Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)
der Botschaft von Preußen zugedacht.« Er leckte seinen Zeigefinger an und blätterte weiter. »Das hatte fürwahr einige diplomatische Schwierigkeiten zur Folge.«
»Der Spion, den ich verfolgt habe, war im Wesentlichen verantwortlich … «
Das Heben einer Augenbraue genügte, und die Widerrede erstarb ihr auf den Lippen. Eliza rutschte unbehaglich auf ihrem Sessel herum, als er fortfuhr. »Und dann haben wir hier noch die Operation Darkwater .« Bei den Göttern, sie hatte so gehofft, er würde diese Sache nicht zur Sprache bringen, obwohl er es selbstverständlich tun würde. »Die Zerstörung von Nemos Stützpunkt und der Verlust seiner Baupläne der Nautilus müssen als die bei Weitem verhängnisvollste Ihrer sogenannten ›spontanen Entscheidungen‹ erachtet werden.«
Dieses Mal versuchte Eliza gar nicht erst sich zu rechtfertigen. Stattdessen hielt sie den Atem an. Würden sie ihr wieder die zugeteilten Mittel für die Waffenkammer kürzen oder womöglich sogar ihren Agentenstatus herabstufen?
Dr. Sound schob die Aktenordner zurück und trommelte mit den Fingern auf der Schreibtischplatte. »Angesichts aller bisherigen Vorfälle ist die Missachtung Ihrer Befehle in Bezug auf Agent Wellington Books jedoch besonders besorgniserregend.«
Eliza schluckte. Seit dieser verrückten Flucht war sie sich durchaus darüber im Klaren gewesen, dass der Ärger nicht lange auf sich warten lassen würde. Also reagierte sie, wie sie es immer tat, voller Inbrunst. »Agent Books ist einer von uns, Dr. Sound, ein Mitarbeiter des Ministeriums! Und als ich ihn dort sah, konnte ich ihn nicht einfach exekutieren.«
»Und was hat Sie auf die Idee gebracht, Sie hätten das Recht, den Befehl schlichtweg zu ignorieren? Wie konnten Sie sicher sein, dass Agent Books nicht zum Verräter geworden war? Als Chefarchivar ist er immerhin in alle Geheimnisse des Ministeriums eingeweiht.«
»Es war so ein Gefühl, Doktor. Ein Instinkt. Derselbe Instinkt, der mich im Einsatz am Leben hält. Und den Sie vielleicht gar nicht begreifen können, nachdem Sie Ihre Zeit doch ausschließlich hier verbringen.«
Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. Ihr Temperament. Es gab nichts, was sie hätte tun können, um ihre Worte zurückzunehmen, aber sie konnte es eben nicht ausstehen, wenn sie für ihre Einsätze zur Rede gestellt wurde. Sie war eine der Besten, die das Ministerium hatte. Ihre Methoden mochten unorthodox und endgültig sein, doch sie führten stets zum Erfolg.
Dr. Sound musterte sie mit ungerührter Miene.
»Ich habe mir Books genau angesehen und hatte einfach das Gefühl, dass man ihn nicht gebrochen hatte. Und da er einer von uns ist, habe ich nach eigenem Ermessen eine Entscheidung getroffen, so, wie es im Einsatz mein gutes Recht ist. Wir haben noch nie einen der Unseren verloren … « Sie geriet ins Stocken und setzte neu an. »Wir haben noch nie einen unserer Leute ausgeschaltet. Und ich hatte keinesfalls vor, die Erste zu sein, die mit so etwas anfängt.« Dann gestattete sie sich ein Feixen. Wenn schon, denn schon. »Außerdem war es eine viel größere Herausforderung, ihn lebend herauszuholen.«
»Und diese Eigenmächtigkeit, Agentin Braun, ist genau das, was mir Sorge bereitet. Es geht hier bei uns im Ministerium nicht darum, dass Einzelne spontan nach ihren Impulsen agieren, noch dazu im Namen der Königin. Will man die Schatten der Bedrohung und des Bösen besiegen, so muss man selbst zum Schatten werden. Wir beschützen das Empire im Geheimen – ein wichtiges Detail, das Sie, wie es scheint, gern übersehen … allzu gern. Sie könnten sich von Ihren Vorgängern ruhig eine Scheibe abschneiden und sich möglicherweise etwas weniger auf Schwarzpulver und Dynamit verlassen.«
»Aber ich mag Schwarzpulver und Dynamit.« Ihr war sehr wohl bewusst, dass sie sich wie ein trotziges Kind anhörte, dem man sein Lieblingsspielzeug wegnehmen wollte, doch genau so behandelte er sie ja auch.
Dr. Sounds Mundwinkel zuckte, und sie hoffte schon, dass er ein Lächeln unterdrückte – aber es war überaus flüchtig. »Aufgrund Ihrer Vorgeschichte und Ihrer Neigung zu ›spontanen Entscheidungen‹ sind disziplinarische Maßnahmen bedauerlicherweise unumgänglich.«
In Elizas Kopf überschlugen sich die Vermutungen. Vielleicht würde der gute Mann sie wieder der Außenstelle des Ministeriums im Fernen Osten zuweisen – das wäre aber im Grunde keine große Strafe. Doch seine nächsten Worte waren eine Überraschung.
»Zuvor
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