Borderlands
gewesen sein. Hätte mir beinahe das Vieh wild
gemacht.« Er nickte knapp in Richtung der verkohlten Leiche im Auto. »Ich
konnte nichts tun, Ben. In einen Eimer geht nicht viel Wasser. Als ich hier
ankam, hatte es keinen Sinn mehr, die Feuerwehr zu rufen – das Feuer war fast
runtergebrannt. Hätte ihm sowieso nicht mehr geholfen.«
Das Nummernschild
war zwar beschädigt, aber nicht zerstört; an den erhabenen Zahlen konnte man
erkennen, dass es ein neues Auto war – ein Nissan Primera, soweit ich das
beurteilen konnte. Der Fahrer war allein; der Größe nach zu urteilen, war es
ein Mann, doch die Leiche war so verkohlt, dass ich mir nicht sicher war.
Costello
schickte die beiden Uniformierten – einen weiblichen und einen männlichen
Polizisten – an die Arbeit und kam zu uns. Die Polizistin lächelte traurig, als
sie mit einer Rolle blau-weißem Absperrband an uns vorbeikam, das sie an einer
Hecke hinter uns befestigte und dann abwickelte.
»Meinen Sie,
es war ein Unfall?«, rief Cuthins, der nicht näher ans Auto herangehen mochte.
Rechts neben der Fahrerseite sah ich eine Pfütze Erbrochenes – wahrscheinlich
hatte Petey mehr gesehen, als ihm lieb war.
»Ich glaube
nicht«, erwiderte Costello und klopfte mir zur Begrüßung auf den Rücken.
Vermutlich hatte er recht: Es gab keinerlei Beulen an der Karosserie, keine
Anzeichen eines Aufpralls an der Stelle, wo der Wagen zum Stehen gekommen war.
Ich sah ins Auto auf die Leiche des Fahrers, der Gestank verbrannten Fleisches
quoll mir in Mund und Nase. »Die Handbremse ist angezogen«, sagte Costello.
»Und der Motor ist abgestellt.« Was bedeutete, dass der Wagen geparkt hatte,
als es geschehen war. Costello schüttelte langsam den Kopf. »Grässliche Sache,
Jungs. Grässliche Sache.«
Ich trat
zurück und spuckte aus, um den üblen Geschmack loszuwerden, während Costello
sein Handy hervorholte, Burgess anrief, der auf der Wache war, und ihm das
Autokennzeichen zur Überprüfung durchgab. »Am besten rufen wir einen Arzt. Und
noch ein paar helfende Hände. Das wird eine lange Nacht.«
Die Beamten von der Spurensicherung mussten
erst nach Strabane fahren, um sich Bogenlampen und einen Generator vom PSNI zu leihen. Mittlerweile war der Nebel mit
Schneeregen durchsetzt, gefangen im fluoreszierenden Lichtschein des ersten
Morgenrots, das gerade am Horizont explodierte. Burgess rief zurück. Er hatte
das Autokennzeichen in der Zentrale überprüfen lassen. Die verkohlten
Überreste, die noch immer im Auto angeschnallt waren, hatten jetzt einen
mutmaßlichen Namen: Terry Boyle, ein junger Mann, der in Dublin Rechnungswesen
studiert hatte und dessen Eltern in Letterkenny lebten. Costello bat mich, der
Familie die traurige Nachricht zu überbringen, und gab mir die Polizistin Jane
Long mit. Als wir gerade losfahren wollten, entdeckte ich John Mulrooney, der
sich über die Gallows Lane auf uns zukämpfte, um die absurde Aufgabe zu
übernehmen, als Leichenbeschauer etwas, das kaum mehr war als ein Skelett und
etwas Brei, für tot zu erklären.
»Himmel, Ben, es ist Heiligabend«, sagte er,
blieb neben uns stehen und drückte die Zigarette aus, die er sich in den Mund
geklemmt hatte, während er Gummischuhe über seine Schuhe gezogen hatte. Mir
fiel auf, dass er unter der Cordsamthose noch seinen Schlafanzug trug – der
paisleygemusterte Stoff schaute hervor und fiel ihm bis auf die Schuhe. »Was
haben wir da?«, fragte er und deutete auf das Auto.
»Selbstverbrennung?«,
schlug ich vor.
Mulrooney
wappnete sich und ging mit angehaltenem Atem zum Auto. Ich beobachtete, wie er
einen Kuli aus der Tasche zog und damit den Schädel leicht umdrehte, um besser
sehen zu können.
Er trat zurück
und spuckte aus, ähnlich wie ich vor kurzem. Bei solchen Gelegenheiten bedauert
man zu wissen, dass Gerüche aus Partikeln bestehen.
»Sieht aus wie
eine simple Erschießung«, sagte er, und ich brauchte einen Augenblick, ehe ich
begriff, dass er keinen Witz machen wollte.
»Was?«
»Sehen Sie
her«, sagte er und deutete auf seinen Kuli. »Eintrittswunde hier;
Austrittswunde vermutlich auf der anderen Seite. Zwei Morde in einer Woche. Das
könnte Lifford zur Mordhauptstadt Irlands machen, wissen Sie.«
»Sehr witzig«,
sagte ich.
»Irgendeine
Idee, wann es passiert sein könnte?«, fragte Costello und trat näher an das
Auto heran.
»Nein. Aber
für den Bericht – ob ihr’s glaubt oder nicht: Er ist tot.«
Terry Boyles Mutter Kathleen umklammerte ein
benutztes
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