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Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Titel: Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher McDougall
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menschlichen Körper identifiziert. Sie konnten kaum mehr darauf hoffen, den Letzten Jäger jemals aufzuspüren, beschlossen aber, ihre Ergebnisse dennoch zu veröffentlichen. Die Zeitschrift Nature setzte sie auf das Titelbild, und ein Exemplar fand offenbar den Weg in eine südafrikanische Küstenstadt, denn von dort kam dieser Anruf.
    »Eine Antilope zu Tode zu hetzen ist nicht schwer«, sagte der Fremde. »Ich kann Ihnen zeigen, wie das geht.«
    »Entschuldigung – wer sind Sie denn?«
    »Louis Liebenberg. Aus Noordhoek.«
    Bramble kannte alle maßgeblichen Namen auf dem Gebiet der Lauftheorie, was nicht schwer war, weil deren Träger alle an einem Restauranttisch Platz gefunden hätten. Von einem Louis Liebenberg aus Noordhoek hatte er noch nie gehört.
    »Sind Sie ein Jäger?«, fragte Bramble.
    »Ich? Nein.«
    »Oh … ein Anthropologe?«
    »Nein.«
    »Was ist dann Ihr Arbeitsgebiet?«
    »Mathe. Mathe und Physik.«
    Mathe? »Äh … wie erlegt ein Mathematiker eine Antilope zu Fuß?«
    Bramble hörte ein prustendes Gelächter. »Das meiste davon war Zufall.«

    Es ist geradezu unheimlich, wie die Lebensläufe von Louis Liebenberg und David Carrier jahrzehntelang um dasselbe Thema kreisten, ohne dass die beiden voneinander wussten. Anfang der 1980er Jahre war Louis ebenfalls ein Undergraduate-Student am College, und er war plötzlich, wie David, von einer Erkenntnis zur menschlichen Evolution, die ihm nur wenige andere Menschen glauben wollten, wie elektrisiert.
    Die Fachkenntnisse machten einen Teil von Louis’ Problem aus: Er hatte keine. Zu dieser Zeit war er gerade 20 Jahre alt und studierte als Hauptfächer angewandte Mathematik und Physik an der Universität Kapstadt. Bei einer Wahlveranstaltung zur Philosophie in den Naturwissenschaften wurde sein Interesse am Urknall des menschlichen Geistes geweckt. Wie schafften wir den Sprung von den Gedanken ans nackte Überleben, die auch andere Tiere haben, zu so außerordentlich komplizierten Vorstellungen, wie sie sich etwa mit Logik, Humor, Deduktion, abstraktem Denken und kreativer Fantasie verbinden? Okay, der primitive Mensch modernisierte seine Hardware mit einem größeren Gehirn, aber wo bekam er dann die neue Software her?
    Die Entwicklung eines größeren Gehirns ist ein organischer Vorgang, aber die Fähigkeit, dieses Gehirn für in die Zukunft weisende Gedanken zu benutzen und im Geist beispielsweise einen Drachen, einen Schlüssel und einen Blitzstrahl miteinander in Verbindung zu bringen und daraus auf die Übertragung elektrischer Energie zu schließen, hat schon etwas Magisches an sich. Woher kam also der Funke der Inspiration?
    Louis glaubte, dass sich die Antwort in den Wüsten des südlichen Afrikas finden ließe. Er war zwar ein Stadtkind, das vom Leben in der Wildnis nicht die geringste Ahnung hatte, hegte aber die Vermutung, der beste Ort für die Suche nach dem Ursprung des menschlichen Denkens sei dort, wo das menschliche Leben einst begann. »Ich hatte ein vages Bauchgefühl, dass die Kunst, sich an die Fersen von Tieren zu heften, am Anfang aller Wissenschaft gestanden haben könnte«, sagte Louis. Wer konnte folglich ein besseres Studienobjekt sein als die Buschleute in der Kalahari, die meisterhafte Jäger und ein lebendes Überbleibsel unserer prähistorischen Vergangenheit zugleich waren?
    Louis beschloss also im Alter von 22 Jahren, das College zu verlassen und ein neues Kapitel der Naturgeschichte zu schreiben, indem er seine Theorie zu den Buschleuten überprüfte. Das war ein irrsinnig ambitionierter Plan für einen Collegeaussteiger, der weder in der Anthropologie noch beim Überleben in der Wildnis noch in wissenschaftlicher Methodik irgendwelche Erfahrungen vorzuweisen hatte. Er beherrschte weder!Kabee, die Muttersprache der Buschleute, noch das von ihnen übernommene Afrikaans. Er wusste nicht einmal etwas über das Fährtenlesen, den wichtigsten Grund für sein Unternehmen. Aber was machte das schon? Mit einem Schulterzucken ging Louis an die Arbeit. Er fand einen Dolmetscher für Afrikaans, nahm Kontakt zu Jagdführern sowie zu Anthropologen auf und fuhr schließlich auf dem Trans-Kalahari Highway nach Botswana, dann nach Namibia … und ins Unbekannte.
    Wie Scott Carrier erkannte auch Louis schon bald, dass er einen Wettlauf gegen die Zeit zu verlieren drohte. »Ich zog von Dorf zu Dorf und suchte nach Buschleuten, die noch mit Pfeil und Bogen jagten, weil sie über das nötige Geschick im Fährtenlesen verfügen

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