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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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harten Plonk im Schreibtisch stecken, aber diesmal schlug das Heft gegen einen der Tonkrüge, der prompt in Scherben ging – und das viel zu laut für ein derart kleines Gefäß.
    Wellington blieb reglos sitzen und sah zu, wie die Scherben über den Schreibtisch flogen.
    »Sehen Sie, was ich meine, Welly?«, sagte Braun und setzte sich aufrecht hin. Widerwillig griff sie sich Handfeger und Schaufel, die neben dem Schreibtisch standen, und fegte die Scherben zusammen, während sie weiterredete. »Normalerweise treffe ich immer mein Ziel; aber eine Woche in diesem Kerker verdirbt mir bereits mein Augenlicht.« Klappernd und klirrend landeten die Bruchstücke in dem metallenen Papierkorb. »Zumindest ist es ein sauberer Kerker. Das muss ich Ihnen lassen, Kumpel. Sie leisten hier unten wirklich gute Arbeit. Nur weiß ich nicht, ob ich dafür geschaffen bin.«
    Wellington massierte sich den Nasenrücken und schob dabei seine Brille die Stirn hinauf. Er musste sich ermahnen zu atmen.
    »Alles in Ordnung, Welly?« Wäre die Frage aus ihrem Mund nicht so absurd gewesen, hätte sie ihn zum Lachen gebracht.
    »Geht gleich wieder«, antwortete er mit zusammengebissenen Zähnen. »Das war … « Und seine Worte verloren sich, als er auf die Stelle deutete, wo zuvor der Krug gestanden hatte.
    Sie folgte seinem Blick und zog die Augenbrauen hoch. »Oh. Ähm … oje … war der wertvoll?«
    »Agent Hill hatte einen Auftrag in Amerika. Südamerika, um genau zu sein. Er hat dort ein Untergrundnetz aufgedeckt, das den Dschungel nach diesen Krügen durchkämmte. In einer bestimmten Reihenfolge angeordnet, hätten diese Krüge einen Lageplan ergeben.«
    »Tatsächlich? Wie geistreich!« Braun wurde plötzlich munter, war fasziniert. »Wofür?«
    Wellington schloss das vor ihm liegende Bestandsbuch. »Die Versunkene Stadt – Eldorado.«
    Sie nickte langsam. »Ah. Und alle Krüge müssen … unversehrt sein … und nicht in … « Braun schaute zwischen dem Papierkorb und der leeren Stelle auf dem Schreibtisch hin und her, und noch immer nickend sagte sie: »Das ist … nun ja … Tut mir leid, Welly.«
    Plötzlich erregte ein stechender Schmerz Wellingtons Aufmerksamkeit. Als er den Blick senkte, sah er, dass er die Fäuste geballt hatte und seine Knöchel weiß hervorgetreten waren. Er spreizte die Finger und spürte, wie das Prickeln nachließ und die wohlige Wärme des endlich wieder zirkulierenden Blutes in seine Hände zurückkehrte.
    Sein Blick sprang von seinen Händen zu dem gesicherten Tagebuch und weiter zu der strafversetzten Agentin, die ihm gegenübersaß. Diese letzten sieben Tage waren die reinste Katastrophe gewesen. Und wenn die analytische Maschine nicht gewesen wäre, hätte Eliza D. Braun das Archiv vermutlich in den Zustand zurückversetzt, in dem er es vor über vier Jahren vorgefunden hatte. Er war nicht sicher, ob sie tatsächlich nicht katalogisieren konnte oder ob sie sich schlichtweg dafür entschieden hatte, seine Anweisungen zu ignorieren und einfach alles falsch zu katalogisieren. Nach ihrer Arbeitsauffassung eignete sich jeder freie Platz im Regal wunderbar als Ablagestelle für irgendein beliebiges Asservat. Und wenn er nicht gerade dabei war, ihr zum wiederholten Male die Methode des korrekten Katalogisierens zu erklären, sah er sich unentwegt gezwungen, seine Differenzmaschine zu überprüfen. Denn an Tag fünf war es Agentin Braun irgendwie gelungen, sie mit Befehlen komplett zu überladen – und er wusste ganz genau, dass er sie genau davor immer wieder gewarnt hatte.
    Ihm war jedoch aufgefallen, dass sich Brauns Fähigkeiten voll entfalteten und ihre Effizienz sich auf eklatante Weise steigerte, sobald Agent Campbell ihnen einen Besuch abstattete. Und obwohl er diesen Wunsch bei sich nie für möglich gehalten hätte, hoffte er insgeheim, der Australier möge häufiger vorbeischauen.
    Eliza Brauns endlose Wiederholungsfehler und ihre subtilen Widersetzlichkeiten führten Wellington fortwährend vor Augen, wie übel ihm das Schicksal in Bezug auf das schöne Geschlecht in jüngster Zeit mitgespielt hatte. Bevor er zum Dienst mit seiner einstigen Retterin und jetzigen Botin der Zerstörung verurteilt worden war, hatte es nämlich bereits eine Reihe von unglückseligen Ereignissen gegeben, die ihn letztendlich in die Antarktis gebracht hatten. Doch ganz im Gegensatz zu seiner Kollegin war die Dame, mit der er vor mehr als einem Monat Tee getrunken und einen Nachmittag verbracht hatte, genau das

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