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Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen

Titel: Bosmans/Deleu 01 -Nackte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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noch bevor man ihn begangen hatte. Die zahllosen Abende im Schuppen, allein, ohne Essen, im Dunkeln. Seine Angst vor Spinnen, die man in der Finsternis über den ganzen Körper krabbeln fühlte. Über den Rücken, in den Haaren, über die Ohren. Pastor Hermans schlug wild um sich. Als er den Kopf hob und das Foto anschaute, drehten sich seine Augen weg.
    Spinnen – Tausende mussten dort gehaust haben. Anfangs versuchte er, ständig in Bewegung zu bleiben, dann blieben die Monster in ihren ekligen Netzen. Aber das schaffte er höchstens eine Stunde lang. Danach rollte er sich keuchend so klein wie möglich zusammen. Bei der geringsten Bewegung griffen sie an. Er hörte sich schreien und um Vergebung flehen. Allein, im Dunkeln. Umsonst. Sie gab nicht nach, nie. Und sein großer Bruder, der war nur am Wochenende da, und auch dann kümmerte er sich um nichts, so vertieft wie er war in seine religiösen Schmöker. Dieser machtgeile Tyrann, der nach ihrem Tod mit demselben fanatischen Eifer das Zepter übernahm oder meinte, übernehmen zu müssen.
    Mit der Zeit überwand er seine Angst, oder besser: Er gewöhnte sich daran, und sie verwandelte sich in Hass, blinden Hass. Hass, den er auf jedes Lebewesen projizierte, das ihm zu nahe kam.
    Er erinnerte sich an die dreckige Straßenkatze, die im Dunkeln herumschlich und ununterbrochen miaute. Da er sie nie zu sehen kriegte, erkannte er, dass sie Angst vor ihm hatte. Diese Erkenntnis stärkte sein Selbstvertrauen. Er war auf dem Wege, der absolute Alleinherrscher des Schuppens zu werden. Mit einem Lächeln um die verkniffenen Lippen erinnerte er sich an den bewussten Abend zurück, an dem es ihm gelang, sie mit der Mistgabel aufzuspießen. Das hatte ihn eine Menge sorgfältiger Vorbereitungen gekostet. Da er inzwischen gelernt hatte, dass es nichts nutzte, wenn man wild um sich trat, hatte er ein Stück Schinken geklaut, sich an dem Abend bewusst schlecht benommen und mit Vergnügen in den Schuppen einschließen lassen.
    Über eine Stunde übte er, bis er die Grabgabel mit militärischer Präzision immer wieder und wieder an genau derselben Stelle auftreffen lassen konnte. Dann plazierte er den Köder und wartete geduldig auf sein Opfer.
    Als er die Katze im Dunkeln rumoren hörte, stieß er zu. Er traf sie gleich beim ersten Mal. Das Tier kreischte, fauchte wie ein verwundeter Tiger und schlug wie besessen mit den scharfen Krallen um sich. Er knallte das aufgespießte Biest an die fünfzehn Mal gegen die Wand, bevor das Fauchen in leises Gejammer überging. Unglaublich, wie zäh so ein Mistvieh war. Er schleuderte die Katze in die äußerste Ecke der Scheune, ahmte ihr Wehklagen nach und erfreute sich daran, bis seine Großmutter kam und ihn befreite. Nicht mal diesen einen Moment der Freude gönnte sie ihm.
    Am nächsten Morgen war er früh aus den Federn, um den Schuppen schon im Morgengrauen zu erkunden. Er schnitt die Katze mit dem Filetiermesser seines verstorbenen Großvaters auf, der sein ganzes armseliges Leben lang bei einem Fischhändler gearbeitet hatte. Er wollte wissen, wie so ein Ding von innen aussah. Doch er war ein wenig enttäuscht von dem, was er sah, und begrub die Überreste der Katze im Obstgarten. Sein Plan war, später den Schädel und die Knochen wieder auszugraben, um den Schädel seiner Sammlung hinzuzufügen, die er in einer Pappschachtel auf dem Heuboden aufbewahrte. Seine Sammlung bestand aus dem Schädel eines Spatzen, den er mit der Steinschleuder erlegt hatte, und dem Schädel eines größeren Vogels, wahrscheinlich eines Raben oder einer Krähe, die er tot am Straßenrand gefunden hatte. Er war fest entschlossen, früher oder später die Schädel seiner Großmutter und seines Bruders zu den Prunkstücken seiner Sammlung zu erheben.
    Als er drei Monate später den Katzenschädel ausgraben wollte, war dieser spurlos verschwunden. Er zertrümmerte die anderen Schädel und beschloss, sein Projekt vorzeitig zu beenden.
    Seit dem Tod der Katze war er der Herrscher des Schuppens. Der unumschränkte Herrscher. Seine Spinnenphobie hatte er inzwischen überwunden. Wenn man selbst keine Angst vor ihnen hatte, fürchteten sie sich vor einem.
    Eines Abends war es ihm nämlich gelungen, eines von den Viechern in einem leeren Marmeladenglas zu fangen und unter seinem Pullover mit in sein Zimmer zu schmuggeln. Mal sehen, ob sie im Haus genauso dreist war. Erst als er das Licht einschaltete, sah er, was für ein Riesenexemplar er erwischt hatte. Er schob

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