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Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luc Deflo
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schimmerte.
    »Warum ziehen Sie die Jalousien nicht hoch?«, platzte sie heraus, um die unheimliche Stille zu durchbrechen.
    »Fürchten Sie sich im Dunkeln?«, fragte er jovial.
    »Nein. Aber ich halte nichts von Energieverschwendung. Warum tun Sie das eigentlich? Ist das eine professionelle Gepflogenheit?«
    »Jalousie. Hübsches Wort … leitet sich ab vom französischen ›jalousie‹ und bedeutet ›Eifersucht‹.« Der Mann erhob sich aus dem Sessel, ging federnd zum Fenster und zog die Jalousien mit einem kräftigen Ruck hoch. »Ich habe nichts zu verbergen«, sagte er lächelnd, während er sich wieder in den Ledersessel fallen ließ. »Aber meine Augen vertragen Kunstlicht besser als Tageslicht.« Er faltete die Hände über dem Bauch. Das weiche Leder krachte leise.
    Plötzlich wurde Mendonck bewusst, wie hart dagegen der schlichte Resopalstuhl war, auf dem sie saß. Sie seufzte.
    »Dies ist ein denkwürdiger Tag für mich«, sagte er munter und ein wenig feierlich.
    Verwundert schaute Mendonck auf. »Wie meinen Sie das?«
    »Ich bekomme nicht oft Besuch von schönen Frauen.« Der Mann lachte anzüglich. Mendonck schien einen Augenblick sprachlos.
    Seine Zähne glänzten weiß und funkelnd. Er wirkte durchtrainiert und besaß eine kraftvolle Ausstrahlung – imposant, gebildet und gleichzeitig animalisch. Einen kurzen Moment dachte sie daran, von ihren eigenen Problemen zu erzählen, beherrschte sich dann aber.
    »Was kann ich für Sie tun, Fräulein Mendonck? Oder sollte ich sagen ›Frau …‹?«
    Die Anspielung auf ihre bevorstehende Mutterschaft brachte Mendonck erneut aus dem Konzept. Unwillkürlich strichen ihre Finger über ihren Bauch, und sie schaute den Mann verlegen an.
    Ein amüsiertes Lächeln spielte um seine Lippen. Nadia konzentrierte sich nun auf sein Gesicht. Während sie die kantigen, wie aus Granit gemeißelten Züge musterte, verzog der Psychotherapeut keine Miene. Er blinzelte nicht einmal. Und seine Augen hatten etwas Gebieterisches, das ihren Blick festhielt. Mendonck fiel auf, dass die gebräunte Haut seiner linken Wange straffer war als die seiner rechten Gesichtshälfte. Faszinierend. Plastische Chirurgie. Ganz zweifellos. Wahrscheinlich ein Facelifting.
    »Junge Frau?«
    »Äh, entschuldigen Sie bitte«, stotterte Mendonck zerstreut, nahm die Hand vom Bauch, verschränkte die Finger und legte die gefalteten Hände vor sich auf den glänzenden Schreibtisch. »Also, ich würde Ihnen gern noch ein paar Fragen über einen Ihrer ehemaligen Patienten stellen. Ein gewisser Jozef Van Cleynenbreughel.«
    Beherman runzelte die Stirn.
    Schminke. Das ist Schminke. Deshalb die gebräunte Haut. Dieser eitle Fatzke
, überlegte Mendonck, innerlich grinsend, als sie die winzigen Risse rund um sein linkes Auge sah. Sie genoss das Gefühl, wieder Herrin der Lage zu werden. Das Gleichgewicht wiederherzustellen.
    Der Mann wandte den Blick ab. Er wusste, dass sie es wusste. Das konnte man deutlich spüren. Mendonck genoss die neue Situation.
    »Wie kommen Sie eigentlich auf die Idee, dass ich freiwillig Informationen über meine Patienten preisgebe?« Obwohl er diese Frage lächelnd stellte, schwang trotz des sanften Tonfalls eine unterschwellige Drohung mit – was Mendonck nicht entging. Sie fühlte sich von Minute zu Minute unbehaglicher, konnte aber nicht sagen, warum.
    »Ich meine, von einem Kollegen gehört zu haben, dass Sie bereit waren, an der Aufklärung des Falls mitzuwirken. Oder irre ich mich da vielleicht?« Ihre Stimme klang scharf. Rebellisch.
    »Von welchem Kollegen? Deleu?«
    Nadia Mendonck reagierte nicht sofort. Mit der rechten Hand massierte sie sich die Schulter oberhalb des Schlüsselbeins. Seit sie sich als Schülerin beim Basketballunterricht die Schulter verrenkt hatte, war diese Stelle empfindlich geblieben.
    Sie zögerte. Fühlte sich klein, schutzlos, nicht in der Lage, Entscheidungen zu treffen.
    Verdammte Hormone.
Mendonck atmete tief durch.
    Plötzlich erhob sich der Mann, ging zu einem kleinen Tisch, auf dem eine Porzellankanne stand, und goss Kaffee in zwei elegante, hohe Tassen. »Zucker, Milch?«
    »Nur Milch. Danke.«
    Mit militärischer Präzision plazierte er die Tasse auf die Ecke der Schreibtischplatte.
    Der Kaffee duftete vorzüglich.
Purer Arabica, daran bestand kein Zweifel.
Mendonck nippte an dem Kaffee und verbrannte sich fast den Mund.
    Der Mann bemerkte ihre Reaktion, verzog aber keine Miene und meinte lediglich mit neutraler Stimme: »Ja, ganz

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