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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Tür auf, und auf der Schwelle stand eine bildschöne Frau mit einem Kind in der Hand. Beide hatten pechschwarze Augen. Sie blickten Deleu an, taxierten ihn. Der Knabe, den Danielle Orolavi an der Hand hielt, war wie aus dem Ei gepellt, hatte üppige Locken und ein feingeschnittenes Gesicht. Es war ihr Sohn Dimitri.
    Dirk Deleu stieß einen überraschten Laut aus, sprang auf, blickte rechts und links den Flur hinunter und schloss geräuschlos die Tür. Dann nahm er das Kind an der Hand und bot den beiden einen Stuhl an. Der Junge setzte sich aber lieber auf den Schoß seiner Mutter.
    »Möchtest du etwas trinken?«, fragte Deleu. »Ich habe Wasser da. Aber nicht kalt, der Kühlschrank ist …«
    Danielle hob die Hand. »Schon gut. Danke.«
    Der ehemalige Ermittler sah sie an und schluckte. Es musste zu hören sein bis hinaus auf die Straße. Er wusste nicht, wie er sich hinsetzen sollte, wusste nicht, wohin mit den Händen und scharrte mit den Füßen. In seiner Ratlosigkeit nippte er von dem lauwarmen Bourbon und zündete sich noch eine Zigarette an. Eine männliche Pose, so schien es ihm.
    »Warum bist du gekommen?«, fragte er leise, nachdem er den Rauch in die gegenüberliegende Zimmerecke geblasen hatte, weg von seinen Besuchern.
    Danielle brachte ihre Worte zunächst nur stockend hervor. »Weil du versucht hast, meinen Lebensgefährten zu warnen.«
    »Hat er es getan?«, fragte Deleu und übersprang damit einige Schritte.
    Danielle Orolavi schüttelte langsam den Kopf.
    »Warum schweigt er dann?«
    Keine Antwort.
    »Was hat er zu verbergen?«
    Dimitri musterte seine Mutter mit großen, fragenden Augen. Danielle hob ihre Delvaux-Handtasche vom Boden auf und umklammerte die Griffe, als trüge sie wertvolle Diamanten bei sich. Bedächtig fuhr sie mit dem Zeigefinger über ihre Oberlippe. »Damals, vor einem Jahr, da wollte ich dich nicht verraten. Aber ich konnte nicht anders.«
    Deleu hielt den Atem an. Diese Wendung hatte er nicht erwartet.
    »Es war der Staatsanwalt. Claude Verspaille hat mich erpresst.« Deleus erhobene Hände konnten Danielle nicht aufhalten, und die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus, als hätte man den Stöpsel aus einer Badewanne gezogen. »Ich hatte keine andere Wahl. Mein Mann war damals mit meinem Sohn unterwegs nach Marokko, und ich … Verspaille hat mir gedroht, dass ich meinen Sohn nur zurückbekomme, wenn ich das Spiel mitspiele.«
    »Was wollte er in Marokko?«, fragte Deleu skeptisch.
    »Ich dachte, du seist Halbruanderin.«
    »Nein, ich habe dich angelogen. Ich bin Muslimin, meine Mutter war eine ruandische Hure, und mein Vater … Meinen Vater habe ich nie kennengelernt. Er stammte aus Marokko. Er hat sie vergewaltigt. Das ist alles.« Sie schwieg abrupt und sah aufgewühlt ihren kleinen Sohn an. Ein dankbarer Blitzableiter für ihre gequälte Seele.
    Deleu, der nun völlig verwirrt war, zuckte hilflos mit den Schultern.
    »Mit sechzehn wurde ich verheiratet. Da war ich schon schwanger. Es tut mir leid.«
    »Und Murat?«
    »Murat war derjenige, der Dimitri schließlich zurückgeholt hat, und nicht Verspaille und Konsorten. Murat hat viel für Dimitri und mich getan. Er hat uns bei sich aufgenommen, und aus Dankbarkeit …« Ihre Stimme brach. Sie errötete.
    Deleu schluckte wieder. Danielle war die schönste Frau, der er jemals begegnet war.
Wie alt wird sie sein? Sechzehn plus acht ergibt gerade einmal vierundzwanzig. Meine Güte, ein achtzehnjähriger Sohn, eine elf Monate alte Tochter und ein acht Jahre alter Stiefsohn. Eine Ex-Frau, eine weiße und eine farbige Geliebte. Das Leben hält wirklich einige Überraschungen bereit. Murat wird wahrscheinlich nie wieder auf freien Fuß kommen. Der Sex mit ihr war mehr als nur eine schnelle Nummer gegen Geld. Viel mehr.
    Deleu legte, vollkommen unpassend angesichts der Situation, die Finger an die Lippen. Er dachte an Danielles sinnlichen Körper und ihre samtenen Liebkosungen, die sich auf alle Ewigkeit in seinen Körper eingebrannt hatten. Ihr fragender Blick riss ihn aus seinen erotischen Träumereien. »Also, warum bist du hier?«
    Danielle presste die Lippen fest zusammen. Nur ihre Augen wirkten lebendig, während der Rest ihres Körpers reglos blieb.
    »Was kann ich für dich tun?«, fragte Deleu sanft. »Ich würde alles für dich tun.« Den Satz hätte er am liebsten gleich wieder hinuntergeschluckt, aber es war zu spät. Die Worte hallten im Raum wider, und er hörte sie hundertfach.
    Die junge Frau öffnete ihre

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