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Bookman - Das ewige Empire 1

Bookman - Das ewige Empire 1

Titel: Bookman - Das ewige Empire 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lavie Tidhar
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Bettler mit leiser, wie aus weiter Ferne
kommender Stimme. »Ein Freund, der sieht, was das Meer wieder an diese Küste
gespült hat. Das hat nichts mit Magie, sondern nur mit Logik zu tun. Seien Sie
vorsichtig, Orphan. Dies sind keine günstigen Zeiten für einen Prinzen.«
    Â»Was … was haben Sie mit mir gemacht?«, fragte Orphan lallend. Vor
seinen Augen verschwamm alles.
    Als er wieder zu sich kam, war der Bettler verschwunden. Die Flasche
hielt Orphan noch in Händen. Der Rest des Whiskys hatte sich auf seine Kleidung
ergossen. In dem Moment versetzte ihm jemand einen Tritt, der nicht sonderlich
hart ausfiel. Als er den Kopf hob, erblickte er zwei bullige Polizisten.
    Â»Völlig besoffen!«, sagte der eine. »Hilf mir mal, ihn
hochzukriegen, Harry.«
    Â»Den fass ich nicht an, Bert!«, erwiderte der andere. »Der Letzte,
den ich gefunden habe, hat mich vollgekotzt!«
    Bert kicherte. »In unserem Job kann man nie genug Erfahrungen
sammeln«, sagte er. »Na komm, richten wir ihn auf.«
    Orphan wurde auf die Füße gestellt und blieb schwankend stehen, ohne
sich übergeben zu müssen, wofür die Polizisten zweifellos dankbar waren.
    Â»Keine Bange, mein Junge, wir bringen dich jetzt in eine hübsche,
trockene Zelle, wo du deinen Rausch ausschlafen kannst«, sagte Bert. »An einem
solchen Tag solltest du nicht draußen auf der Straße sein. Da könnten dich die
Echsenboys erwischen.«
    Â»Oder die Rebellen«, fügte Harry hinzu. Sie nahmen Orphan in die
Mitte und führten ihn ab. Er versuchte, etwas zu sagen, wollte ihnen mitteilen,
dass es ihm gut gehe und sie ihn in Ruhe lassen sollten, was ihm jedoch nicht
gelang. Stattdessen lief ihm der Sabber aus dem Mund. Harry fluchte, während
sein Partner leise in sich hineinkicherte.
    Â»Vielleicht wird ja alles besser, wenn der König zurückkommt«, sagte
Harry leise.
    Â»Halt die Klappe, Harry«, entgegnete Bert. »Du weißt nie, wer
zuhört.«
    Den restlichen Weg zum Polizeirevier legten sie schweigend zurück.
Die Straßen waren nach wie vor menschenleer. Auch auf dem Polizeirevier, das
nur mit wenigen Polizisten besetzt war, empfing sie eine geradezu unheimliche
Stille. Bert und Harry brachten Orphan zu den Zellen hinunter, die bis auf
eine, in der eine reglose Gestalt lag, leer waren. Nachdem sie ihn in eine
Zelle geschafft hatten, sank er kraftlos zu Boden. Wieder versuchte er, etwas
zu sagen, brachte jedoch kein Wort heraus.
    Â»Schlaf dich aus, Jungchen«, sagte Bert. »Wir tun dir nur einen
Gefallen, das kannst du mir glauben.«
    Â»An so ’nem Tag …«, meinte Harry und schüttelte vielsagend den Kopf.
    Â»Wenigstens hat man den Ripper endlich erwischt«, sagte Bert. »Hast
du gehört, mein Junge? Letzte Nacht haben sie seine Leiche gefunden.
Irgendjemand hat ihn erschossen.«
    Â»Wurde auch Zeit«, sagte Harry.
    Benommen bewegte Orphan die Lippen. Er konnte nicht hierbleiben. Wie
war er in diese Lage geraten? Als Bert die Zellentür abschloss, versuchte er
erneut zu sprechen.
    Â»Was hat er gesagt?«, fragte Harry.
    Â»Gelallt hat er«, meinte Bert.
    Â»Nein, Bert, hör doch mal hin«, sagte Harry und sah Orphan durch die
Gitterstäbe an. » Sattler hat er gesagt.«
    Orphan versuchte es noch einmal. Die zwei Polizisten wechselten
einen Blick und wurden plötzlich sehr ernst.
    Â» Adler hat er gesagt, Harry«, stellte Bert
fest.
    Ein kurzes, bedeutungsschweres Schweigen trat ein.
    Â»Meint er etwa Inspektorin Adler?«, flüsterte
Harry. »Was sollen wir jetzt machen, Bert?«
    Â»Ihn hierbehalten«, antwortete Bert. »Fürs Erste. In seinem Zustand
kann er nirgendwohin. Hier ist er wahrscheinlich am sichersten.«
    Â»Und was ist mit der Inspektorin, Bert?«, hakte Harry nach. »Das
könnte uns ’ne Menge Ärger einbringen.«
    Â»Sprich nicht so laut«, sagte Bert. »Wir sollten erst mal
nachdenken, Harry.«
    Â»Ob eine Tasse Tee da hilfreich wäre, Bert?«, fragte Harry. Der
andere Polizist nickte lächelnd. »Ganz sicher«, erwiderte er.
    Sie ließen Orphan in der Zelle, gingen die Treppe hoch und machten
oben die Tür hinter sich zu.

33
Verwaist
    Ums Himmels willen, lasst uns niedersitzen
Zu Trauermären von der Kön’ge Tod: –
Wie die entsetzt sind, die im
Krieg erschlagen, Die von entthronten Geistern heimgesucht …
    William

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