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Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Titel: Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher McDougall
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das auf sich wirken, ich ebenfalls. Weshalb vertrauten wir Caballo dann? Ich hatte mich vom Training für das Rennen ablenken lassen, und darüber hatte ich ganz vergessen, dass die wahre Herausforderung darin bestand, diese Reise zu überleben. Ich hatte keine Ahnung, wer Caballo wirklich war oder wohin er uns führte. Er konnte völlig übergeschnappt oder aber dieser Aufgabe überhaupt nicht gewachsen sein, und das Ergebnis wäre in beiden Fällen dasselbe: Wir würden dort draußen in den Barrancas zugrunde gehen.
    »Und jetzt?«, rief Jenn dazwischen. »Was habt ihr Jungs heute Abend vor? Ich habe Billy ein paar verdammt große Margaritas versprochen.«
    Die anderen mochten jetzt vielleicht Zweifel hegen, aber sie hatten sie beiseitegeschoben. Scott und Luis und Eric und Joe waren alle dabei und zwängten sich mit Jenn und Billy in den Shuttlebus des Hotels, um auf ein paar Drinks in die Stadt zu fahren. Ich blieb allerdings da. Wir hatten noch einen langen, mühsamen Weg vor uns, und ich wollte mich so gut wie möglich ausruhen. Im Unterschied zu den anderen war ich bereits vor Ort gewesen. Ich wusste, was uns noch bevorstand.

    Mitten in der Nacht wurde ich durch Geschrei geweckt. Es klang sehr nahe – nahe wie aus meinem Zimmer. Dann gab es im Bad ein großes Gepolter.
    »Billy, steh auf!«, rief eine Stimme.
    »Lassmichhier liegen. Mir geht’s gut.«
    »Du musst aufstehen!«
    Ich knipste ein Licht an und sah Eric Orton, den Abenteuersport-Coach, im Türrahmen stehen. »Die Kids«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, Mann.«
    »Alles in Ordnung?«
    »Ich weiß nicht, Mann.«
    Ich setzte mich auf, benommen, wie ich war, und ging zur Badezimmertür. Billy lag in der Wanne und hatte die Augen geschlossen. Rosafarbenes Erbrochenes war auf seinem Hemd verspritzt … und auf der Toilette … und auf dem Fußboden. Jenn hatte ihre Kleider eingebüßt, dafür war ein blaues Auge hinzugekommen; sie trug nur Shorts und einen purpurroten Büstenhalter, und ihr linkes Auge schwoll zu. Sie hatte Billy am Arm gepackt und versuchte, ihn auf die Beine zu stellen.
    »Kannst du mir helfen, ihn aufzuheben?«, fragte Jenn.
    »Was ist mit deinem Auge passiert?«
    »Was meinst du damit?«
    »Lasst mich. Einfach hier. Liegen!«, schrie Billy. Er ließ ein meckerndes Lachen vernehmen, wie ein Erzbösewicht, dann wurde er ohnmächtig.
    Meine Güte. Ich beugte mich über den in der Wanne Liegenden und suchte nach einer nicht klebrigen Stelle, an der ich ihn anfassen konnte. Dann packte ich ihn unter den Armen, fand aber kein weiches Fleisch, an dem ich mich festhalten konnte. Billy war so muskulös, wenn man ihn hochheben wollte, war das, als versuchte man, eine magere Rinderseite zu stemmen. Schließlich gelang es mir, ihn aus der Wanne zu ziehen und ins Wohnzimmer zu schleifen. Eric und ich hatten uns ursprünglich ein Zimmer teilen wollen, aber als Jenn und Billy auftauchten, ohne Reservierung oder, so schien es, ohne Geld für ein Zimmer, sagten wir, sie könnten sich bei uns niederlassen.
    Und das taten sie dann auch. Sobald Eric das Ausklappsofa hergerichtet hatte, sank Jenn darauf nieder wie ein nasser Sack. Ich legte Billy neben sie, seinen Kopf ließ ich über die Kante hängen und stellte einen Abfalleimer darunter, gerade noch rechtzeitig, bevor ein neuer rosaroter Strom hervorbrach. Er würgte immer noch, als ich das Licht ausmachte.
    Im Schlafzimmer nebenan berichtete mir Eric, was passiert war. Sie waren in ein Tex-Mex-Lokal gegangen, und während alle anderen aßen, veranstalteten Jenn und Billy einen Trinkwettbewerb mit goldfischglasgroßen Margaritas. Billy machte sich irgendwann auf die Suche nach einer Toilette und kam nicht zurück. Jenn unterhielt sich derweil, indem sie Scott, der gerade seiner Frau gute Nacht sagte, das Handy entriss und brüllte: »Hilfe! Ich bin von Penissen umzingelt!«
    Zum Glück tauchte in diesem Augenblick Barfuß-Ted auf. Bei der Ankunft im Hotel hatte er erfahren, dass seine Reisegefährten auf Zechtour waren, also requirierte er das Hotelshuttle und überredete den Fahrer, ihn so lange herumzufahren, bis er sie gefunden hatte. Schon beim ersten Halt entdeckte der Fahrer den schlafenden Billy auf dem Parkplatz. Er wuchtete Billy in das Fahrzeug, während Ted die anderen einsammelte. Was Billy an Pep fehlte, besaß Jenn im Überfluss. Auf der Rückfahrt zum Hotel schlug sie Salti über die Sitze, bis der Fahrer auf die Bremse stieg und drohte, sie hinauszuwerfen, wenn

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