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Borderlands

Borderlands

Titel: Borderlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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schwankte Mary Knox betrunken aus
der Tür. Donaghey stieg aus einem wartenden Auto, half ihr hinein und fuhr sie
nach Hause.
    Als Costello
sie einige Tage später darauf ansprach, warf sie ihm vor, es sei erbärmlich,
wie er da im Dunkeln gesessen und auf sie gewartet habe. Sie erklärte, sie
brauche keinen eifersüchtigen Liebhaber. Sie sagte, sie habe jemand Besseres
als einen Polizisten, der sie beschützte. Er brüllte so laut, dass ihre Tochter
im Obergeschoss anfing zu weinen. Mary Knox gab ihm eine Ohrfeige und nannte
ihn einen Irren. Die Stelle in seinem Gesicht, wo der Abdruck ihrer Hand
bereits rot wurde, brannte. Blindlings griff er nach der Blumenvase aus Steingut
und bedrohte sie damit. Für den Bruchteil einer Sekunde flackerte so etwas wie
Angst in ihren Augen auf, dann lachte sie ihn aus, lachte so heftig, dass ihr
die Tränen übers Gesicht liefen. Ihr Gelächter folgte ihm bis auf die Straße
und noch den ganzen Heimweg über.
    Er sah Mary
Knox nicht wieder. Mehrere Wochen danach, am Silvesterabend, verschwanden sie
und ihre Kinder.
    Mittlerweile standen wir in der Haltebucht
auf der Mitte der Brücke zwischen Lifford und Strabane. Der Verkehr zog an uns
vorüber. Unter uns trat der Foyle den letzten Abschnitt seiner Reise zum Lough
Foyle und weiter zum Atlantik an; ein einzelner Reiher watete durchs flache
Wasser, tauchte den Schnabel neugierig in die trübe Flüssigkeit, hatte jedoch
keinen Erfolg bei der Futtersuche.
    »So, das ist
die ganze Geschichte, Benedict. Warum ich Ihnen vorher nichts davon gesagt
habe? Es war nicht gerade eine meiner Sternstunden, nicht wahr?«
    Ich sagte
nichts, sondern drückte meine Zigarette im Aschenbecher aus. Dann kurbelte ich
das Fenster herunter, um den Rauch abziehen zu lassen, und beobachtete den
Reiher, der seine Suche nun aufgab, die Flügel ausbreitete und aus dem Wasser
aufstieg. »Was hat das mit Angela Cashell zu tun?«, fragte ich schließlich.
    »Das weiß ich
nicht, Benedict. Ehrlich. Wenn ich gedacht hätte, dass es da eine Verbindung
gibt, hätte ich es Ihnen schon früher erzählt.«
    »Es muss da
eine Verbindung geben«, beharrte ich gereizt. »Ratsy Donaghey meldet den Ring
einer Frau als gestohlen, die vor über zwanzig Jahren verschwunden ist; Whitey
McKelvey bekommt ihn in die Finger, behauptet, ihn in einer Disco einer Frau
verkauft zu haben, und am Ende steckt er am Finger eines fast nackten toten
Mädchens, der Tochter eines Ganoven hier aus der Gegend. Zufall ist ja schön
und gut, Sir, aber das ist doch ein bisschen zu viel des Guten.«
    »Ich könnte
das NCIB hinzuziehen.
Ein paar unverbrauchte Köpfe auf den Fall ansetzen. Natürlich bedeutet das,
dass alles ans Licht kommt. Alles.«
    Abgesehen von
der impliziten Drohung, dass auch mein Übergriff auf Whitey McKelvey wieder zur
Sprache käme, widerstrebte es mir ohnehin, die Sache dem National Criminal
Investigation Bureau, der obersten staatlichen Kriminalbehörde, zu übergeben.
Meine Handhabung des Falls war gewiss nicht beispielhaft gewesen, doch ich
hatte das Gefühl, nun endlich auf der richtigen Spur zu sein.
    »Die
allererste Frage ist doch: Wie ist Ratsy Donaghey überhaupt an den Ring
gekommen?«, fragte ich und ignorierte seine Bemerkung.
    »Tja, entweder
hat Mary ihm den Ring gegeben, oder er hat ihn ihr abgenommen«, meinte
Costello. »Und ihr mag ja vielleicht nichts an mir gelegen haben, aber an dem
Ring schon. Der hat ein Vermögen gekostet.«
    Ich ließ den
Motor an und machte Anstalten, zu wenden und nach Lifford zu fahren. »Was
jetzt?«, fragte Costello.
    Ich sah ihn
an, doch ich konnte ihm keine Antwort geben.

13
    Montag, 30. Dezember
     
    Morgens um neun Uhr dreißig traf ich Williams
in unserem Lagerraum-Büro. Sie und Holmes hatten ein Phantombild von dem
Mädchen anfertigen lassen, mit dem Terry Boyle am Abend seines Todes gesehen
worden war. Unglücklicherweise hätte das Bild trotz aller Bemühungen jeden
weiblichen Teenager darstellen können: klein, helle Haare, attraktiv; keine
Augenfarbe, keine auffälligen Tätowierungen oder Piercings. Man würde das
Phantombild an die Presse geben, doch selbst Williams gab zu, sie habe nicht
viel Hoffnung. Holmes war weiterhin suspendiert und blieb zu Hause, wo er zu
viel fernsah und Verdächtige abtelefonierte, deren Namen im Zusammenhang mit
Boyle gefallen waren. Es war eine undankbare Aufgabe, doch er benutzte ein
Handy der Dienststelle, sodass es ihn wenigstens nichts kostete.
    »Sie kommt mir bekannt vor«, sagte

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