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Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Titel: Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher McDougall
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einiges einzustecken. Ron Clarke, ein phänomenal talentierter Australier, dessen äußere Erscheinung man heutzutage mit Johnny Depps dunkler, verträumter Schönheit vergleichen könnte, war genau der Typ, den Zátopek eigentlich hassen sollte. Zátopek hatte sich Läufe in der Dunkelheit auferlegt, im Schnee und nach dem Wachdienst, während der australische Schönling seine Morgenläufe an den Stränden der Mornington-Halbinsel bei schönstem Wetter genießen konnte, und betreut wurde er dabei von ausgewiesenen Fachleuten. Alles, was Zátopek sich nur wünschen konnte, hatte Clarke im Überfluss: Freiheit. Geld. Eleganz. Haare.
    Ron Clarke war ein Star – aber in den Augen seiner Landsleute dennoch ein Verlierer. Er hatte zwar auf allen Mittel- und Langstrecken von 800 bis 10 000 Meter insgesamt 19 Rekorde aufgestellt, aber »the bloke who choked« (in etwa: »der Kerl, der kurz vor dem Ziel schlappmachte«) zog bei den großen Rennen immer den Kürzeren. Seine letzte Chance vergab er im Oktober 1968: Im 10 000-Meter-Finale der Olympischen Spiele von Mexiko machte ihm die Höhenluft zu schaffen. Clarke musste damit rechnen, in seiner Heimat mit Schmähungen überhäuft zu werden, und verzögerte seine Rückkehr durch einen Zwischenstopp in Prag, bei dem er dem Mann, der nie verlor, einen Höflichkeitsbesuch abstatten wollte. Kurz vor dem Ende dieser Begegnung sah Clarke, wie Zátopek heimlich etwas in seinen Koffer stopfte.
    »Ich dachte, ich sollte für ihn irgendeine Nachricht ins Ausland schmuggeln, deshalb wagte ich es nicht, das Päckchen zu öffnen, bevor das Flugzeug in sicherer Entfernung war«, sollte Clarke später sagen. Zátopek verabschiedete ihn mit einer kräftigen Umarmung. »Weil du es verdientest«, sagte er, und Clarke fand das toll und sehr ergreifend; der Altmeister hatte selbst mit sehr viel schlimmeren Problemen zu kämpfen, aber er empfand noch genug Lebensfreude, um dem jungen Punk, der seine Chancen nicht genutzt hatte, eine Siegerpodestumarmung zu gönnen.
    Erst später sollte Clarke feststellen, dass Zátopek mit dem »verdienen« gar nicht die Umarmung gemeint hatte: In seinem Koffer fand er Zátopeks 10 000-Meter-Goldmedaille von 1952. Es war eine außerordentlich noble Geste des Tschechen, sie dem Mann zu geben, der seinen Namen aus den Rekordlisten getilgt hatte; sie genau in dem Augenblick seines Lebens wegzugeben, in dem er alles andere verlor, war eine Geste fast unvorstellbaren Mitgefühls.
    »Seine Begeisterung, seine Freundlichkeit, seine Liebe zum Leben waren an jeder seiner Bewegungen ablesbar«, sagte ein überwältigter Ron Clarke später. »Es gibt keinen und es gab nie einen größeren Mann als Emil Zátopek.«
    Coach Joe Vigil versuchte Folgendes herauszufinden: War Zátopek ein großer Mann, der außerdem ein Läufer war, oder war er ein großer Mann, weil er lief? Vigil war sich nicht ganz sicher, aber sein Bauchgefühl sagte ihm, dass es eine gewisse Verbindung gab zwischen der Fähigkeit zu lieben, und der Fähigkeit das Laufen zu lieben. Die Vorgehensweise war ganz gewiss dieselbe: Bei beidem kam es darauf an, den Zugriff auf die eigenen Wünsche zu lockern, das, was man wollte, beiseitezuschieben und das zu schätzen, was man hatte, zugleich geduldig, versöhnlich und anspruchslos zu sein. Sex und Geschwindigkeit – haben sie sich nicht die längste Zeit unserer Existenz symbiotisch zueinander verhalten, so eng miteinander verbunden wie die Doppelstränge unserer DNS? Ohne Liebe wären wir gar nicht am Leben; ohne Laufen hätten wir nicht überlebt; vielleicht sollten wir nicht überrascht sein, wenn wir feststellen, dass eine Verbesserung im einen Bereich auch eine Verbesserung im anderen mit sich bringt.
    Vigil war ein Wissenschaftler, kein hinduistischer Gelehrter. Er hasste jedes Abschweifen in dieses Buddha-unter-dem-Lotusbaum-Gehabe, aber er würde es auch nicht ignorieren. Er hatte sich einen Namen gemacht, indem er dort Verbindungen herstellte, wo andere nur den Zufall am Werk sahen, und je genauer er sich den Mitgefühlsaspekt ansah, desto stärker interessierte ihn das. War es nur ein Zufall, dass dem Pantheon engagierter Läufer auch Menschen wie Abraham Lincoln (»Im Laufen besiegte er all die anderen Jungen«) und Nelson Mandela angehörten? (Letzterer war zu Collegezeiten ein herausragender Geländeläufer, der noch in seiner Gefängniszelle täglich, obwohl auf der Stelle tretend, fast zwölf Kilometer lief.) Vielleicht war Ron Clarke bei seiner

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