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Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Titel: Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher McDougall
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Pfad zurück. Die Schlange blockierte ihn nach wie vor, und das aus einem guten Grund – sie war tot. Irgendjemand hatte ihr mit einem Stock das Rückgrat gebrochen. Ich wischte mir den Dreck aus den Augen und prüfte den Schaden: Abschürfungen an beiden Schienbeinen, Dornen in beiden Händen, ein rasend klopfendes Herz. Ich zog die Dornen mit den Zähnen heraus, dann reinigte ich die Abschürfungen (mehr oder weniger) mit einem Spritzer aus meiner Wasserflasche. Höchste Zeit fürs Weiterlaufen. Ich wollte nicht, dass mich jemand in dieser Lage antraf, blutend und übernervös, und das wegen einer verwesenden Schlange.
    Die Sonne gewann an Kraft, je höher ich kletterte, aber nach der frühmorgendlichen Kühle wirkte das eher belebend als ermüdend. Ich musste immer wieder an Erics Rat denken – »Wenn es sich wie Arbeit anfühlt, arbeitest du zu hart« -, also beschloss ich, mich von meinen üblichen Gedanken zu lösen und nicht mehr ständig über meine Schrittlänge nachzudenken. Ich nahm den Anblick des Canyonpanoramas in mich auf und sah, wie die Sonne die Spitze des Vorbergs jenseits des Flusses golden einfärbte. Schon bald, so wurde mir klar, würde ich fast die Höhe jenes Berggipfels erreicht haben.
    Wenige Augenblicke später schoss Scott um eine Wegbiegung. Er lächelte mir kurz zu, reckte die Daumen nach oben und war schon wieder verschwunden. Arnulfo und Silvino waren dicht hinter ihm, ihre Blusen wölbten sich wie Segel, als sie an mir vorbeihuschten. Ich muss bald am Acht-Kilometer-Wendepunkt sein, dachte ich. Weiter bergauf laufend, sah ich ihn nach der nächsten Kurve: Guadalupe Coronado. Er bot nicht viel mehr als ein weiß gekalktes Schulhaus, ein paar kleine Häuser und einen winzigen Laden, der warme Limo und angestaubte Kekspackungen verkaufte, aber schon aus eineinhalb Kilometer Entfernung hörte ich die Anfeuerungsrufe und das Getrommel.
    Eben erst verließ eine Läufergruppe Guadalupe und machte sich an die Verfolgung von Scott und den Quimares. Angeführt wurde sie von der auf sich selbst gestellten Brujita.

    Als Jenn ihre Chance erkannte, verschärfte sie sofort das Tempo. Auf der Bergtour von Batopilas nach Urique war ihr aufgefallen, dass die Tarahumara bergab genau den gleichen Laufstil pflegen wie beim Anstieg, ein kontrolliertes, stetiges Fließen. Jenn wiederum gefällt es, auf Gefällstrecken Tempo zu machen. »Das ist meine einzige Stärke«, sagt sie, »also nutze ich sie, so gut ich kann.« Sie beschloss, Herbolisto beim Anstieg das Tempo bestimmen zu lassen, anstatt ihre Kraft in Duellen mit ihm zu verpulvern. Als die Gruppe dann den Wendepunkt erreichte und sich auf den langen Weg bergab machte, brach Jenn aus dem Verfolgerfeld aus und setzte sich ab.
    Diesmal ließen die Tarahumara sie ziehen. Sie lief einen so großen Vorsprung heraus, dass Herbolisto und seine Gruppe am Beginn des nächsten Anstiegs – es war ein steiniger, schmaler Weg, der den zweiten Ast des Y bis zu Kilometer 24 hinaufkletterte – nicht nahe genug herankamen, um sie abermals einzukreisen. Jenn hatte so viel Selbstvertrauen, dass sie am Wendepunkt anhielt, um kurz durchzuschnaufen und ihre Wasserflasche aufzufüllen. Mit dem Wasser hatte sie bis dahin unglaubliches Glück gehabt. Caballo hatte die Bewohner von Urique gebeten, mit Krügen sauberen Wassers in die Canyons auszuschwärmen, und Jenn schien jedes Mal, wenn sie den letzten Schluck aus ihrer Flasche nahm, einem freiwilligen Helfer zu begegnen.
    Sie trank immer noch aus ihrer vollen Flasche, als Herbolisto, Sebastiano und der Rest der Verfolgergruppe sie schließlich einholten. Die Tarahumara umrundeten den Wendepunkt, ohne anzuhalten, und Jenn ließ es geschehen. Sobald sie genügend getrunken hatte, machte sie bergab erneut Tempo. Nach gut drei Kilometern hatte sie die Gruppe wieder eingeholt, zog vorbei und ließ sie hinter sich. Sie ging in Gedanken das Streckenprofil durch, um zu überschlagen, wie lange sie den Vorsprung noch vergrößern konnte. Mal sehen … Jetzt standen noch drei Kilometer Gefällstrecke an, dann folgten sechseinhalb flache Kilometer bis zum Dorf zurück, und dann …
    Rums! Jenn stürzte der Länge nach zu Boden, holperte und rutschte bäuchlings bergab, bis sie schließlich völlig konsterniert zum Stillstand kam. Da lag sie nun, blind vor Schmerz. Ihrem Gefühl nach war eine Kniescheibe gebrochen, und ein Arm war blutverschmiert. Noch bevor sie sich so weit gefasst hatte, dass sie wieder aufstehen konnte,

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