Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)
gekleidet, die andere mittleren Alters.« Sie kicherte, als sie hinzufügte: »Die zweite Frau, ganz in Dunkelblau, trägt genug Diamanten, um einen ausgewachsenen Elefanten zu ertränken.«
»Ich frage mich, ob sie die wohl behalten wird«, gab Wellington zurück, während er Elizas Hand nahm und sie zum Logeneingang führte, »schließlich kenne ich Ihre Vorliebe für schönen Schmuck.«
»Ach herrje, liebster Wellington, wofür halten Sie mich?« Sie seufzte und brachte ein höfliches Lachen hervor. »Ich stehe im Dienst Ihrer Majestät.«
»Und dessen Vorzüge sind höchst augenfällig – in Anbetracht Ihrer Wohnung.«
»Kritisieren Sie etwa meinen kultivierten Lebensstil?«
»Ich bin lediglich ein guter Beobachter.« Er lachte leise.
Brüskiert klappte sie ihren Fächer auf und ließ sich durch die Menge führen. »Wissen Sie was, Wellington? Wenn man uns so hört, könnte man glauben, dass wir verheiratet sind.«
»Ich könnte mir nichts Unangenehmeres vorstellen«, Wellington legte ihr die Hand auf den Rücken, »als mit einer wandelnden Waffenkammer verheiratet zu sein. Sie, meine liebe Miss Braun, sind der beste Beweis für die Behauptung, dass man Junggeselle bleiben sollte.«
Unglücklicherweise traten sie in diesem Moment auf den Platzanweiser zu, und Eliza musste sich ihre Erwiderung auf diesen unerhörten Scherz verkneifen. Als der Mann die Tür öffnete, glitt sie mit der ganzen Ergebenheit einer schicklichen englischen Ehefrau auf ihren jüngst erworbenen Platz.
Sobald die Tür geschlossen war, legte Wellington seinen Koffer hinter seinen Stuhl, warf galant den Rockschoß zurück und setzte sich. Sein Blick ruhte auf der Bühne. »Wie man hört, soll diese Inszenierung äußerst beeindruckend sein.«
Eliza funkelte ihn an, was jedoch wirkungslos verpuffte, da er nicht einmal in ihre Richtung sah. »Ich hoffe, Sie haben eine gute Erklärung parat, warum wir uns über unserem Observierungsobjekt befinden müssen. Die gängige Praxis ist doch, sich in Sichtlinie aufzuhalten.«
»Das weiß ich«, erwiderte er milde.
»Sie verhalten sich also absichtlich gegen die Regeln?« Ihr gefiel es ganz und gar nicht, dass sie ein bisschen klang wie ein Fischweib.
»So scheint es, nicht wahr?«
Wäre es ihr möglich gewesen, wäre sie tiefer in ihren Stuhl gerutscht und hätte ihm böse Blicke zugeworfen. Aber ihr Korsett verlangte eine aufrechte Sitzhaltung.
Verdammt, jetzt begann das Orchester auch noch, die Instrumente zu stimmen.
»Gut, und was machen wir nun?« Selbst in ihren Ohren klang sie mürrisch.
»Nun«, erwiderte Books sichtlich vergnügt, »warten wir ab.«
»Ach.« Das Saallicht wurde gedämpft. »Entzückend.«
Doch es würde sie nicht entzücken. Das wusste sie. Es war schließlich die Oper.
Kapitel 17
In welchem Mr. Books seine Erfindung preisgibt und unser tollkühnes Duo für Königin und Vaterland eine kleine Lauschattacke durchführt
Die Oper ist etwas, das man erst nach und nach zu lieben lernt, und keine zwei Aufführungen sind gleich. Über den dramatischen Aspekt hinaus bietet diese Kunstform sowohl fürs Auge als auch fürs Ohr eine Vielzahl von Möglichkeiten. Eine Oper von Mozart verfügt nicht über die gleiche emotionale Bandbreite wie eine von Puccini; und so liebreizend und üppig Bizets Musik auch ist, gibt es nur wenige Komponisten, die epische Erhabenheit so einfangen können wie Wagner. Genauso verhält es sich mit Verdi und seiner Opernfassung von Shakespeares abschreckendem Beispiel für blinden Ehrgeiz. Zwischen den eindringlichen Gesängen der Hexen und den prophetischen Warnungen von Geistern und Visionen erlangt Macbeths Aufstieg und Untergang allein durch Verdis dramatische Arien, kraftvolle Chöre und Staccati eine noch unheilverkündendere Qualität.
Als Wellington den Blick von der Szene, in der Macbeth und seine Gemahlin die Ermordung der Macduffs planen, zu seiner Gefährtin in Loge Nummer fünf wandern ließ, wurde sein Lächeln zusehends breiter. Agentin Eliza D. Braun schien bereit, sich aus der Loge zu stürzen.
»Wissen Sie, was eine entzückende Bereicherung für diese Inszenierung wäre?«, fragte sie, ohne ihre Frustration ernstlich zu kaschieren. »Dynamit. In reichlicher Menge.«
»Miss Braun«, rügte Wellington und musste sich arg beherrschen, um seine Belustigung zu verbergen. »Denken Sie daran, dass wir für Königin und Vaterland hier sind. Und verlieren Sie nicht unsere gegenwärtige Aufgabe aus den Augen. Außerdem«, fügte
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