Borderline ein Narco-Thriller
Thema durch den Kopf. Um sich davon abzulenken, schnappt sie sich die Mappe, die Doug ihr auf den Tisch gelegt hat. Es handelt sich um ein Dossier, verfasst von eben jenem Jack Markson, mit dem sie in einer Stunde zum Lunch verabredet ist. Vielleicht sollte sie wenigstens
das
überfliegen, bevor sie sich mit ihm trifft.
„Ich nehme den Red Snapper. Und noch ein Wasser bitte.“ Mit einem Lächeln reicht Claire dem Kellner die Karte, nachdem er ihre Bestellung in das kleine Gerät eingegeben hat, das an seinem Gürtel baumelt. Er deutet eine Verbeugung an und verschwindet in Richtung Küche.
Mit leichter Verspätung hat Jack sie kurz nach zwölf abgeholt und zum Lunch nach Harbour Island ins Boathouse eingeladen.
Sicher, DEAs und ihre Spesenkonten
, hat Claire bei sich gedacht, aber nichts gesagt. Warum auch, das Essen ist saugut, dabei aber zu teuer, als dass sie es sich normalerweise leistet.
Über die Gläser seiner Brille mustert Jack sie neugierig. Schon als er sie am Empfang begrüßte, kommentierte er ihr formelles Outfit mit einem „Ich hoffe, Sie tragen die Uniform nicht für mich “, was sie mit einem unverbindlichen Kopfschütteln quittierte.
„Und, schon alles durchgelesen?“ Mit theatralischer Geste verdreht Claire die Augen. Jack lacht prustend los. „Ich auch nicht. Reicht ja für eine Woche Überstunden.“
„Schade, ich habe gehofft, dass ich bei Ihnen abschreiben darf.“ Sie nippt an ihrem Wasser. „Dafür habe ich mir Ihr Dossier angeschaut.“
„Wollen wir nicht vielleicht die Etikette mal sein lassen? Sonst kommt’s mir vor, als hätte ich einen Termin mit den Leuten vom Heimatschutz.“
Claire muss grinsen. „Gern.“
„Also, Claire.“ Erfreut hält der DEA-Agent ihr seine fleischige Hand hin, die Claire schüttelt. Der Kellner bringt einen Korb mit Brotscheiben. Wieder begleitet von seinem devoten Getue.
Belustigt wartet Claire, bis er wieder verschwunden ist.
„Der macht aber einen Wind.“ Jack zuckt mit den Achseln.
„Jedenfalls, ich habe dein Dossier gelesen.“
„Und?“
„Es ist so, na ja … anders.“
Jack runzelt die Brauen.
„Also, du gehst so von dieser technischen Komponente aus. Davon, dass sich die Kartelle, Organisationen, Syndikate oder wie auch immer künftig nicht mehr mit Maschinenpistolen oder Raketenwerfern, sondern mit Lasern und Cyberzeugs bekämpfen. Fast wie bei Star Wars.“
Mit einem Seufzen lässt Jack sich in seinem Stuhl zurücksinken. „Du klingst wie mein Chef!“ Er pausiert, als der Kellner ihr Essen an den Tisch bringt. „Denk mal an die Zetas. Woher kamen die? Genau, desertierte Elitesoldaten. Die haben da unten das ganze System durcheinandergewirbelt. Und das war vor ein paar Jahren. Inzwischen gibt es ganz andere Möglichkeiten und Spezialeinheiten. Die sind technisch und physisch auf einem viel höheren Level. Wenn sich so ein Trupp kaufen lässt und überläuft …“
„Guten Appetit.“
„Äh, klar.“ Er verstummt beleidigt.
18. Kapitel
Kaum hat Pablo ihm Feuer gegeben, sehen sie den Pick-up auf sich zukommen, der eine beeindruckende Staubwolke hinter sich aufwirbelt. Beide schauen sich an, und unwillkürlich fährt Diegos rechte Hand zu der im Gürtel steckenden Glock.
Einige Meter vor ihnen kommt der rostige Ford schlitternd zum Stehen. Es ist Punkt vier, als der Colonel die Tür der Beifahrerseite öffnet und sie zu sich winkt: „Willkommen in Sells International, Mister Locando.“ Während er Diego seine Hand zur Begrüßung hinstreckt, fällt sein Blick auf Pablo.
„Pablo Diaz“, erklärt Diego. „Meine rechte Hand.“
Der Colonel und Pablo nicken sich abschätzend zu.
„Lassen Sie uns ein Stück fahren!“
Mit einem erneuten Wink lädt der ältere Mann die beiden ein, in den Wagen zu steigen. Neben ihm sitzt ein dunkelhäutiger Jüngling indianischer Abstammung am Steuer. Er würdigt Diego und Pablo keines Blickes, als sie die hintere Tür öffnen und auf der Rückbank Platz nehmen. Gleich darauf drückt der Fahrer das Gaspedal durch, und sie biegen auf eine schlecht asphaltierte Landstraße in nordwestliche Richtung.
Nachdem sie durch ein paar notdürftig ausgebesserte Schlaglöcher gefahren sind, dreht sich der Colonel mit einem entschuldigenden Schulterzucken um.
„Und das nennen die Gringos
Highway
.“ Er schüttelt den Kopf.
„Nicht besser als das, was wir im Süden haben, oder? Wahrscheinlich denken sie, dass es denen“, er macht eine kurze Pause und schaut den Fahrer
Weitere Kostenlose Bücher