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Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Titel: Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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»Babysachen! In seinem Haus waren keine. Er muss sie mitgenommen haben! Er hat die Tat in allen Einzelheiten geplant!«

[home]
    Dienstag, 25 . November – 10  Uhr 35
    G egen halb elf vormittags sortierte André Mertens wie üblich die Post der vergangenen Woche. Er verteilte sie auf drei ordentliche Stapel: Rechnungen, Drucksachen und persönliche Briefe. Dieser dritte Stapel kam leider gar nicht zustande. Seitdem er seine Stelle als Lehrer am Gymnasium Mechelen aufgegeben hatte und in Frührente gegangen war, weil er sich gemobbt fühlte, schien es, als sei er von Gott und der Welt vergessen.
    Mertens seufzte und schob seine Lesebrille höher. Während er drei Büroklammern aus der Bonbondose nahm, die jahrelang auf einer Ecke seines Lehrerpults gestanden hatte, klingelte es an der Tür.
    »Magda?«
    Keine Antwort.
    »Magdaa … da ist jemand an der Tür! Jetzt mach doch mal auf.«
    »Geh doch selber. Ich hänge gerade Wäsche auf, und zwar hauptsächlich deine.«
    André Mertens verzog das Gesicht und erhob sich mühsam. Er griff sich an den Rücken, spähte durch den Spion in der Haustür und sah einen verwahrlosten Kerl Ende dreißig, der nervös von einem Fuß auf den anderen trat und sich in der Nase bohrte. Der pensionierte Lehrer wollte schon die Tür öffnen, als er plötzlich innehielt.
    Man hört ja täglich so viel in den Nachrichten! Vielleicht hat er es auf den Volvo abgesehen?
    Als die Klingel zum zweiten Mal schrillte, sprang Mertens vor Schreck ein Stück zur Seite.
    »André!«
    Mertens eilte in den Wintergarten.
    »Still, Magda!«, zischte er wild gestikulierend. »Und schließ die Hintertür ab!«
    »Warum denn?«, fragte seine Frau. »Was ist denn los?«
    »Da steht so ein komischer Kerl vor der Tür. Ich habe ihn noch nie gesehen.«
    »Bestimmt ein Vertreter«, vermutete Magda und hängte das vorletzte Handtuch auf. »Du liest zu viele blutrünstige Krimis.«
    Sie rupfte eine Klammer vom Ärmel ihrer Kittelschürze und klemmte sie an die Wäscheleine.
    »Ach, hätte ich doch einen Wäschetrockner«, seufzte sie vorwurfsvoll.
    Mertens bewegte seinen Fuß, der mal wieder kribbelte. Schlechte Durchblutung, meinte der Hausarzt, der selbst Zigarren paffte. Wie ein stinkender Dampfer.
    »Was soll das, André? Willst du dem Mann jetzt aufmachen oder die Polizei rufen? Mir egal, aber unternimm endlich irgendetwas!«
    Es klingelte zum dritten Mal. Mertens starrte vor sich hin und biss sich auf die Lippe.
    Seine Gattin warf das letzte Handtuch in den Wäschekorb zurück und eilte an ihrem Mann vorbei, den sie ihn ignorierte, als sei er ein Möbelstück.
     
    Dirk Deleu folgte der älteren, aber energischen Dame in die Küche, wobei er sich die kalten Hände rieb.
    »André! Es ist für dich. Setzen Sie sich, Inspecteur. Ein Tässchen Kaffee? Oder lieber Tee mit Zitrone? Sie sehen krank aus.«
    Mertens kam widerwillig näher. Er musterte den Ermittler von Kopf bis Fuß, brummelte noch etwas vor sich hin und setzte sich schließlich zu ihm an den Tisch.
    »Können Sie sich ausweisen?«
    »Ich habe ihn schon nach seinem Ausweis gefragt«, erwiderte seine Frau tadelnd von der Anrichte her.
    Mertens rieb sich die Nasenspitze und drehte den obersten Überweisungsträger auf dem Stapel um.
    »Was führt Sie zu mir, Inspecteur?«
    »Es geht um Herman Verbist.«

[home]
    Dienstag, 25 . November – 10  Uhr 45
    K ripo Mechelen«, sagte Nadia Mendonck.
    »Haben Sie einen Termin?«, krächzte es aus der altmodischen Sprechanlage.
    »Ja, mit Doktor Verstraete.«
    »Sie können Ihr Auto rechts hinter dem Haus abstellen. Auf dem Besucherparkplatz.«
    Das Gittertor des Damiaancentrums glitt im Schneckentempo beiseite. Nadia Mendonck blinzelte nervös. Noch bevor das Tor ganz offen war, fuhr sie hindurch, obwohl zwischen den Außenspiegeln ihres Clios und dem Gitter kaum ein Zentimeter Spielraum blieb.
    Nachdem sie den typischen Klinikbunker aus Glas und Beton betreten hatte, musste sie ein zweites Mal klingeln, um Zutritt zum Innersten der Psychiatrie zu erhalten.
    Eine gepflegte Dame, der Prototyp einer Kliniksekretärin, winkte ihr mit sparsamem Lächeln zu. Nadia zog ihre wattierte, olivgrüne Bomberjacke ein Stück hinunter – sie hatte ein paar Kilo zugenommen, und das sah man ihr an. Der Speck hatte sich vor allem um die Hüften herum angesammelt.
    »Der Doktor wird Sie gleich empfangen, Mevrouw.« Auch dieser Satz passte nahtlos in das Klischee.
    Nadia setzte sich auf das weiche Sofa, nahm eine

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