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Borderlands

Borderlands

Titel: Borderlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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Initialen der Dame.
Denken Sie daran, junger Mann, wenn Sie diesem entzückenden Mädchen einen Ring
schenken«, sagte er und drohte mir in einer Weise mit dem Zeigefinger, die mich
an meine Großmutter erinnerte. Williams lächelte strahlend, wahrscheinlich weil
er sie als Mädchen und zudem als entzückend bezeichnet hatte. »Aber es war ›Von AC .‹ Ich habe
nachgesehen.«
    Er öffnete das
Geschäftsbuch und blätterte es langsam durch, wobei er immer wieder die
Fingerspitzen befeuchtete. Ich versuchte, meine Ungeduld zu bezähmen, und
klopfte mit der Handfläche auf meinen Oberschenkel. Er blickte ostentativ auf
meine Hand, dann sah er mir in die Augen, ehe er sich wieder dem Buch zuwandte
und die Seiten noch langsamer umblätterte, bis er fand, was er gesucht hatte.
    »Ein Mr A.
Costello aus Letterkenny. An das Gesicht kann ich mich nicht erinnern.
Gesichter vergesse ich immer.«
    »A. Costello«,
wiederholte Williams scherzhaft, »doch wohl nicht der Superintendent.«
    »Aber woher
denn«, sagte ich. »Der heißt doch Olly – Oliver.«
    Hendershot las
immer noch im Geschäftsbuch. »Ja, Mr Alphonsus Costello«, sagte er. In diesem
schrecklichen Augenblick, in dem mir alles vor den Augen verschwamm und ich
verzweifelt versuchte, mir einen Reim darauf zu machen, war Williams’ Scherz
plötzlich gar nicht mehr komisch.
    »Wer war das
Mädchen? Seine Frau?«, fragte Williams.
    »Ich glaube
nicht, dass sie seine Frau war«, sagte der alte Mann, schürzte die Lippen und
schüttelte leicht den Kopf. »Aber sehen Sie, Sie haben Glück. Einer der
Diamanten wurde ausgetauscht.«
    »Ja, das hat
man uns schon gesagt.«
    Er sah mich
durchdringend an, wie ein gestrenger Lehrer; dann wandte er sich für den Rest
des Gesprächs ausschließlich an Williams, selbst wenn er auf Fragen antwortete,
die ich gestellt hatte. »Wie auch immer, meine Liebe, mir ist aufgefallen, dass
einer dieser Diamanten sich von den übrigen unterscheidet. Ein rosa Diamant.
Sehen Sie, die Dame, der dieser Ring geschenkt wurde, schickte ihn uns im
November jenes Jahres zurück und sagte, einer der Diamanten sei herausgefallen
und nicht mehr wiederzufinden. Das überzeugt mich nie. Manche Leute lösen
tatsächlich die Edelsteine heraus und verkaufen sie; dann kommen sie zu uns und
sagen, der Stein sei verloren gegangen. Aber dieser Ring war recht kostspielig
gewesen, und so habe ich den Stein durch einen anderen Rosenschliff ersetzt.
Ich musste ihr den Ring dann zurückschicken.«
    »Haben Sie
eine Adresse?«, fragte ich.
    Er blickte in
sein Buch und dann wieder zu Williams. »Sie hieß Mary Knox. Sie hat in Canal
View in Strabane gewohnt.«
    Williams sah
mich an und lächelte unsicher und verstohlen. Wir waren nach Donegal gefahren,
um herauszufinden, dass ein Ring, den man einem ermordeten Mädchen absichtlich
an den Finger gesteckt hatte, fünfundzwanzig Jahre zuvor von unserem eigenen
Superintendent für eine Frau gekauft worden war, die nicht seine Ehefrau war.
Und uns beiden war absolut bewusst, dass er den Ring wiedererkannt haben
musste, als er ihn gesehen hatte, doch er hatte nichts gesagt. Und wir mussten
uns fragen, wie es kam, dass ebendieser Ring in den Besitz eines skrupellosen
Drogendealers wie Ratsy Donaghey gelangt und ihm ausgerechnet einen Monat vor seinem
Tod gestohlen worden war. Ich vermutete, dass Mary Knox, wer sie auch sein
mochte, die Einzige war, die uns diese Fragen beantworten konnte.
    Da Knox eine Adresse in Strabane angegeben
hatte und Costello offensichtlich irgendetwas mit ihr zu tun hatte, dachten
wir, es sei am besten, uns bei Hendry im Norden nach ihr zu erkundigen. Wir
hätten Burgess darum bitten können, doch es war unwahrscheinlich, dass Costello
nicht mitbekommen hätte, was Burgess tat.
    Ich rief
Hendry auf seinem Handy an, und als er das Gespräch annahm, klang er ein wenig
außer Atem, seine Stimme brüchig.
    »Ich hoffe,
ich störe Sie nicht, Inspector«, sagte ich.
    »Ist nur mein
freier Tag, Devlin. Also, was gibt’s?«, erwiderte er in einem Tonfall, den ich
für gespielte Verärgerung hielt. »Wissen Sie was, ich hätte den Fall gleich
übernehmen sollen, ich muss ja sowieso die meiste Arbeit machen.«
    »Ich brauche
Informationen zu einer Spur im Cashell-Mord. Mary Knox.«
    »Wie in der
Legende vom halb gehängten McNaughten?«, fragte er lachend.
    »Gleicher
Name, zweihundert Jahre später. Hat vor fünfundzwanzig Jahren in Canal View in
Strabane gewohnt, falls Ihnen das weiterhilft.«
    Schweigen

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