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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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dem Bleistift auf seinen Schreibtisch herumklopfte, blieb sein Freund reglos stehen. »Stimmt das auch wirklich?«
    »Ist doch egal, Hauptsache, es klappt im Bett!«, erwiderte Deleu barsch, drehte sich mit einem Ruck um und marschierte zur Tür.
    »Inspecteur Deleu!«
    Der Ermittler blieb stocksteif stehen, ließ die Schultern sinken und drehte sich um, die Hände tief in den Taschen seiner grob gewebten Leinenhose vergraben.
    »Ja, Mijnheer Untersuchungsrichter?«
    »Wir sind noch nicht fertig mit unserer Besprechung«, sagte Bosmans sachlich.
    Deleu schloss die Augen und klappte den Mund ein paar Mal auf und zu wie ein Karpfen in einem sauerstoffarmen Teich. »Brauchen Sie noch weitere Informationen im Zusammenhang mit den laufenden Ermittlungen, Mijnheer Untersuchungsrichter?« Er hatte jetzt wieder diesen verbissenen Zug um den Mund. In den letzten Wochen wurde er von handfesten Depressionen gebeutelt.
    »Los, setz dich.«
    »Ist das ein Befehl, Mijnheer Untersuchungsrichter?«
    Jos Bosmans ignorierte die aufsässige Frage. Er ließ sich auf den Stuhl fallen, stützte die Ellbogen auf seinen Schreibtisch und legte die Stirn in die Hände. Dann kratzte er sich am Kopf. Deleu bemerkte, dass ihm nun auch am Hinterkopf die Haare ausfielen. Solche Kleinigkeiten entgingen ihm nie.
    »Dirk, darf ich mich als deinen Freund betrachten?«
    »Ja, Jos.«
    »Als deinen besten Freund?«
    »Ja, Jos.«
    »Nimmst du es mir dann übel, wenn ich mir Sorgen mache?«
    »Ja, Jos.«
    Der Untersuchungsrichter wedelte, ohne aufzublicken, mit den Händen.
    Deleu ließ sich von der deutlichen Gestik seines Chefs nicht ins Bockshorn jagen und zog sich einen Stuhl heran.
    »Was möchtest du wissen?«
    Bosmans schaute ihn an. Sein Freund hatte ihn durchschaut. Er legte bedächtig den Zeigefinger an die Lippen.
    »Nichts. Tut mir leid.«
    »Okay«, sagte Deleu und stand auf.
    »Ich wollte dir ja nur sagen, dass beste Freunde dazu da sind, einen … na ja, sie sind einfach immer für einen da.
    Das ist alles.«
    Die beiden Männer vermieden es, sich anzusehen. Deleu ließ sich langsam auf seinen Stuhl sinken und richtete den Blick auf die verschossene Tapete. Er zog die verbeulte Kaffeekanne mit dem Aufkleber »J. B. A2. 17.07.« zu sich heran und schenkte sich in einen Plastikbecher Kaffee ein. Das Getränk war lauwarm und schmeckte nach Spülwasser. Angewidert spuckte er den Schluck zurück in den Becher.
    »Wann schaffst du dir endlich mal eine neue Kanne an? Eine, die zu deiner Stellung passt.«
    Bosmans grinste breit, holte eine kleine grüne Thermoskanne aus seiner Aktentasche und schenkte zwei Becher halb voll. Einen reichte er Deleu, den anderen nahm er selbst in die Hand.
    Der Ermittler trank vorsichtig. »Hm. Schon besser«, brummte er.
    Als er aufblickte, grinste der Untersuchungsrichter immer noch von einem Ohr zum anderen.
    »Was ist denn?«
    »Die Kaffeekanne …« Bosmans rieb sich mit einem Taschentuch die Augen, und Deleu runzelte die Stirn. »Die Kaffeekanne weicht schon seit über vierundzwanzig Stunden ein. In Wasser mit einem Schuss Essig.«
    »Igitt!« Deleu rieb sich über die Lippen.
    Sein Freund gluckste und schnäuzte sich die Nase, dann tupfte er seine Stirn trocken. »Diese Hitze ist wirklich unmenschlich.«
    »Es ging einfach nicht mehr zwischen Barbara und mir«, sagte Deleu.
    Bosmans starrte seinen Plastikbecher an, während der Ermittler den Kopf in den Nacken legte und seufzte. Er nahm zwei Belgas zwischen die Lippen, holte ein Feuerzeug aus der Hosentasche und zündete die Zigaretten an. Er inhalierte tief, blies den Rauch zur Decke und reichte seinem Chef eine Belga.
    »Ich habe mir endlos darüber den Kopf zerbrochen, stundenlang habe ich auf der Terrasse gesessen und gegrübelt. Seit der Geburt von Charlotte lief nichts mehr zwischen uns, nichts. Keine Umarmung, kein Sex, nichts mehr. Charlotte ist ein wahnsinnig anstrengendes Baby. Jetzt ist sie ein Jahr alt und weint immer noch Tag und Nacht.« Deleu unterbrach sich und rieb sich über die Schläfen.
    »Verdammt, Jos, ich bin dreiundvierzig. Ich habe die Beherrschung verloren und sie durchgeschüttelt.« Sein tiefer Seufzer sagte mehr als tausend Worte. »Als Barbara mir das Kind aus den Händen riss und ich ihren Blick sah, da wusste ich es. Da begriff ich, was ich schon seit Monaten wusste, aber nicht wahrhaben wollte. Zwischen uns gab es nur noch … nur noch … nichts mehr.«
    »Ich kann dich gut verstehen, Dirk.«
    Deleu sah seinen Chef

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