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Borderlands

Borderlands

Titel: Borderlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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in
Trümmern auf dem Weg darunter lagen, waren sie nicht mehr zu erkennen.
    Ich saß
gegenüber vom Tor und spähte zu Miriams BMW , der neben dem Landrover stand, den ihr
Mann fuhr, wie es sich für jemanden aus dem Landadel gehörte. Powell jr. lebte
von den Einnahmen aus den diversen Grundstücken seines Vaters – trug aber,
soweit man wusste, zu diesem Wohlstand kaum etwas bei. Die Gefängnisziegel
waren typisch für Powell senior: eine Extravaganz, die niemandem auffallen
würde – er konnte sein Image als Mann aus dem Volk wahren, während die Gerüchte
über seinen Reichtum zu seinem geheimnisvollen Nimbus beitrugen. Der Landrover
hingegen war bezeichnend für seinen Sohn und das mondäne Image, das dieser
pflegte.
    Ich überlegte,
ob ich hineingehen sollte oder nicht, entschied mich dann aber dagegen, auch
weil Powell jr. zu Hause sein würde. Als ich den Gang einlegte, konnte ich mich
des Gefühls nicht erwehren, dass ich beobachtet wurde.
    Ich spülte das Geschirr vom Abendessen,
während Debbie den Tisch abräumte. Die Kinder saßen im Wohnzimmer und sahen zum
x-ten Mal ›Toy Story‹. Debbie ließ zwei Messer ins Spülwasser fallen und
wischte die Arbeitsplatte ab.
    »Vergiss
nicht, dass Penny morgen Abend in der Messe singt«, sagte sie.
    »Ich vergesse
es nicht«, versprach ich.
    »Das will ich
dir auch geraten haben. Sie würde dir niemals verzeihen.«
    »Ich vergesse
es nicht«, sagte ich zum zweiten Mal.
    Sie nickte.
»Habe ich dich heute bei Miriam O’Kane gesehen?«, fragte sie, sah aber nicht
von ihrer Tätigkeit auf, als wäre die Frage Teil unserer normalen Unterhaltung.
    »Wer? Miriam …
Ach, Mrs Pow- Miriam Powell. Ja, ich wollte zu ihrem Mann. Er hat mich am
Sonntag gebeten, mich um einen Eindringling im Zimmer seines Vaters zu kümmern.
Nach der Messe – weißt du noch?«
    »Oh. Darüber
habt ihr geredet? Ich dachte, Miriam hätte dich eingeladen.«
    »Nein. Ich
habe sie … ich weiß gar nicht, wann ich sie zuletzt gesehen habe.«
    »Heute Morgen
offenbar. Hat dein Sergeant jedenfalls gesagt. Caroline, nicht wahr? Miriam war
da, als ich dich anrief, meinte sie.«
    »Ja, das
stimmt. Hat nur vorbeigeschaut, um zu fragen, ob wir Fortschritte gemacht haben.«
    »Da bin ich
sicher. Am Telefon hast du gar nichts davon gesagt.«
    »Nein. Ich
hab’s wohl nicht für so wichtig gehalten.«
    »Hmm«, meinte
sie. »Und? Habt ihr?«
    »Was?«
    »Fortschritte
gemacht«, sagte sie. Dann ging sie ins Wohnzimmer und setzte sich zu den Kindern,
während ich schweigend zu Ende abwusch.

Terry Boyle

5
    Dienstag, 24. Dezember
     
    Als das Telefon um halb vier Uhr morgens
klingelte, nahm ich beim zweiten Läuten ab; ich hatte schlecht geschlafen.
Debbie lag zusammengerollt und von mir abgewandt neben mir, sodass ihr Unmut
über den Wiedereintritt von Miriam Powell in unser Leben selbst im Schlaf nicht
zu übersehen war. Beim Läuten des Telefons regte sie sich, doch ich nahm ab,
ehe die Kinder wach wurden. Es war Costello. Ein Bauer hier aus der Gegend,
Petey Cuthins, hatte in einem ausgebrannten Auto auf der Gallows Lane eine
Leiche gefunden.
    Die Gallows Lane hieß so, weil man dort vor
ein paar hundert Jahren, ehe das Gerichtsgebäude gebaut worden war, die Verbrecher
hingerichtet hatte. Man hatte sie an der Straße, die zur Stadt führte, an den
Ästen dreier wuchtiger Kastanien aufgehängt – eine Warnung an alle Fremden. An
schönen Tagen hatte man von dort einen Panoramablick über die Grafschaften
Donegal, Derry und Tyrone.
    Das Feuer war
erloschen, als ich dort ankam, Dampf stieg zischend von der verbrannten
Karosserie des Autos auf. Costello war bereits mit zwei Uniformierten am
Tatort, die ich erkannte, deren Namen mir jedoch nicht einfielen; die Gesichter
blass, die Augen rot umrandet, kämpften sie schweigend gegen ihre Müdigkeit an.
Petey Cuthins stand vor seinem Tor, mehrere hundert Meter vom Autowrack
entfernt, und bemühte sich, die Pfeife nicht ausgehen zu lassen. Er nickte mir
grüßend zu, als ich aus dem Auto stieg, und murmelte mit zusammengebissenen
Zähnen – er hatte noch die Pfeife im Mund – »frohe Weihnachten«. Eine Kapuze
überschattete sein Gesicht. Ich nickte Costello zu, der den Uniformierten
erklärte, wo sie das Absperrband anbringen sollten, warf einen flüchtigen Blick
ins Autowrack, entschied mich gegen eine genauere Inspektion und ging zu Petey,
um darauf zu warten, dass mein Magen sich wieder beruhigte.
    »Hab den Knall
gehört – das muss der Benzintank

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