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Borderlands

Borderlands

Titel: Borderlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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schlafen konnte und euch nicht aufwecken wollte.«
    »Okay«, sagte
sie. »Rückst du mal, bitte? Ich möchte fernsehen.« Dann setzte sie sich ans
Sofaende, nachdem sie mir gerade genug Zeit gelassen hatte, um meinen Kopf in
Sicherheit zu bringen.
    Unter der
Dusche ließ ich meinen Traum aus der vergangenen Nacht nochmals Revue passieren
und beschloss, mich der Aufgabe zu stellen, die ich so fürchtete: Costello mit
meinem Wissen über Mary Knox zu konfrontieren.
    Zum zweiten Mal in einer Woche schritt ich
mit einem dicken Knoten im Magen Costellos geteerte Einfahrt entlang. Der
Morgenhimmel war strahlend blau, die weißen Wolkenfetzen hoben sich umso
stärker davon ab. Die Sonne stand noch tief und enthüllte nur langsam die Berge
im Osten. Doch die Temperatur war über Nacht erneut gefallen, und auf dem
Wasser in dem Vogelbad aus Beton, das mitten auf dem Rasen vor Costellos Haus
stand, bildete sich eine Eisschicht.
    Emily öffnete mir die Tür und lächelte
verwirrt. »Ist irgendetwas nicht in Ordnung, Benedict? Sie sehen ja
schrecklich aus.«
    Ich konnte ihr
nicht in die Augen sehen; in der Tasche hatte ich den Diamantring, den ihr
Ehemann vor fünfundzwanzig Jahren einer Prostituierten geschenkt hatte. Das
älteste Kind der Costellos war fünfunddreißig.
    Der
Superintendent trat hinter sie und steckte sich das gestreifte Hemd in die
voluminöse Cordsamthose. »Benedict«, sagte er lächelnd. »Kommen Sie rein.« Er
war noch nicht rasiert, und die Haare standen ein wenig ab.
    »Ich würde
gerne mit Ihnen reden, Sir. Wenn Sie nichts dagegen haben«, sagte ich und
weigerte mich aus Respekt für Emily, die Schwelle ihres gemeinsamen Heims zu
überschreiten.
    Er wirkte ein
wenig verblüfft, nickte jedoch, nahm einen schweren Steppmantel vom Haken neben
der Tür und folgte mir hinaus zum Auto. »Was gibt’s denn, Benedict? Geht es
wieder um McKelvey?«
    Ich nahm den
Ring aus der Tasche und hielt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger hoch.
    »Cashells
Ring«, sagte er. »Und?« Dann sah er das Foto, das ich aus der Tasche zog, und
sagte nur: »Ah.«
    »Wer war Mary
Knox?«, fragte ich. Es klang emotionaler als beabsichtigt.
    »Fahren wir
ein Stückchen«, schlug er vor.
    1976 war Ollie Costello Sergeant bei An Garda
in Lifford. Er war seit zehn Jahren verheiratet. An einem Juniabend, als der
Himmel königsblau war und der Mond weiß und tief über den  Hügeln stand, kam er eine knappe Stunde nach
der Sperrstunde am ›Coachman Inn‹ vorbei, und ihm fiel auf, dass durch den
Spalt unter der geschlossenen Tür noch Licht fiel.
    Er hämmerte an die Doppeltür und wurde
schließlich eingelassen. Als der Lärm der Zecher um ihn herum verebbte,
entdeckte er eine Gruppe Männer, die sich an der Ecke einer Plattform drängten,
die auch als Bühne für die hiesigen Versteigerungen diente. Keiner der Männer
hatte Costello bisher bemerkt, denn ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf eine
Frau, die über ihnen auf der Bühne stand und sich nach und nach Unterrock und
Unterwäsche vom schwitzenden Körper schälte. Die Männer johlten, während
Zentimeter für Zentimeter weißes Fleisch entblößt wurde, wobei die Frau sich zu
einer Musik wand und schlängelte, die nur in ihrem Kopf zu hören war. Es war
ein zugleich lächerliches und sonderbar sinnliches Schauspiel.
    »So, Madam,
das reicht«, sagte Costello schließlich und klopfte mit seinem Schlagstock auf
die Holzplattform, während die Zuschauer sich hastig zerstreuten.
    »Madam hat
mich noch keiner genannt«, sagte sie und zwinkerte Costello von oben zu,
während sie sich weiter im Kreis drehte, beinahe nackt. Er kletterte mit
einiger Mühe auf die Bühne, zog sich die Jacke aus und legte sie ihr um, wobei
er sich der halbmondförmigen dunklen Schweißflecken, die sich unter den Armen
auf seinem Hemd gebildet hatten, plötzlich sehr bewusst war.
    Sie hüllte
sich in die Jacke und hielt sie mit beiden Händen zu, und dabei schwankte sie
ein wenig; vom Tanzen wie auch vom Alkohol, den sie getrunken hatte, war ihr
schwindelig. Costello legte die Arme um sie, um sie zu stützen, und brachte sie
zur Damentoilette, wo er Wache stand, während sie sich anzog. Dann führte er
sie hinaus zu seinem Wagen, ehe er zurück in die Kneipe ging und den Besitzer
Harry Toland für diese Sperrzeitüberschreitung verwarnte.
    Als er zurück
zu seinem Auto kam, lag die Frau, die gesagt hatte, sie heiße Mary,
ausgestreckt auf dem Rücksitz und zupfte das Loch in ihrem Strumpf vom dicken
Zeh

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