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Borderlands

Borderlands

Titel: Borderlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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hatten die Schläge, die er abbekommen hatte, offenbar seine Nase in
Mitleidenschaft gezogen, denn beim Sprechen näselte er stark.
    Harvey legte McKelvey Handschellen an und
führte ihn in den Verhörraum, wo wir einen Tisch und genügend Stühle für McKelvey und
das Mordermittlungsteam aufgestellt hatten. Als McKelvey hereinkam, setzte er
sich automatisch in lässiger Haltung hin und nahm sich eine Zigarette aus dem
Päckchen, das ich vor mir liegen hatte. Ich nahm mir selbst eine und steckte
das Päckchen in die Tasche. So könnten wir ihm später bei Bedarf im Gegenzug
für Informationen eine anbieten.
    Costello stellte
wegen der beiden Aufnahmegeräte, die neben uns liefen, alle Anwesenden vor.
Dann bat er McKelvey zum zweiten Mal, zu bestätigen, dass er auf sein Recht auf
einen Anwalt verzichtet hatte. McKelvey lachte und murmelte etwas
Unverständliches, das wir als Zustimmung nahmen.
    »Liam.
Verstehen Sie, warum Sie heute hier sind?«, lautete Costellos sanfte Eröffnung.
    »Klar.
Alimente. Aber nem nackten Mann können Sie nich in die Tasche greifen. Is doch
so.«
    Wir sahen
einander an und versuchten, uns einen Reim auf seine Antwort zu machen.
Schließlich sagte Williams: »Was? Könnten Sie … könnten Sie uns das genauer
erklären, Liam?«
    »Alimente.
Aber die sollten mir dankbar sein. Die Nutten war’n nur Nutten, bis ich denen
ein Brot in den Ofen geschoben hab. Das is denen nich klar, aber das sind
Schlampen, und keiner hat Respekt vor denen, klar? Dann schieb ich denen ein
Brot in’n Ofen, und die Leute haben Respekt vor ihnen, wegen der Gören. Kriegen
alle irgend ne Stütze. Ich verschaff den Schlampen da Respekt. Und ich besorg’s
denen gut«, sagte er und zwinkerte Williams zu, »Sie wissen schon.«
    »Mein Gott«,
sagte Williams angewidert, »da bräuchte es mehr als Drogen, Jungchen.« Costello
warf ihr einen warnenden Blick zu.
    »Liam, kannten
Sie Angela Cashell?«, fragte Costello.
    »Scheiße,
Mann, klar doch. Hab ich Ihnen doch grade gesagt. Sie war ne Schlampe – keiner
wollte die. Ich hab ihr Respekt verschafft.«
    »Sie haben ihr
Respekt verschafft?«, unterbrach ihn Holmes ungläubig. »Und wie haben Sie das
angestellt?«
    »Mit Ihnen red
ich nich«, fauchte McKelvey, regelrecht Speichel sprühend. Costello erklärte,
die Vernehmung werde für eine Pause unterbrochen, und bat uns hinaus. Harvey
blieb bei dem Jungen im Vernehmungszimmer.
    »Was in Gottes
Namen geht da drin vor?«, fragte er, als wir herauskamen.
    »Er denkt, wir
haben ihn hochgenommen, weil er keinen Unterhalt zahlt«, erklärte Williams.
    »Er glaubt
offenbar außerdem, indem er die Mädchen schwängert, tut er ihnen einen
Gefallen, indem er das Stigma, eine ›Nutte‹ zu sein, von ihnen nimmt und es
durch die ehrenhafte Stellung als alleinerziehende Mutter eines ganzen Wurfs
kleiner Whitey McKelveys ersetzt«, sagte ich.
    »Und er
scheint zu glauben, dass Angela Cashell auch schwanger war.«
    »War sie
das?«, fragte Holmes besorgt. »Das wäre dann ja Doppelmord.«
    »Nein. Wenn
sie schwanger gewesen wäre, hätte die Obduktion das gezeigt. Die Frage ist,
warum glaubt er, sie sei schwanger gewesen?«, meinte ich.
    »Es sei denn,
sie selbst hat es ihm gesagt«, spann Costello meinen Gedanken weiter. »Aber
warum würde jemand wollen, dass dieser miese Dreckskerl sich für den Vater des
eigenen Babys hält? Besonders, wenn es gar kein Baby gibt.«
    »Vielleicht
wollte sie ihn halten«, schlug Williams vor. »Vielleicht dachte sie, er wolle
sie sitzenlassen, also hat sie behauptet, sie sei schwanger, weil sie hoffte,
er würde dann bei ihr bleiben. Oder vielleicht hat sie auch gedacht, sie sei
schwanger. In dem Alter kommt die Periode nicht so zuverlässig. Wenn man ein,
zwei Wochen zu spät dran ist, glaubt man schnell, es hätte einen erwischt.«
    »Wirklich?«,
fragte ich lächelnd.
    »Aber ja«,
sagte Williams. »Und das bleibt so, auch wenn man kein Teenager mehr ist.«
    »Vielleicht
wollte sie Geld. Sagt ihm, sie sei schwanger und braucht Geld für das Baby«,
schlug ich vor.
    »Oder für eine
Abtreibung«, stimmte Williams zu.
    »Vielleicht
hat McKelvey gedacht, sie sei schwanger, und hat sie ermordet, damit er nichts
zahlen muss«, meinte Holmes.
    »Nein«,
widersprach Williams. »Sie haben ihn doch da drin gehört. Es interessiert ihn
einen Dreck, wie viele Kinder er hat, er hat sowieso nicht vor, für sie zu
zahlen. Da macht eins mehr doch keinen Unterschied.«
    »Scheiße«,
sagte ich, als es mir

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