Borderlands
über einen der kleineren Zehen. Das Auto roch nach Zigarettenqualm und
Alkohol, Schweiß, Füßen und ungewaschenen Nylonstrümpfen. Costello kurbelte das
Fenster herunter und nahm sein Notizbuch zur Hand. Er schaltete die
Innenbeleuchtung ein und befragte die Frau. Er warnte sie, man könne sie wegen
Erregung öffentlichen Ärgernisses anklagen, und fragte, ob sie jemanden hatte,
den sie anrufen könnte. Währenddessen beobachtete er sie im Rückspiegel, und
plötzlich merkte er, dass die Schweißperlen auf ihrem Gesicht und ihrer Brust
ihn irgendwie erregten.
Sie sagte, sie
habe gehört, es gäbe Männer in Lifford, die gerne mit alleinstehenden Frauen
tanzten. Sie sei alleinstehend. Dann holte sie ihre Zigaretten hervor und
zündete sich eine an. Er sagte ihr, sie dürfe in einem Garda-Wagen nicht
rauchen, und sie lächelte ihn mit den Augen an. Sie fragte ihn, ob er rauche,
und er antwortete: »Manchmal.« Da nahm sie die Zigarette, an deren braunem
Filter dick der Lippenstift klebte, und hielt sie ihm an den Mund. Zunächst widerstand er der
Berührung, nahm dann aber einen Zug und lächelte sie an, während er den Rauch
ausstieß.
Sie zündete
sich eine weitere Zigarette an und erzählte ihm von ihren Kindern, einem Jungen
namens Sean und einem Mädchen namens Aoibhinn. Sie sprach darüber, welche
Sorgen die beiden sich machen würden, wenn sie morgens nicht zu Hause wäre.
Schließlich bot sie Costello an, wenn er sie gehen ließe, anstatt sie
festzunehmen, werde sie etwas mit ihm machen, was ihm gefallen werde.
Er saß vorne
im Auto, und unvermittelt wurde ihm kalt und heiß, er war erregt und
verängstigt und unfähig, zu einer Entscheidung zu kommen, die den
Adrenalinstoß, den er verspürte, abschwächen würde. Und in dem Moment war jeder
Gedanke an seine Frau und die Kinder wie ausgeblendet, und er sagte sich, er
verdiene etwas Spaß im Leben. Er sagte sich, Emily werde ja nie davon erfahren,
und deshalb könne es sie auch nicht verletzen.
Er ließ den
Motor an und fuhr zu einem brachliegenden Gelände, wo sich früher die
Irrenanstalt befunden hatte. Er saß im Dunkeln, während sie zwischen den Sitzen
hindurchkletterte und sich neben ihn setzte. Er wandte das Gesicht von den
Straßenlaternen ab, schloss die Augen und dachte nur an seinen Atem, der sich
beschleunigte und flacher wurde, bis er glaubte, er werde gleich
hyperventilieren. Als sie fertig war, öffnete er die Augen wieder und ließ den
Motor an, während sie den Sicherheitsgurt anlegte und mit Hilfe des
Schminkspiegels ihr Make-up in Ordnung brachte. Er fuhr sie die Viertelmeile
zur Grenze und ließ sie dort hinaus. Sie dankte ihm, und er hätte den Dank
beinahe erwidert. Dann schloss sie die Tür, winkte ihm traurig durch das
Seitenfenster zu, wandte sich um und schritt in den Schatten von Camel’s Hump,
einem wuchtigen Kontrollpunkt der britischen Streitkräfte, der die Gegend
während des größten Teils der Unruhen beherrscht hatte.
Costello fuhr
zur Polizeiwache zurück und ging zur Toilette, wo er sich mehrfach wusch und
sich zwang zu urinieren. Er betrachtete sich im Spiegel: Wasser tropfte aus den
Haaren auf seiner Stirn und von seiner Nase, und ganz kurz dachte er, er müsse
sich übergeben. Doch die Welle der Übelkeit ging vorüber, oder er schluckte sie
herunter; er strich sich die Haare auf dem Kopf glatt, setzte seine Mütze
wieder auf und ging zu Fuß nach Hause, sodass die Brise, die sich vom Fluss
erhob, seine geröteten Wangen kühlen konnte.
Am nächsten
Morgen wachte Costello früh auf und setzte sich still an den Küchentisch,
während es um ihn herum hell wurde. Bereits um kurz nach acht ging er zu Fuß
nach Lifford hinein und kaufte frisches Brot, Orangensaft und einen Strauß
Blumen aus einem Eimer vor dem Supermarkt. Er brachte Emily das Frühstück ans
Bett und lachte ein wenig zu laut über ihre Witze. Er musterte ihr Gesicht
sorgfältig und rief sich all das in Erinnerung, was er an ihr liebte, weswegen
er sie geheiratet hatte.
Zwei Wochen
später hielt er es nicht mehr aus. Er saß an der Zollkontrolle in seinem Auto
und blätterte so lange in seinem Notizbuch, bis er Mary Knox’ Namen und Adresse
gefunden hatte. Er trug Zivilkleidung, damit er die Grenze überqueren konnte.
Dann saß er vor ihrem Haus in Canal View und beobachtete, wie es ihm schien,
eine Ewigkeit die Fenster. Schließlich ging er hinüber und klopfte an die Tür.
Schmetterlinge flatterten in seinem Bauch. Ein faustdicker Knoten
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