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Borderlands

Borderlands

Titel: Borderlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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ihre Stirn gegen meine, und in diesem flüchtigen
Augenblick der Wärme fragte ich mich das auch.
    »Es tut mir
leid … Sie wissen schon … hab die Hand gegen Sie erhoben«, brachte ich hervor,
während sie mir auf das flackernde Blaulicht zuzugehen half, das durch die
Zweige der Bäume um uns drang. Sie tätschelte mir sachte die Schulter – ich
nahm es als Zeichen der Vergebung. »Ich hätte ihn auch nicht schlagen dürfen«,
fügte ich hinzu.
    »Das braucht
niemand zu erfahren, Sir«, sagte sie. »So etwas kommt vor.«
    Ich nickte,
dankbar für die Gelegenheit zu vergessen, dass die Befriedigung, die ich
empfunden hatte, als ich den Jungen geschlagen hatte, meiner Scham darüber in
nichts nachstand.
    Drei Uniformierte hielten die zornige
Traveller-Gruppe in Schach, während die beiden Jungen in zwei separate Wagen
verfrachtet und nach Lifford gebracht wurden. Ich wollte mit McKelvey fahren,
doch Costello ließ das nicht zu, sondern befahl mir, zuerst zum Arzt zu gehen.
Holmes und Williams nahmen McKelvey mit, versprachen jedoch, nicht ohne mich
mit der Vernehmung anzufangen.
    Der Schnee
fiel nun so dicht, dass die Scheibenwischer des Autos überfordert waren. Er
hatte trocken und leicht wie Puderzucker auf der Motorhaube gelegen; als wir
jetzt losfuhren, stob er auf die Windschutzscheibe.
    Der Arzt gab
mir eine Tetanusspritze, dann nähte und verband er meine Hand, allerdings erst,
nachdem er die Haut und die Bänder zurückgezogen und mir den gelblich-weißen
Knochen darunter gezeigt hatte. Wieder stieg mir die Galle in die Kehle, und
ich musste sie herunterschlucken, damit mir nicht erneut schlecht wurde. Als er
mir ein Fläschchen mit Schmerztabletten reichte, schnitt er ein Thema an, über
das ich lieber nicht nachgedacht hätte.
    »Ich habe eine
Blutprobe genommen, Sie wissen schon«, sagte er und blickte mir in die Augen.
Ich nickte und schwieg. » HIV , Hepatitis und so weiter; ich besorge Ihnen die Ergebnisse so schnell
wie möglich. HIV hat
allerdings eine dreimonatige Inkubationszeit; das muss man vielleicht im
Frühjahr wiederholen. Es ist unwahrscheinlich, Inspector, aber trotzdem –
sicher ist sicher, hm?«
    »Sicher …«,
murmelte ich, unfähig, das auszudrücken, was meine Gedanken verdüsterte.
    Nun saß ich im Streifenwagen, während wir
vorsichtig durch die schneebedeckten Straßen von Lifford fuhren und vor der
Polizeiwache schlitternd zum Stehen kamen. Übelkeit setzte meinem Magen weiter
zu, während ich mich damit zu beruhigen suchte, dass McKelvey zu jung war, um
die Krankheiten zu haben, von denen der Arzt gesprochen hatte. Dabei war ich
mir zutiefst bewusst, dass sein Alter die Wahrscheinlichkeit womöglich eher
erhöhte.
    Als ich die
Wache betrat, erkundigten sich mehrere Kollegen, deren Gesichter ich kaum
erkannte, wie es mir ging, und einige klopften mir auf den Rücken oder
schüttelten mir die unverletzte Hand. Der Arzt hatte den Arm in eine Schlinge
gepackt, damit ich ihn hochhielt – aus Gründen der Bequemlichkeit, hatte er
gesagt, doch es zog die Aufmerksamkeit aller auf die Verletzung.
    Ich schlurfte
gerade zum Verhörraum, als Costello mit zwei dampfenden Tassen Kaffee erschien.
Er bot mir eine an.
    »Wie geht’s
Ihrer Hand?«, erkundigte er sich und deutete mit seiner eigenen Tasse auf
meinen Arm.
    »Gut. Ich bin
auf einem Schmerzmitteltrip. Ich kann Ihnen sagen, jetzt verstehe ich, weshalb
Drogen so beliebt sind.«
    Costello
lachte, er hielt es für einen Witz. »Fühlen Sie sich in der Lage, mit unserem
neuesten Besucher zu reden? Wir haben extra auf Sie gewartet.«
    McKelvey saß in der Zelle auf der Kante einer
leichten Metallbank, die an dicken Drahtseilen von der Decke hing. Er trug eine
verwaschene schwarze Jeans, die eng an Beinen und Unterleib anlag, und ein Paar
Nike-Turnschuhe. Obenherum hatte er nur ein weißes T-Shirt getragen, als wir
ihn festgenommen hatten, doch jemand hatte ihm eine Decke gegeben, in die er
sich nun hüllte. Seine Haarfarbe war ein ausgeblichenes Blond, an den Spitzen
beinahe weiß, wie bei einem Albino, und obwohl er die Haare lang trug, sah man
die Ohren, die ihm fast im rechten Winkel vom Kopf abstanden. In einem
Ohrläppchen war eine Kerbe; das andere war mit drei Goldsteckern gepierct. Sein
Gesicht war schmal, die Augen groß und blau, die Wangenknochen hoch, und all
das im Verein mit seiner hautengen Hose verlieh ihm eine feminine Erscheinung.
Am einen Auge hatte er einen üblen Bluterguss, es war beinahe zugeschwollen.
Zudem

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