Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer
legal an die Presse.«
Tack und Vereecken grinsten. »Okay, Deleu«, sagten sie im Chor.
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Verdammt, Bosmans! Wo steckst du, Mann?
Dirk Deleu hatte die Arme auf den Schreibtisch gelegt, sein Kopf ruhte mit geschlossenen Augen darauf.
Angenommen, Danielle hat recht. Welches Motiv könnte Abram haben? Warum hat er das getan? Wohl kaum als Dienst am Bürger.
Er biss die Zähne zusammen.
Die hinterste Füllung ist locker, die alte, die schon vom Zahnfleisch überwuchert wird. Auch das noch.
M üde war er, furchtbar müde. Zu müde, um die Augen zu öffnen. Seine Gedanken schweiften ab, dorthin, wohin sie immer wanderten. Zu Barbara, Rob und Charlotte. Wie lange war es her, dass er mit jemandem über seine Familie gesprochen hatte? Eine halbe Ewigkeit. Dennoch waren sie da, sie existierten, geisterten in seinem Kopf herum, alle drei. Wie ein permanenter Schmerz, den man ins Unterbewusstsein verdrängte und der dennoch niemals abebbte. Ein latentes Schuldgefühl durchfuhr ihn. Ein Schmerz, den man höchstens für eine halbe Stunde mal vergaß, wenn man sich voller Hingabe etwas anderem widmete. Der körperlichen Liebe zum Beispiel.
Der Sex mit Nadia war eine Offenbarung gewesen. Jedes Mal aufs Neue.
Nicht oft, aber wenn, dann lange und leidenschaftlich. Dirk und Nadia. Ertrinken im Körper des anderen. Wild und unbeherrscht. Zügellos. Sie wollte ihren Orgasmus, immer und immer wieder. Dieser fiebrige, gehetzte Blick in ihren hungrigen Augen. Sehnsüchtig. Hingebungsvoll. Eine halbe Stunde Leben. Leben und Erleben. Und Geben. In vollen Zügen. Eine halbe Stunde später war er jedoch wieder da. Erbarmungslos, wie ein schleichendes Gift. Dieser nagende Schmerz, der keine Ruhe gibt, der alles überwuchert. Der im Grunde nie weg gewesen ist.
Manchmal sah er Barbara, hörte nachts ihre Atemzüge neben sich, und dann presste er sein Kopfkissen zusammen, so fest es ging. Anfangs war er in die Küche, ins Bad oder in den Keller gerannt. Inzwischen blieb er einfach still liegen.
Was soll ich machen, wenn ich einmal alt bin? Alt und allein?
Ein kräftiges, dreimaliges Klopfen an der Tür riss Deleu aus seinen Tagträumen. Die Silhouette einer Frau erschien.
Danielle
, schoss es ihm durch den Kopf. Eine halbe Stunde mit Danielle.
»Ja, bitte?«
Die Tür schwang auf, und Nadia Mendonck blieb auf der Schwelle stehen. Sie sah ihm fest in die Augen.
Sie hat Danielle gesehen. Sie muss sie gesehen haben. Sie hat gewartet, bis sie weg war.
Nadias Blick verriet keinerlei Gefühl.
Wie schön sie ist,
dachte Deleu. In Gedanken verglich er sie mit Danielle.
Eine ganze Stunde. Eine Stunde voller unermesslicher Leidenschaft. Vielleicht war das mehr, als manchen Menschen in ihrem ganzen elenden Leben vergönnt ist.
»Darf ich?«
»Äh, ja. Komm ruhig rein.«
Nadia Mendonck zog die Tür ins Schloss und setzte sich schweigend Deleu gegenüber.
»Raus mit der Sprache«, sagte er mit heiserer Stimme. Er hatte sich damit abgefunden, dass Nadia eine Affäre mit Frank hatte. Stundenlang hatte er darüber nachgegrübelt, und jetzt kam alles wieder hoch.
Das hat ohnehin keine Zukunft mit dieser schönen Frau. Es ist eine rein sexuelle Beziehung, der Traum vieler Männer, aber sie ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Es ist keine richtige Beziehung, sondern ein Kampf, ein Ringen zweier einsamer Seelen.
Deleu konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart und wartete gespannt auf Nadias Geständnis, auf ihre Version der Ereignisse.
Sie fühlt sich noch schuldiger als ich, da bin ich mir ganz sicher. Barbara war ihre beste Freundin. Barbara hat ihr über den Verlust von Rutger hinweggeholfen. Nadia hat Charlotte in den Armen gewiegt. Da müssen wir doch zusammenbleiben?
»Ich will dich nicht einfach so fallenlassen, Dirk«, begann sie leise.
Er sah überrascht auf, als er die Bedeutung ihrer Worte endlich erfasste, denn diese Wendung hatte er nicht erwartet. Sie traf ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel.
»Ich habe viel von dir gelernt, in mancherlei Hinsicht. Ich vermisse dich. Du warst ein unverzichtbarer Teil unseres Teams, ein wesentlicher Bestandteil.«
Deleu ließ sich seine Enttäuschung nicht anmerken. Er nickte nur.
»Ich kann nicht glauben, dass du es nur des Geldes wegen getan hast. Mit dieser Erklärung werde ich mich nicht zufriedengeben, das wäre eine zu große Enttäuschung für mich. Du bist der integerste Kollege, den ich kenne. Verdammt, Dirk, du warst mein großes Vorbild! Ich will die Wahrheit
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