Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer
mi lieneige nen Druckerei, hatte sie kostenlos für ihn hergestellt.
»Dirk Deleu, Privatdetektiv« stand darauf, in einem Wort, und rechts unten seine Adresse.
»Hier hast du meine Nummer. Sollte ich nicht drangehen, hinterlasse bitte eine Nachricht.«
Danielle Orolavi nahm die Karte an sich und steckte sie in ihre Handtasche. Als sie sich steif aufrichtete und den Jungen vorsichtig auf den Boden stellte, empfand Deleu eine Mischung aus Rührung und Ernüchterung.
»Hast du irgendeine Kontrolle über die«, seine Stimme stockte, »Organisation deines Mannes?«
Die junge Frau antwortete nicht.
»Ich meine, könntest du die Leute dazu bewegen, mir Tipps zu geben?« Deleu rieb sich über das Kinn. »Ist Murat eine Art Pate?«
Danielle schüttelte den Kopf. »Danke, Dirk«, sagte sie, als sie mit eiligen Schritten zur Tür ging.
Ihre glänzende Satinbluse war auch im Rücken tief ausgeschnitten. Deleu erhaschte einen letzten Blick auf ihren wippenden Faltenrock und ihr elegantes, kräftiges Fußgelenk. Er seufzte und küsste seine geballte Faust.
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35
W alter Vereecken verzog den Mund und legte das Baguette mit Tartar auf den Schreibtisch. Er leckte einen Spritzer Ketchup vom Handrücken, lupfte mit dem Zeigefinger sein Handy, schnippte es in die Luft und fing es behände wieder auf.
»Vereecken.«
Nichts.
»Hallo? Wer ist da?«
Deleu dachte fieberhaft nach.
Mist, glatt vergessen. Bosmans ist ja nicht erreichbar, nicht direkt jedenfalls.
Er zögerte.
Soll ich es bei Maud probieren? Oder lieber heute Abend noch mal? Walter kann man zwar vertrauen, trotzdem …
»Hallo? Was soll denn das? Blödmann!«
»Walter?«, ertönte es heiser.
»Wer ist da?«
»Walter, ich bin’s. Dirk Deleu. Bist du allein?«
Vereecken zögerte. Er schaute Frank Tack an, der gerade den Autopsiebericht von Yussuf Benaoubi durchlas und gelangweilt die Achseln zuckte.
»Walter, kannst du Jos erreichen?«
»Hm, schwierig.«
»Warum?«
»Ach ja, das weißt du ja noch gar nicht. Wahrscheinlich werden die Ermittlungen bald von Brüssel aus weitergeführt. Uns hier in Mechelen soll der gesamte Fall entzogen werden, weil es französischsprachige Verdächtige …« Walter Vereecken unterbrach sich und sah wieder zu Frank Tack hinüber, der Walters Baguette anstarrte.
»Walter? Ich muss Bosmans’ Nummer haben, sofort!«
»Das geht nicht, Dirk. Vertraust du mir etwa nicht?«
Deleu seufzte. Ein untrainiertes Ohr hätte nichts herausgehört, er hingegen wusste sofort Bescheid. Dabei half ihm nicht zuletzt sein untrüglicher Instinkt.
»Wer hört mit?«
»Dirk, hier ist Frank, Frank Tack.«
Deleu schwieg für einen Moment.
»Hör zu, ich lege jetzt auf, wenn du mir nicht …«
»Bleib dran und hör zu.«
Tack antwortete nicht.
»Murat Marouf ist wahrscheinlich unschuldig, er kann allerdings nichts sagen.« Deleu trommelte auf seinem Schreibtisch herum. Er hatte es Danielle versprochen, und genau fünf Minuten lang hatte er sein Versprechen gehalten.
»Ja?«, fragte Vereecken, die Wange an die von Tack gelegt, voller Neugier.
Deleu fuhr sich mehrfach durch die Haare. Er hatte keine andere Wahl, denn er konnte es niemals allein schaffen. »Weil sein Sohn gekidnappt wurde. Der Junge ist seit vierzehn Tagen spurlos verschwunden.«
»Verdammt noch mal!«, war das Einzige, was Tack hervorbrachte.
»Abram. Dem müsst ihr auf den Zahn fühlen. Er hat Murat Marouf reingelegt. Bosmans darf ihn nicht gehen lassen. Bei ihm liegt der Schlüssel. Wenn Marouf verurteilt wird, kommt Abram straflos davon, und damit hat er sein Ziel erreicht.«
»Welches Ziel, Dirk? Und vom wem hast du diese Informationen?«
»Das kann und will ich nicht sagen. Ich rede ausschließlich mit Bosmans. Wenn auch nur ein Wort von dem, was ich euch gerade erzählt habe, nach außen dringt, geschieht ein Unglück! Dann wird Marouf niemals aussagen, und wir können nichts unternehmen, obwohl er unschuldig ist!«
»Wir müssen zuerst seinen Sohn finden, ohne dass er weiß, dass wir nach ihm suchen. Richtig, Dirk?«
»Richtig, Frank.«
»Ich treffe mich gleich mit Bosmans. Wir setzen alle Hebel in Bewegung, du kannst auf uns zählen. Hast du irgendwelche Anhaltspunkte, wo wir nach dem Jungen suchen sollen?«
»Nein. Er wurde vor vierzehn Tagen nach der Schule entführt. Das ist alles.«
»Okay. Ich werde dich auf dem Laufenden halten.«
»Bitte rede nur mit Bosmans. Kein Wort zu Nadia.«
»Okay, mache ich.«
»Das nächste Mal wende ich mich ganz
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