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Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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Als Mendonck sich ebenfalls umdrehte und Deleu folgte, schwang die Tür weit auf.
    »Frau Kommissarin?« Ein Mann mit lebhaften Augen und einem grauen Schnauz- und Kinnbart bat sie mit einer ausladenden Geste herein. Er trug Pantoffeln und einen karmesinroten Morgenmantel mit Emblem. »Entschuldigen Sie bitte, aber in letzter Zeit ist in dieser Gegend ziemlich oft eingebrochen worden, und meine Frau hat einfach Angst.«
    Der schwere Mann trat einen Schritt aus der Tür und deutete mit dem Kopf auf ein hohes Mietshaus – ein trister, grauer Wohnblock ein Stück die Straße hinauf. »Unfassbar, wen sie da alles zusammengepfercht haben.«
    Im Wohnzimmer mit den massiven Eichenmöbeln saß die Dame des Hauses auf dem Sofa. Sie trug einen altmodischen Rock und eine protzige rosa Bluse mit Glitter – die aber nicht über die Aura des Missmuts hinwegtäuschen konnte, welche sie umgab.
    Der Mann, der im Flur ununterbrochen vor sich hin geplappert hatte, redete auch jetzt ständig weiter: »Alles Sozialhilfeempfänger. Menschenskinder noch mal. Und dagegen kann ein ehrlicher Bürger nichts ausrichten. Das muss man sich mal vorstellen. Die Politiker pfropfen diesen Haufen hier zusammen, und innerhalb kürzester Zeit ist Ihr Haus, in das Sie jahrelang Ihr sauer verdientes Geld gesteckt haben, keinen Pfifferling mehr wert. Man hätte diesen Chaotenhaufen besser in einen dieser Freizeitparks einquartieren sollen. Aber nein – ausgerechnet hier in unserer Straße …«
    »Was ist mit unserer Bieke?«, unterbrach die Frau die Tirade ihres Mannes.
    Der Mann schaute sich um, und die verächtlichen Blicke sprachen Bände: In der Familie De Prins war der Lack schon lange ab.
    »Ist Ihre Tochter noch in der Schule?«, fragte Deleu.
    »Natürlich«, erwiderte der Vater und schaute auf die Uhr. »Wo sollte sie auch sonst sein?«
    »Heute ist Mittwoch, Maurice.« Die Frau sprach die Worte so aus, als ob sie mit den Zimmerpflanzen auf der Fensterbank redete. »Bieke ist bei einer Freundin. Ich weiß nicht, wann sie zurückkommt. Auf jeden Fall vor dem Abendessen.«
     
    Als Magda de Prins ein Fotoalbum zum Vorschein holte und willkürlich aufklappte, gefror Deleu das Blut in den Adern: Bieke de Prins war eine Kopie von Muriel Vandergoten und Hilde Plaetinck – obwohl Letztere hübscher, sinnlicher und weiblicher wirkte. Bieke de Prins kam ihm vor wie eine rauhere Version, wie ein ungeschliffener Edelstein. Klare, blaue Augen und kurze blonde Haare, die ihrem jungenhaften Gesicht einen sportlichen Look gaben.
    Deleu ließ sich seine Verwunderung nicht anmerken. Er schaute zu Mendonck, die beiläufig fragte: »Und Ihre Tochter hat den Angreifer im Gesicht gekratzt? Warum haben Sie keine Anzeige erstattet?«
    Die Frau nickte und warf ihrem Mann den zigsten vorwurfsvollen Blick zu. Der verhielt sich vollkommen unbeteiligt, als ob er den protzigen Krimskrams auf dem Sideboard betrachtete. Dann ließ er sämtliche Fingerknöchel der linken Hand knacken.
    »Unsere Bieke kann ihren Mann stehen«, sagte er. »Das habe ich ihr beigebracht. Ein Mensch muss jederzeit auf sich selbst vertrauen können. Denn wenn es wirklich darauf ankommt, hat man schließlich …«
    »Warum hat Ihre Tochter keine Anzeige erstattet?«, unterbrach Deleu die Erläuterung.
    »Nicht nötig. Der Kerl ist in die Flucht geschlagen worden. Der hat seine Lektion gelernt. Wie schon gesagt: Ein Mensch muss lernen, seinen Mann zu stehen. Sowohl in der Berufswelt als auch im Alltag. Und unsere Bieke …«
    »Maurice, hör auf!«, rief die Frau und umklammerte mit der Hand die Sofalehne. »Unsere Bieke ist ein Mädchen – und die Berufswelt braucht dich offensichtlich auch nicht mehr!«
    Langsam ließ der Mann sämtliche Luft aus den Lungen entweichen. Er schwieg einen Moment lang, drehte sich dann abrupt um und verschwand in der Küche.
    »Okay, danke«, sagte Deleu. »Vielen Dank für Ihre Hilfe. Bitten Sie Ihre Tochter, uns anzurufen, sobald sie nach Hause kommt. Und machen Sie sich keine Sorgen, wir werden dieser Sache auf den Grund gehen. Darf ich das Foto behalten?« Deleu wartete die Antwort nicht ab, drehte sich stattdessen um und marschierte zur Haustür.
    Ungläubig schaute Mendonck ihm nach.
    Das heilige Feuer – es brannte wieder.
    Gerade in dem Moment, als Deleu losfahren wollte, lehnte ein blondes Mädchen ihr Mountainbike gegen die Hauswand.
    Mendonck studierte das Foto. »Halt, Dirk!«
    Erschrocken trat Deleu abrupt auf die Bremse.
    Durch das

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