Bossing - wenn der Chef mobbt
selbst über ein hohes Wettkampf-Motiv verfügte, das die notwendige Motivation für das Vorgehen lieferte. Das haben sicherlich auch viele andere gemobbte oder gebosste Menschen, aber: Die Kosten sind extrem hoch. Gegenmobbing ist eine sehr spezielle Form der Gegenwehr – Mobbingforscher raten in aller Regel davon ab.
VI. Ausblick:
Das Post-Bossing-Zeitalter
Ist Bossing und Mobbing vermeidbar? Ja und Nein. Das hängt von der Kultur im Unternehmen ab, aber auch von den Persönlichkeitsstrukturen der Führungskräfte und ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.
Fairness 1: Das Win-Win-Prinzip für die Zukunft
Fairness sehen wir als die Anti-Bossing- und Anti-Mobbing-Strategie. Dazu zählen eine faire Führung ebenso wie eine positiv gehandhabte Kommunikation mit den Beschäftigten.
Nähern wir uns dem Thema einmal von der Gegenseite. Die Fairness-Stiftung hat alle unfairen Erscheinungsformen in Gesellschaft und Wirtschaft zusammengetragen: Drogenhandel, Frauenhandel, Irreführung, Kartellbildung, Kinderhandel, Konspiration und Korruption, organisierte Geldwäsche, organisierte Schwarzarbeit, Piraterie, Psycho- und Cyberterror, Selbstjustiz, Spionage und Waffenhandel. Bossing reiht sich hier nahtlos ein.
Zu den unfairen Verhaltensweisen zählen: Absprachen, Bestechlichkeit und Bestechung, Betrug, Desinformation, Diebstahl, Einschüchterung, Erpressung, Geheimnisverrat, Insolvenzverschleppung, Börsenfouls, Lohndumping, Protektion, Plagiate, Preisabsprachen, Schmuggel, Unterschlagung, Untreue, Urkundenfälschung,Vorteilsgewährung und Vorteilsnahme.
Fairness hat demgegenüber verschiedene, konstruktive praktische Bedeutungen. Es geht dabei um eine gegenseitige Achtung, die sich im menschlichen Verhalten zeigt. In diesem Sinn verstehen wir unseren Coachingansatz zur motivationalen Umwertung, der faire Handlungsalternativen für den beruflichen Alltag aufzeigt.
Wir halten Bossing und Mobbing für überwindbar: Auf der persönlichen Ebene – und besonders als gesellschaftliches Problem unserer Arbeitswelt, unserer Schulen oder Nachbarschaften.
Mitunter wird Bossing und Mobbing als Form der Condition humaine missverstanden, die uns angeboren sei. Dies hat mitTheorien zu tun, dass uns Fremdes Angst macht, bedrohlich auf uns wirkt, sodass wir es bekämpfen wollen. Im Mobbing- oder Bossingalltag kann das alles sein, was irgendwie anders aussieht als das jeweilige »Stammesverständnis« des Mobbers oder Bossers: Das können kleinere Unterschiede sein, aber auch ein anderes Geschlecht, eine seltsame Frisur, ungewöhnliche Vorlieben, eine andere Hautfarbe oder ein körperliches Handicap.
Im Mobbing- und Bossinggeschehen macht sich jedoch nicht der Geist der Evolution breit oder der Wissenschaftsspirit Darwins. Die evolutionäre Psychologie hat schon länger herausgefunden, dass im Sinne der Evolution das Prinzip Kooperation und Diplomatie weitaus stärker gilt als der entgegengesetzte Antrieb von Konkurrenz und Aggression. Tatsächlich haben Ausgleich und Integration von Fremdem im Lauf der Geschichte zu kulturellen Weiterentwicklungen und Anregungen geführt. Dies gilt auf der biologischen Entwicklungsebene genauso wie auf der sozialen und kulturellen.
Tatsächlich haben also beide Anteile uns im Lauf der menschlichen Geschichte geprägt, kriegerisches wie friedvoll-integratives Verhalten. »Während Charles Darwin Zuneigung und Anteilnahme als starke biologische ›Triebe‹ und ›Instinkte‹ beschrieb, ist von einem ›Aggressionstrieb‹ bei ihm nicht die Rede«, konstatiert Evolutions- und Kommunikationsforscher Joachim Bauer, der das Buch »Das kooperative Gen« verfasste .
Der von Darwin so benannte » Instinkt der Sympathie « kann sich auch in der Frage von Mobbing und Bossing als kooperative Win-Win-Situation auswirken. Anders ausgedrückt: Arten, deren Mitglieder einander Unterstützung gewähren, verbessern ihre Chancen im Überlebenskampf beträchtlich.
Das gilt auch für die Vertreter der Spezies Chef in ihrem täglichen Überlebenskampf im Büro: Faire Führung ist starke Führung. Alle anderen Erscheinungsarten unfairer Führung wie Bossing geben nur die Vorstellung eines Losers. Für wirklich stark agierende Führungskräfte gilt es daher, ihren Anteil an Kooperation und kreativen Miteinanders ebenso auszuleben wie dieklassischen Aspekte von Führung wie Durchsetzungskraft und Siegeswille.
Fairness 2: Integere Führungskräfte in integeren Unternehmen
Begriffe wie Ethik im Unternehmen,
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