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Bookman - Das ewige Empire 1

Bookman - Das ewige Empire 1

Titel: Bookman - Das ewige Empire 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lavie Tidhar
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begegnen
gehofft hatte.
    Â»Ich bin wach«, sagte er.
    Â»Gut, gut«, meinte der Arzt und hüstelte. »Willkommen in Guy’s
Hospital.« Er sah Inspektorin Adler von der Seite an und trat ein Stück zurück.
»Sie haben einen schweren Schock erlitten. Trotzdem muss die Inspektorin hier
Ihnen ein paar Fragen stellen, so leid es mir tut. Sie wartet schon seit über
zwei Tagen darauf, dass Sie wieder zu sich kommen. Glauben Sie, Sie sind in der
Lage, mit ihr zu sprechen? Sie müssen nicht.«
    Orphan versuchte, ein Lachen auszustoßen, das jedoch in Husten
überging. »Oh, ich glaub schon, dass ich das muss«, sagte er. Der Arzt deutete
ein hilfloses Nicken an.
    Â»Dann verlasse ich Sie jetzt«, sagte er brüsk. »Ich werde dafür
sorgen, dass eine Schwester in der Nähe ist. Wenn Sie sich der Unterredung
nicht mehr gewachsen fühlen, brauchen Sie sie bloß zu rufen.«
    Â»Danke«, erwiderte Orphan.
    Der Arzt ging. Kurz darauf kam eine Schwester herein, eine kräftig
gebaute Frau in Weiß mit einem heiteren Antlitz. Sie half Orphan, sich im Bett
aufzusetzen, und schob ihm zwei Kissen hinter den Kopf. »Seien Sie nachsichtig
mit Dr. W.«, sagte sie. »Er hat zwei Tage lang nicht geschlafen, seit diesem
schrecklichen Unfall im Richmond Park. Er ist ein guter Mensch.« Sie warf Irene
Adler (die schweigend ein Stück zurückgetreten war) einen unergründlichen Blick
zu. »Rufen Sie mich, wenn Sie etwas brauchen. Ich bin draußen«, wandte sie sich
wieder an Orphan und verschwand durch die Tür.
    Und ließ Orphan mit Inspektorin Adler allein.
    Jetzt, da er ihr ausgeliefert war, schien die Inspektorin es nicht
mehr besonders eilig zu haben, mit der Befragung zu beginnen. Schweigend stand
sie da und musterte Orphan, als betrachtete sie ein kleines, aber
faszinierendes Beweisstück. Sie sah, fand Orphan, wie jemand aus, der daran
gewohnt war zu warten; sie sah wie eine Polizistin aus.
    Orphan war ihr dankbar, dass sie schwieg. Vor seinem inneren Auge
hatte er immer noch das Bild der brennenden Lucy, der Flammen, die auch ihn zu
verzehren drohten. Gilgameschs Brief, seine Fahrt nach Richmond, die Menge,
durch die er sich gedrängt hatte, Moriartys Rede, Lucys Lächeln, das sich in
nichts auflöste …
    Wellen schwarzer Verzweiflung schlugen über ihm zusammen.
    Â»Sie haben gehört, was die Schwester gesagt hat«, meinte Irene
Adler, indem sie zu Orphan ans Bett trat, um ihn mit nachdenklicher, ein wenig
trauriger Miene zu betrachten. »Das im Park war ein schrecklicher Unfall.« Sie
verschränkte die Arme vor der Brust. Sie hat, dachte Orphan, eine wunderschöne
Stimme. Die Stimme einer Sängerin. Er blickte ihr in die Augen, wo er wider
Erwarten Mitgefühl entdeckte.
    Â»Ein Unfall«, wiederholte er – Worte, die so bitter schmeckten, dass
er sie wie eine verdorbene Speise ausspuckte.
    Â»Ja«, sagte Irene Adler, um erneut in Schweigen zu fallen. »Wissen
Sie«, fuhr sie nach einer Weile fort, »ich interessiere mich schon seit einiger
Zeit für Sie.«
    Â»Für mich?«, gab er überrascht zurück. Die Inspektorin schüttelte
lächelnd den Kopf, als ermahnte sie einen widerspenstigen Jungen. »Sie gehören
zu den Leuten aus Porlock, nicht wahr, Orphan? Sie und Tom Thumb und Billy
Conroy und Reece DuBois, genannt Skalpell. Sie machen sich einen Spaß daraus,
prominente Schriftsteller bei der Arbeit zu stören, indem Sie sich als Clowns
verkleiden und den armen Ed Lear zitieren, als seien seine Verse die Worte
eines irren biblischen Propheten. Und dabei sind Sie so selbstsicher, so
dreist, als könnte Ihnen nichts und niemand etwas anhaben.«
    Die Leute aus Porlock! Verwirrt blickte er zu ihr hoch. »Das wussten
Sie?«
    Â»Natürlich wusste ich das, verdammt noch mal«, entgegnete Irene
Adler. »Sie mögen ja wenig von Scotland Yard halten, aber Dummköpfe sind wir
nicht … und ganz gewiss keine Clowns.«
    Â»Ich …«, stammelte er. »Wollen Sie mich jetzt verhaften?«
    Â»Sie verhaften?« Sie schien über die Frage nachzudenken. »Weil Sie
sich zum Narren gemacht und obendrein den lieben Oscar verhohnepipelt haben?
Ein verlockender Gedanke, dem ich aber nicht nachgeben werde.«
    Orphans Verwirrung nahm zu. »Aber was wir getan haben … die Königin …«
    Die Inspektorin zuckte die Achseln. »Les Lézards

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