Borderlands
hörte.
Schließlich
brach ich ganz aus dem Wald hervor, lief am Feldrand entlang und konnte so zu
Whitey aufschließen, als der gerade ins Mondlicht trat. Ich legte ihm die Hand
fest auf die Schulter, den Schlagstock in der anderen Hand, und sprach ihn an.
Was als
Nächstes geschah, weiß ich noch genau; wie in Zeitlupe sehe ich es vor mir.
Whitey wandte mir den Kopf zu, und in seinen Augen erblickte ich eine Mischung
aus Angst und Aggression, weil ich ihn gestellt hatte. Dann packte er meine
Hand und schlug seine Zähne hinein. Ich spürte, wie sie durch mein Fleisch
drangen, bis sie mit solcher Wucht auf meinen Handknochen trafen, dass es mir
durch und durch ging. Ich schmeckte Blut im Mund. Er schüttelte den Kopf, wie
ein Terrier es mit einem Spielzeug tun mochte, ehe er meine Hand losließ. Ich
schrie. Dann zerriss etwas in mir, beinahe hörbar, und ich spürte einen
Adrenalinstoß durch meinen Körper rasen. Ohne nachzudenken, fuhr ich herum und
rammte McKelvey die rechte Faust ins Gesicht. Ich spürte den Nasenknorpel unter
meiner Faust bersten, spürte, wie meine Knöchel knirschend auf seine
Wangenknochen und seine Zähne trafen, und sah, wie sein Kopf nach hinten
schnellte und ihm Blut und Speichel aus dem Mund spritzten.
Er fiel mit
gespreizten Beinen zu Boden, und ich hob den Fuß und trat ihm mit der Hacke in
den Schritt. McKelvey krümmte sich, das Gesicht vor Hass und Scham verzerrt,
und ich sah, wie ein Fleck sich auf seiner Hose ausbreitete, weil seine Blase
sich entleerte. Er besah sich die Bescherung, berührte die feuchte Stelle mit
den Fingerspitzen, als könne er seinen Augen nicht trauen, dann hielt er mir
seine feuchten Finger entgegen. »Ich bring dich um, du Schwein«, stieß er
hervor und rappelte sich hoch, wobei er die Hände schützend vor seine
Genitalien hielt.
Ich wäre
beinahe erneut hinter ihm hergerannt, doch da spürte ich, dass mich jemand am
Arm packte, und fuhr mit erhobener Faust zu Williams herum. Ganz kurz sah ich
Angst oder etwas tiefer Sitzendes über ihr Gesicht huschen. Beschämt ließ ich
die Faust sinken und stammelte eine Entschuldigung. Meine Kollegen verfolgten
den Jungen durch das Unterholz.
Dann schwächte
sich die Wirkung des Adrenalins ab, und der Schmerz in meiner Hand wurde
heftiger; vor Schock und Schmerzen krümmte nun ich mich zusammen und übergab
mich in den Schnee, wo Galle sich mit meinem Blut vermischte, das im Mondlicht
schwarz wie Öl wirkte. Vorübergehend fühlte ich mich erleichtert, dann packte
der brennende Schmerz erneut meine Eingeweide und ich übergab mich abermals,
ich würgte und würgte, bis ich Williams’ Hand auf meiner Schulter spürte. Ich
spuckte aus, um den säuerlichen Geschmack loszuwerden, und wischte mir mit
Schnee dicke Speichelfäden ab. Williams wickelte mir ihren Schal um die Hand
und rief um Hilfe. Dann entdeckte ich in der Ferne Whitey McKelvey, den man auf
mich zustieß. Hinter ihm ragte Jason Holmes auf, hielt McKelvey mit einer Hand
fest im Nacken gepackt und mit der anderen seine mit Handschellen hinter dem
Rücken gefesselten Handgelenke. Als McKelvey stolperte und im Schneematsch
ausglitt, zog Holmes einfach an den Handschellen und riss die Arme des Jungen
so heftig zurück, dass dieser so schnell wie möglich wieder Fuß fassen musste,
wollte er nicht riskieren, sich die Schulter auszurenken.
Als Holmes auf
einer Höhe mit mir war, stieß er McKelvey zu Boden. Dann stellte er dem Jungen
den Fuß in den Nacken und drückte sein Gesicht in den Schnee und Matsch. »Alles
in Ordnung, Sir?«, fragte er. Rote Flecken flackerten vor meinen Augen auf,
schossen hin und her, und alles wurde dunkel.
Einen
Augenblick später kam ich wieder zu mir und konnte mich ganz kurz nicht
erinnern, wo ich war oder warum diese Menschen mich im Schneegestöber
anstarrten. Allmählich nahm mein Verstand die Arbeit wieder auf, und ich
versuchte aufzustehen. Caroline half mir hoch, während Holmes McKelvey auf die
Beine zog und ihn weiter auf die Autos zustieß. Zu meiner Linken führte Harvey
den schwarzhaarigen Jungen, der ebenfalls Handschellen trug. Ich bemerkte einen
Schnitt auf seiner Wange, und unter seinem Auge bildete sich ein Bluterguss.
»Was ist ihm passiert?«,
fragte ich und nickte in Richtung von Harvey und dem Jungen.
»Er ist mit
einem Schlagstock zusammengestoßen«, antwortete Caroline. »Zum Glück war ich
hier bei Ihnen. Was würdet ihr Männer ohne uns Frauen machen, hm?« Sie legte
den Arm um mich und drückte
Weitere Kostenlose Bücher