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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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gewesen: eine richtige Dame, eine auffallende Schönheit, und Wellington hatte sich überglücklich geschätzt, dass sie zufällig quer durch den Teesalon Blickkontakt aufgenommen hatten. Er wäre heilfroh gewesen, einen Freund oder wenigstens einen Kollegen zu haben, mit dem er über sein weiteres Vorgehen hätte plaudern können. Womöglich hätte dieser ihm einen guten Rat gegeben oder sogar eine Warnung ausgesprochen. Doch stattdessen war er – ungeschickt wie immer – in eine Verabredung mit einer italienischen Schönheit gestolpert. In einem Park. Solch durchdringende grüne Augen. Mittlerweile hatte er immerhin erkannt, dass ihm nicht nur ihre Augen und ihr äußerst attraktiver Busen hätten auffallen dürfen. Welche richtige Dame würde schon vorschlagen, so spät noch in einen Pub zu gehen, und sich dazu erbieten, die erste Runde von Getränken zu bezahlen? Und die erste Runde war zugleich die letzte gewesen, an die er sich erinnern sollte.
    Und nun saß er seiner wohlverdienten Strafe direkt gegenüber. Hätte er sich doch nur die Zeit genommen und über sein »Glück«, den Blick einer italienischen Venus auf sich gezogen zu haben, einen Moment, einen einzigen kostbaren Moment nachgedacht, wäre seine Domäne im Ministerium jetzt nicht von dieser Harpyie aus den Kolonien besudelt worden.
    Geduld, Wellington, sagte er sich. Dr. Sound hat das aus einem bestimmten Grund getan, und es muss ein guter Grund sein. Schweigend betrachtete er die Agentin und wiederholte den Gedanken wie ein Mantra.
    »Was ist?«, keifte Braun, als er nicht aufhörte, sie anzustarren.
    Es muss einen guten Grund geben, versicherte Wellington sich erneut. Das, oder der alte Mann baute langsam ab.
    »Ich denke«, sagte Wellington schließlich und tippte eine Ziffernfolge in die analytische Maschine, »wir bedürfen einer Veränderung.«
    Eliza deutete auf die verbliebenen Tonkrüge. »Sie legen sie diesmal nicht zusammen mit den Notizen in den Korb?«
    »Um die Krüge kümmere ich mich später. Vielleicht kann ich die Karte ja aus dem Gedächtnis rekonstruieren.« Wellington warf einen Blick auf die leere Stelle, wo zuvor der Krug gestanden hatte, und ließ dann verzagt die Schultern hängen. »Vielleicht.«
    Er drückte die Eingabetaste der analytischen Maschine und … nichts geschah.
    »Welly«, sagte Eliza und nahm kurz ihre Unterlippe zwischen die Zähne, »weder schreibt man Eldorado mit ›s‹, noch Stadt mit ›o‹.«
    Er schaute auf die Anzeige:
    VERSUNKENE STODT ELDORSDO
    »Ah, verflixt und zugenäht!«, schnaubte er und gab die Stichworte von Neuem ein.
    »Ich hätte ja gedacht«, hob Eliza an und neigte den Kopf zur Seite, während sie ihn beobachtete, »da Sie zum einen Archivar sind und zum anderen dieses verdammte Ding selbst gebaut haben, wäre das Tippen eine Ihrer leichtesten Übungen.«
    »Hätten Sie also gedacht, ja?«, brummelte Wellington und hieb mit dem Zeigefinger auf jede weitere Taste ein, während er fortfuhr. »Ich habe die schöne Kunst des Tippens jedoch weder an der Universität noch anderenorts erlernen können. Also. Habe. Ich. Mich. Selbst.« Und schließlich, mit einem prüfenden Blick auf die Anzeige, schlug Wellington auf die letzte Taste und betonte diese mit dem letzten Wort seiner Gegenwehr: »Unterrichtet.«
    Als sich das Flaschenzugsystem sirrend in Bewegung setzte, deutete er auf die dunklen Gänge hinter Braun.
    »Also dann, wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
    Mit einem Klicken verschwand die Klinge im Stilettschaft , und Braun war auf den Beinen, folgte ihm in die Reihe mit den jüngeren Fallakten. In einem Anfall von Zuversicht verspürte Wellington einen Funken Hoffnung, dass sein unerwarteter Lehrling diesen geheiligten Boden vielleicht doch noch schätzen lernte. Als Wellington den Posten angenommen hatte, war die Katalogisierung alles andere als vollkommen gewesen, und er hatte die Herausforderung geschultert wie Atlas die Weltkugel. Wie schön es wäre, wenn er diese Erfüllung mit jemandem teilen könnte …
    Hinter ihm stieß Eliza unüberhörbar den Atem aus, womit sie ihren Unwillen nicht gerade feinsinnig zum Ausdruck brachte.
    Nun ja, immerhin hatte sie es geschafft, dieses überaus ärgerliche Leck zu finden und zu reparieren. Womöglich war das so etwas wie ein erster Schritt.
    Vor dem schwarzen Ziegelstein, der das Ende des Archivs markierte, wandte er sich nach links auf eine kleine Treppe zu.
    »He, Welly!«
    Er drehte sich zu Braun um, die sich offenbar mehr für die

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