Decke. Seit dem Zwischenfall hatte niemand ein Wort aus ihr herausbekommen. Unglücklicherweise war sie vom Boden aus Zeuge des ganzen furchtbaren Geschehens gewesen, als sie nach ihrer Abfahrt gerade Jaggers Wagen erreicht hatte.
Ich hatte nur Jaggers Version gehört. Sie hatten ein schreckliches Kreischen gehört und hochgesehen. Er hatte Martha genau in dem Moment entdeckt, als der Geier sie auseinanderriss und je eine Hälfte in den Klauen hielt. Der Vogel war herumgeflogen und hatte Teile von Martha abgeschüttelt. Jagger hatte zugesehen, wie Faustine die Farbe von ihrem Dämonenrot zu Totenbleich gewechselt hatte und kollabiert war. Jagger hatte Schwierigkeiten, sie mit ihrer Dämonengröße und ihrem Gewicht in den Wagen zu bugsieren. Aber mit Rykers Hilfe hatte er es schließlich geschafft, sie dorthin zu zerren und auf den Rücksitz zu hieven.
Sie waren sofort zur Academy zurückgefahren. Dort hatten die Sanitäter sie zur Krankenstation getragen. Sie war tagelang nicht ansprechbar, anscheinend im Schockzustand, obwohl das in ihrer Dämonengestalt schwer zu beurteilen war. Ihr Vater hatte für eine Bewachung wie beim Geheimdienst gesorgt, sodass sie rund um die Uhr von unbekannten Gesichtern in militärischen Uniformen umgeben war. Ich war eine der wenigen, die sie überhaupt sehen durften, aber selbst mich überprüfte Cassandra auf paranormale Störungen, bevor ich durch die Tür gehen durfte. Ich verbrachte Stunden an Faustines Bett und hielt ihre Hand, aber sie schien mich überhaupt nicht zu erkennen.
Nach Tagen in diesem Zustand hatte ich es satt. Die Ärzte, Hexen und anderen Heiler schienen nichts zu bewirken, was ihr half. Sie versuchten mehrmals die Beruhigungsmittel abzusetzen, aber das führte nur zu unkontrollierbarem Schluchzen und ihre Vitalwerte gerieten außer Kontrolle.
Also nahm ich die Sache in die eigene Hand. Ich wartete, bis König Sebastian eine Pause machte. Ich ermutigte ihn tatsächlich sogar ein bisschen. Er war nämlich in ihr Zimmer gezogen und hatte sich ein Bett im Sessel gemacht. Er war auch dazu übergegangen, in seiner Dämonengestalt zu bleiben, aber trotz seines einschüchternden Aussehens konnte ich immer noch den müden, wütenden und sehr frustrierten Vater durchschimmern sehen.
»Es ist in Ordnung. Reisen Sie nach Dallas«, ermutigte ich ihn. »Wenn Spencer Sie transportiert, sind Sie in Nullkommanichts wieder hier. Ich weiche nicht von Faustines Seite, bis Sie zurück sind. Versprochen. Und wenn wir Sie brauchen sollten, schicke ich Ryker.«
Schließlich nickte er, denn er wusste ganz genau, dass er es Marthas Mutter schuldig war, ihre Tochter nach Hause zu bringen. Er stand auf, berührte Faustines Stirn und streichelte sie zärtlich. Ihre Augen blieben starr auf den gleichen Punkt an der Decke gerichtet, den sie die letzten Stunden angestiert hatte.
»Baby, ich bin bald wieder da. Cordelia bleibt bei dir. Okay?«
Sie reagierte nicht, schließlich nickte er und ließ uns allein.
Nach einer Stunde, in der ich mit ihr gemeinsam an die Decke gestarrt hatte, streckte ich meinen Arm aus und kniff sie – richtig fest. Sie zuckte nicht einmal. Ich stand auf und starrte sie einen Moment lang an. Dann wackelte ich mit meinen Zeigefingern, die ich langsam auf ihre Achseln zubewegte. Ich sah auf den Monitor und bemerkte, dass ihr Herz schneller zu schlagen anfing. Gut. Ich wackelte noch schneller mit den Fingern und stoppte nur Zentimeter vor ihren Achseln. Sie biss die Zähne zusammen und fixierte weiter den Punkt an der Decke.
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