Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)
Ultralangstreckenläufer der Welt erwiesen. Die Welt würde noch erkennen, dass sie über fantastische Fertigkeiten verfügten, deren Studium sich lohnte, sie würde sehen, dass die Tarahumara-Lebensweise erhaltenswert und ihr Heimatgebiet schützenswert war.
Joe Vigil war bereits drauf und dran, sein Haus zu verkaufen und seinen Job aufzugeben. So aufgeregt war er . Leadville hatte jetzt eine Brücke zwischen der amerikanischen und der Tarahumara-Kultur gebaut, und er war soweit, einen Plan in Angriff zu nehmen, über den er schon seit Langem nachgedacht hatte. Mit 65 Jahren hatte er ohnehin das Alter erreicht, mit dem er am Adams State College in Rente gehen konnte. Er und seine Frau Caroline würden in Arizona an die mexikanische Grenze ziehen, und dort wollte er ein Zentrum für Tarahumara-Studien einrichten. Das könnte ein paar Jahre dauern, aber in der Zwischenzeit würde er jeden Sommer nach Leadville zurückkehren und seine Beziehungen zu den Tarahumara-Läufern festigen. Er würde ihre Sprache lernen … auf dem Laufband ihre Pulsfrequenz und ihre maximale Sauerstoffaufnahme messen … vielleicht sogar Workshops mit seinen Olympialäufern organisieren! Das war der ermutigende Teil. Ann hatte ihnen ein tolles Rennen geliefert, und das bedeutete: Was immer die Tarahumara taten, wir anderen konnten es lernen!
Es war wunderbar. Etwa eine Minute lang.
Wenn ihr glaubt, dass ihr auch nur ein Bild von meinen Tarahumara verwenden dürft, schiebt ihr am besten mal ein bisschen Geld rüber , erklärte Rick Fisher, als Tony Post und die anderen Rockport-Manager eilig ihre Glückwünsche anbringen wollten.
Tony Post war entsetzt. »Er tobte richtig rum. Er gab den Wüterich, spielte den Typ, der dich jagen und zur Strecke bringen würde. Natürlich nicht im wörtlichen Sinn«, fügte Post eilends hinzu. »Er wirkte einfach nur wie ein Hitzkopf, der endlos streiten und niemals zugeben würde, dass er im Irrtum war.«
»Er war eine Nervensäge«, sagte Ken Chlouber. »Er wurde aber erst zur Nervensäge, als wir zahlungskräftige Sponsoren und Fernsehteams hier hatten, und dann erpresste er Rockport wegen der Filmrechte an den Indianern. Er versuchte mir, dem Renndirektor, das Leben schwerzumachen, handelte aus reinem Eigennutz und kümmerte sich einen Dreck um diese Leute.«
Fisher reagierte, indem er sich wie ein Irrer aufführte, genau wie damals, als er in den Copper Canyons von Drogengangstern umstellt worden war und nur überlebte, weil er zum Berserker wurde. »Das war ein abgekartetes Spiel! Sie hatten eine hübsche kleine Frau, die sie siegen sehen wollten, aber sie hat nicht gewonnen«, sollte Fisher noch sagen. Er behauptete, dass man sämtliche Journalisten mit einer geheimen dreitägigen Orgie, die von der Leadville-Rennleitung bezahlt und in einem Luxushotel in Aspen abgefeiert wurde, gekauft hätte. Ein Journalist, so erzählte mir Fisher, wollte ihn sogar bestechen, ihm Geld geben, wenn er Juan an die Leine legen und neben Trason einlaufen lassen würde. »Dieser Journalist, ein Kerl mit ziemlich gutem Ruf, meinte, es wäre eine Katastrophe, wenn er gewinnt, und Tatsache ist: Aus der Sicht der weißen Läufer war es eine totale Katastrophe, dass die Tarahumara gewonnen haben.« Warum? »Wegen dieser kranken amerikanischen Vorstellung, dass Frauen es mit Männern aufnehmen können.« (Fisher weigerte sich auf Nachfrage, den Namen des Journalisten zu nennen.)
Ken Choubler und die »Elite der etablierten Medien« einer Verschwörung gegen die Starattraktion der Veranstaltung zu bezichtigen, war völlig abwegig, aber Fisher hatte sich noch nicht mal warmgelaufen. Er behauptete, einem seiner Läufer habe man eine vergiftete Cola verabreicht, sodass dieser »kollabierte und tödlich erkrankte«, während ein anderer von »irgendeinem Weißen« sexuell belästigt worden sei, der unter dem Vorwand, ihn nach dem Rennen zu behandeln, unter die Tarahumara-Kleidung gefasst und »seinen Penis und seine Hoden massiert« habe. Und was Rockport anging: Das Sponsoring der Firma war, laut Fisher, bestenfalls widerwillig, schlimmstenfalls kriminell. »Die haben versprochen, eine Schuhfabrik in die Copper Canyons zu stellen … die ganze Sache war ein korrupter Deal … als Rockport sich die Bilanzen angesehen hat, sind sie dahintergekommen, dass man sie nur ausgenommen hat, und der Vorstand wurde gefeuert …«
Die Tarahumara beobachteten, wie die Chabochis sich anbrüllten. Sie hörten den zornigen Tonfall und sahen
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