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Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Titel: Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Mechelen. Mijnheer Morret erklärte, während der Fahrt auf seinem Mountainbike von einem VW Golf, Baujahr unbekannt, Kennzeichen ECV 025 , angefahren worden zu sein. Das Unfallfahrzeug wurde abgeschleppt und sichergestellt. Im Wagen wurden weder Hinweise auf die Identität des Fahrers noch Fahrzeugpapiere gefunden, lediglich eine Reparaturrechnung auf den Namen Sandra Janssens, ohne Adresse. Mijnheer Morret zog sich eine Knieverletzung zu und …«
     
    Nervös blätterte Deleu um, und tatsächlich fand er eine Fortsetzung des Protokolls. Die hatte er beim letzten Mal nicht lesen können, weil Nadia es so eilig gehabt hatte, ihren Termin mit Evelyne Pardieu einzuhalten.
    Beim Weiterlesen wurde er blass um die Nase. Er legte das Blatt auf den Tisch und wählte eine eingespeicherte Telefonnummer.

[home]
    Donnerstag, 27 . November – 0  Uhr 43
    U ntersuchungsrichter Jos Bosmans, der zwei Tage ununterbrochen gearbeitet hatte, schnarchte, als wolle er ganz allein eine uralte Eiche absägen. Seine Gattin Maud stieß ihn an.
    »Jos! Jos, wach doch auf! Jos, Telefon!«
    Schlaftrunken stand Maud auf, tappte zum Telefon und nahm den Hörer ab.
    »Bosmans?«
    »Guten Abend, Maud, ich bin’s, Dirk, Dirk Deleu. Ist Jos zu Hause?«
    »Nein, der ist in einem Striptease-Lokal, wie immer Freitag … nacht«, erwiderte sie gähnend.
    Deleu sagte nichts.
    »Schon gut, Dirk, ich gebe dich weiter.«
    Bosmans war inzwischen aus dem Bett gestiegen, und seine Grabesstimme hätte einem abgebrühten Vampir eine Gänsehaut verursachen können.
    »Bosmans!«
    »Jos, ich bin’s, Dirk. Komm bitte sofort ins Präsidium!«
    Klick, aufgelegt.
    Bosmans sah den Hörer an wie einen Wurm, der sich in seinem köstlichen Salat aalte.

[home]
    Donnerstag, 27 . November – 1  Uhr 25
    S oraya, eine afrikanische Prinzessin, spazierte vorbei, elegant mit den Hüften wackelnd, den Kopf nonchalant unter den Arm geklemmt. In der glänzenden Zahnreihe in ihrem Mund, der ihn einladend anlachte, spiegelte sich das baumelnde Bein von Sandra, der Hure, wider. Sie trat nach einem blutigen Fleischklumpen. Der wabbelige Klumpen rollte beiseite, und aus dem Glibber heraus sah ihn das schwarze Auge von Ira Levin vorwurfsvoll an. Yvette warf die nassen Laken ab. Sie steckte die Hand zwischen ihre fleischigen Schenkel und machte kreisförmige Bewegungen. Sie leckte sich die Lippen, und als sie nach Chrissie schielte, die sich wollüstig am Fußende des Bettes wand, sprach die Geilheit aus ihrem erhitzten Gesicht. Sie hatte weder Augen für den nackten Adonis, der langsam seine Hüften nach vorne schob, noch für seine geschwollene violette Eichel, die sich Chrissies glänzender Unterlippe näherte und eine grüne Schleimspur auf ihrem Hals hinterließ.
     
    Herman Verbist, eine schlummernde Frustrationsbombe, detonierte um halb zwei Uhr morgens.
     
    »Chris, du verlogene Nutte, ich hasse dich!«
    Er wurde sich seiner imposanten Erektion bewusst und biss sich auf die Unterlippe.
    »Ich werde in der Hölle brennen!«, rief er mit rauher Stimme.
    Verbist warf die feuchte Bettdecke ab und erzitterte. Auf einmal verlangsamten sich seine Bewegungen, bis er gänzlich erstarrte.
    Er kniff krampfhaft die Augen zusammen, doch es nützte nichts: Er verrottete langsam und musste es hilflos ertragen. Er war teils ein Nichts, teils ein Regenwurm, dem es bestimmt war, auf einen Angelhaken gespießt zu werden, dann mutierte er zu einem Fisch, der sein Ende zur Hälfte in einem Mülleimer, zur anderen Hälfte in dem Barbaren fand, der ihn angelockt hatte, um anschließend von diesem wieder ausgeschissen zu werden, wonach der Zyklus mit einem Mistkäfer von neuem begann.
    »Ich bin kein Angler, Wichtchen, du kannst ganz beruhigt sein. Wichtchen, mein Kind, meine rosa Krabbe«, keuchte Verbist.
    Mit kalten Augen starrte er an die Decke.
    »Vielleicht bin ich verrückt.«
    Herman Verbist glitt ins Leere. Wie sehr er sich auch wehrte, er konnte nichts ausrichten.
    Der Wahnsinn umfing ihn.
    Wichtchen und Chris spielten die Hauptrolle.
    Es gibt Hoffnung, irgendwo gibt es Hoffnung, irgendwo muss es Hoffnung geben. Hinter den Bergen scheint die Sonne.

[home]
    Donnerstag, 27 . November – 1  Uhr 37
    D er Innenhof des Polizeipräsidiums von Mechelen badete im geisterhaften Licht eines eilig aufgestellten Halogenscheinwerfers.
    Deleu rutschte hinter das Steuer des grauen VW Golfs und tippte mit dem Bleistift gegen das ausgeblichene Wunderbäumchen, das heftig hin- und herschwang.

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