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Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition)

Titel: Born to Run: Ein vergessenes Volk und das Geheimnis der besten und glücklichsten Läufer der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher McDougall
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halten und lieber ein billiges Paar Sportschuhe kaufen, damit Caballo zufrieden war, aber wir hatten keine Zeit mehr. Nur ein Bus pro Tag begab sich auf die zehnstündige Tour hinunter in die Canyons, und der würde abfahren, bevor die Läden öffneten.
    Wieder im Quartier, stopften wir Kleidungsstücke in unsere Rucksäcke. Ich sagte den anderen, wo sie ein Frühstück ergattern konnten, und ging dann zu Caballos Hütte. Er war nicht da. Dasselbe galt für seinen Rucksack.
    »Vielleicht will er sich allein wieder beruhigen«, sagte ich mir. Vielleicht. Aber ich hatte ein ungutes Gefühl, dass er für sich beschlossen hatte, uns zum Teufel zu wünschen, und das Feld geräumt hatte. Nach einer langen, durchgrübelten Nacht, in der er sich fragen musste, ob er nicht einen gewaltigen Fehler begangen hatte, war er, da war ich mir ziemlich sicher, zu einer Antwort gekommen.
    Ich beschloss, den anderen nichts zu sagen und einfach das Beste zu hoffen. So oder so, in etwa 30 Minuten würden wir erfahren, ob diese Operation abgeblasen war oder mit lebenserhaltenden Maßnahmen weitergeführt wurde. Ich schulterte meinen Rucksack und ging den Weg zur Fußgängerbrücke über den Abwassergraben zurück, auf der wir am Vorabend unseren Eid geschworen hatten. Ich entdeckte den Rest der Mannschaft in einem kleinen Restaurant, das einen Häuserblock von der Bushaltestelle entfernt war, und alle stopften sich mit Bohnen und Chickenburritos voll. Ich verschlang zwei Stück und verstaute noch ein paar als Wegzehrung in meinem Rucksack. Als wir zur Bushaltestelle kamen, lief der Motor schon, das Fahrzeug war abfahrbereit. Der Fahrer schob die letzten Gepäckstücke auf den Dachträger und gab Zeichen, dass er jetzt die unseren haben wollte.
    »Espera«, sagte ich. Einen Augenblick bitte. Caballo war nirgends zu sehen. Ich steckte meinen Kopf in den Bus und musterte die Sitzreihen. Kein Caballo. Verdammt. Ich stieg wieder aus, um den anderen Bescheid zu sagen, aber sie waren alle verschwunden. Ich ging zum hinteren Ende des Busses und sah dort Scott, der die kleine Leiter zum Dach hinaufstieg.
    »Komm rauf, Oso!« Caballo war oben auf dem Dach und fing Gepäckstücke auf, die der Fahrer ihm zuwarf. Jenn und Billy waren schon an seiner Seite und machten es sich auf einem weichen Gepäckstapel bequem. »So eine Fahrt erlebst du kein zweites Mal.«
    Kein Wunder, dass die Tarahumara Caballo für einen Geist hielten. Was dieser Mann als nächstes tun oder wo er schließlich auftauchen würde, konnte niemand vorhersagen. »Lass gut sein«, antwortete ich. »Ich kenne diese Straße. Ich setze mich drinnen auf einen unfallsicheren Platz, zwischen die beiden fettesten Burschen, die ich dort finde.«
    Barfuß-Ted wollte nach Scott die Leiter hinaufsteigen.
    »He«, sagte ich, »willst du mir nicht drinnen Gesellschaft leisten?«
    »Nein, danke. Ich geh lieber Dachsurfen.«
    »Hör mal«, sagte ich und ging zum Klartext über. »Vielleicht solltest du Caballo ein bisschen Ellbogenfreiheit lassen. Wenn du ihm zu sehr zusetzt, ist das Rennen gelaufen.«
    »Nee, wir kommen klar«, meinte Ted. »Er muss mich nur besser kennenlernen.«
    Ja. Das ist genau das, was ihm fehlt. Der Fahrer setzte sich jetzt hinters Steuer, und Eric und ich stiegen schnell ein und quetschten uns auf die hinterste Sitzbank. Der Bus hatte Fehlzündungen, der Motor ging aus und erwachte dann brummend zu neuem Leben. Wenig später schlängelten wir uns durch den Wald und nahmen Kurs auf das alte Bergbaustädtchen La Bufa. Von dort ging es weiter nach Batopilas auf dem Grund des Canyons, wo die Straße dann zu Ende war. Von dort aus würden wir zu Fuß weiterziehen.
    »Ich warte auf einen Schrei, mit dem Barfuß-Ted vom Dach fliegt«, sagte Eric.
    »Kann durchaus passieren.« Mir klangen immer noch Caballos letzte Worte in den Ohren, die gefallen waren, bevor er davonstapfte: Wir werden’s ja sehen, Amigo!
    Caballo, so sollte sich später herausstellen, hatte beschlossen, Barfuß-Ted eine Lektion zu erteilen, bevor er uns alle in Schwierigkeiten brachte. Unglücklicherweise war es eine Lektion, die uns alle um unser Leben rennen ließ.

25

    Barfuß-Ted hatte natürlich recht.
    Bei den ganzen Wortgefechten zwischen Ted und Caballo war ein wichtiger Punkt vernachlässigt worden: Laufschuhe sind vielleicht die zerstörerischste Kraft, mit der es der menschliche Fuß je zu tun bekam. Barfuß-Ted wurde, auf seine eigene, seltsame Art, der Neil Armstrong des Langstreckenlaufs im 21.

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