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Bookman - Das ewige Empire 1

Bookman - Das ewige Empire 1

Titel: Bookman - Das ewige Empire 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lavie Tidhar
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Orphan.
    Â»Du«, antwortete der andere. »Du bist mir widerfahren. Du hast mir
mein Leben geraubt. Ich sollte König sein! Ich dachte, ich hoffte ,
du würdest auf dieser Insel umkommen. Hast du ein Glück!« Dann lachte er
wieder, was sich eher so anhörte, als weinte er. »Wie bist zu zurückgekommen?«
    Â»Mit einem U-Boot«, erklärte Orphan. »Die … die Nautilus … ist eigentlich ein Unterseeboot, das unter dem Klipper angebracht
war.«
    Â»Ein U-Boot. Muss sehr bequem gewesen sein.«
    Â»Nicht sonderlich.«
    Â»Hast du da was zu essen und zu trinken bekommen?«
    Â»Ich bin auf dieser Insel fast getötet worden!« Irgendwie rief der
andere Schuldgefühle in ihm hervor.
    Â»Das wäre weitaus besser gewesen.«
    Â»Wie … wie bist du denn hierhergekommen?«
    Der andere lachte. »Er hat mich hergeschickt«, sagte er. »Nachdem er
mich nackt und mit Schleim bedeckt aus dem Bottich gezogen hatte. Er war in
meinem Gehirn. Ich konnte die Trommeln hören, konnte verstehen, was sie sagen,
begriff das ganze Bedeutungsgeflecht, das sich wie ein Netz über die gesamte
Insel spannt. Und er war in meinem Kopf, um mir mitzuteilen, wer ich bin.
William, der Sohn von Mary, der zukünftige König von England. Und dann hat er
mir alles genommen.« Er legte sich hin und rollte sich zusammen. »Er hat mich
zu einem Werkzeug gemacht«, hörte Orphan ihn sagen. »Wie er es einst war …«
    War das möglich? Dass der Binder irgendwie eine Kopie von ihm
angefertigt hatte? Warum nicht?, fuhr er in seinen Überlegungen fort. War das
nicht das, was auch der Bookman machte? »Was ist dann geschehen?«, fragte er
und versuchte die Gefühle, die der andere in ihm weckte, zu unterdrücken: So
unerklärlich es war, er fühlte sich schuldig und empfand eine Art Mitleid, fast
wie gegenüber einem jüngeren Bruder, dem nicht zu helfen war.
    Â»Er hat mich in ein Luftschiff gesetzt, das sich selbst steuerte.
Wie, weiß ich nicht. Immerhin hat er mir etwas zu essen mitgegeben –
eingesalzenen Fisch, Gemüse, Brot und frisches Wasser. Ich habe sparsam
gegessen, mich ins Meer entleert, wenn es nötig war. Das Essen reichte nicht
aus. Das Wasser ging zu Ende, bevor ich Land sichtete.«
    Â»Trotzdem hast du es geschafft!«
    Der andere lachte von Neuem. »Ja«, sagte er. »Ausgehungert und
ausgetrocknet bin ich schließlich gelandet. An der Küste der Irischen See. Wie
ich dort hingelangt bin, weiß ich nicht. Zu dem Zeitpunkt hatte ich fast
gänzlich die Orientierung verloren.« Er hustete lange, um dann fortzufahren.
»Danach habe ich mich nach Süden durchgeschlagen. Obwohl die Straßen nicht mehr
sicher sind, habe ich es geschafft. Vielleicht lohnte es sich einfach nicht,
mich zu überfallen und auszurauben.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Als
ich die Stadt dann endlich erreichte, hatte ich allerdings Pech. Da wurde ich
nämlich von einer Horde Echsenboys überfallen. Hast du die schon gesehen? Die
tauchen jetzt überall auf, ziehen in Banden durch die Straßen und terrorisieren
die Leute. Ich wurde zusammengeschlagen, und als die Polizei aufkreuzte, war ich
derjenige, den man verhaftet hat. Vielleicht meinten sie, das sei zu meinem
eigenen Besten. Diese Zellen sind zurzeit wahrscheinlich der sicherste Ort in
der ganzen Stadt. Und ständig spricht es zu mir, flüstert es mir Dinge zu,
obwohl ich die Trommeln nicht mehr hören kann.«
    Â»Es? Was meinst du damit?«
    Â»Es sieht aus wie ein Ei«, stellte der andere überrascht fest.
»Warum, weiß ich auch nicht. Eigentlich hatte ich ein Buch erwartet. Das Ei ist
ganz klein und sehr hübsch. Die Farben … die kann ich sogar im Dunkeln sehen.«
    Die Übertragung, dachte Orphan. Aber was war das? Eine Geschichte,
die ihm Byron in einem verräucherten Pub erzählt hatte. Eine Legende, ein
Glaubensartikel, an den sich diejenigen klammerten, die nichts anderes hatten.
Gab es die Übertragung wirklich? Und wie ging sie vor sich?
    Â»Hast du es noch?«, fragte er. »Hast du das Ei noch?«
    Â»Es ist immer bei mir. Ich höre es die ganze Zeit, ob ich wach bin
oder schlafe.«
    Â»Zeig es mir.«
    Schweigen.
    Â»Zeig es mir!«
    Der andere stand auf, trat an das Gitter und sah Orphan starr an.
»Es gehört nicht dir«, sagte er.
    Â»Zeig es mir.«
    Der andere griff in seine

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