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Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Titel: Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Víctor Conde
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Minaretten von Byzanz, du bist ja völlig durchnässt! Wir müssen dir auf der Stelle ein paar trockene Kleider besorgen.« Sie verstaute den Spiegel in einer geheimen Anzugtasche. Eine Tasche, die in eine andere Realität zu münden schien, denn sie beulte sich keinen Millimeter aus. »Eine Bronchitis können wir jetzt überhaupt nicht gebrauchen!«
    Dann flogen sie wieder los. Noch einmal das Brausen der Flügel, und noch mehr Straßen flitzten unter ihnen vorbei.
    Tanya fühlte den Augenblick der Ohnmacht stetig näher kommen, aber es war ein bisschen wie beim Niesen, wenn der Moment einfach nicht eintreten wollte.
    Eine typische Fantasie jedes jungen Menschen ist es, ein riesiges Einkaufszentrum ganz für sich alleine zu haben. Ein verlassenes, menschenleeres Gebäude, in dem man überall hingehen und alles tun kann, wonach einem der Sinn steht.
    Séfora ließ diese Fantasie Wirklichkeit werden.
    Die Promenade war das größte Kaufhaus der Stadt. Während der Öffnungszeiten zog sich durch die mehr als fünfhundert Geschäfte und Filialen von Franchiseunternehmen ein ständiger Strom von Leuten, der nicht einmal in der Mittagszeit abriss. Abends verwandelten sich die Bars, Pubs, Kinos und Kegelbahnen im hinteren Teil des Gebäudes in einen Ameisenhaufen. Es war der Ort, an dem man nicht fehlen durfte, wenn man es sich gut gehen lassen und auf dem Laufenden bleiben wollte, was in der Gegend so los war.
    Die Lolita-Gemeinschaft traf sich regelmäßig im Para-Para , einem japanischen Café, das ihnen als Versammlungsraum und Hauptquartier diente.
    Als sie vor den Toren des Kaufhauses standen und ins dunkle Innere starrten, kam sich Tanya wie eine Straftäterin vor, eine Abtrünnige, die sich von allen Gewohnheiten und sozialen Vorbildern verabschiedet hatte, um etwas zu tun, das sich kein anderer Teenager der Stadt je getraut hätte. Irgendwie gefiel ihr der Gedanke, aber dann erinnerte sie sich wieder daran, dass sie nur hier war, weil in den vergangenen Stunden ihres Lebens ziemlich viel schiefgelaufen war.
    »Wie könnt ihr euch nur auf so engem Raum zusammenpferchen?«, wunderte sich Séfora. Ihr behagten weder die Technologie noch die Identifikationsmuster einer Kultur, der sie schon lange nicht mehr angehörte.
    »Ich … glaube nicht … dass wir uns zusammenpferchen.« Tanya fröstelte. »Wir … wir fühlen uns einfach wohl in der Menge.«
    »Du musst dir jetzt erst mal was Warmes anziehen. Hier«, sagte sie und zeigte auf ein Schaufenster, in der die aktuelle Wintermode ausgestellt war.
    Séfora ging zur Tür.
    Tanya hatte keinen blassen Schimmer, was sie vorhatte, aber vorsichtshalber zischte sie: »Pass auf! Das Gebäude ist an allen Ecken mit Alarmanlagen gesichert.«
    Doch der Engel brauchte nur die Hand auszustrecken, und die Tür sprang auf, ohne dabei eine Sirene oder sonst einen Mechanismus auszulösen.
    Tanya blinzelte verwirrt.
    »Meine Spezies ist für den Menschen unsichtbar. Und solange du dich in meiner Nähe aufhältst, können dich weder die menschlichen Sinne noch seine Technik wahrnehmen.«
    Das erklärte, warum die Kameras und Fotozellen in den Gängen sie nicht bemerkt hatten. Tanya kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
    Und sie war froh, endlich den nassen Kimono ablegen zu können und ihn durch richtige Kleidung zu ersetzen, mit Unterwäsche und allem, was sonst noch dazugehörte. Also betrat sie den Laden und ließ ihrer Fantasie freien Lauf.
    Sie suchte sich ein Thermo-Unterhemd aus, eine Jeans, kniehohe Stiefel und eine neue Jacke, die ziemlich Route-66-mäßig aussah. Handschuhe mit halben Fingern und als i-Tüpfelchen ein paar Ohrringe, die wie Mondstein leuchteten. Als sie sich schließlich im Spiegel betrachtete, erkannte sie sich kaum wieder. Sie hatte nicht die entfernteste Ähnlichkeit mit der wahren Tanya, dem skandalösen Gothic-Püppchen. Da im Moment aber nichts Passenderes aufzutreiben war, musste es eben so gehen.
    Bevor sie den Laden wieder verließ, öffnete sie die Registrierkasse und nahm eine Handvoll Fünfzigeuroscheine heraus. Jetzt war sie offiziell eine Straftäterin. Aber es war verdammt noch mal für einen guten Zweck. Ihre Eltern waren in Gefahr, und sie würde nicht im Morgenmantel und ohne einen Cent in der Tasche auf Rettungsmission gehen.
    »Ich weiß, Klauen ist nicht gerade ein engelhaftes Benehmen«, kritisierte sie sich selbst.
    Séfora zwinkerte ihr zu. »Du wirst alles, was du genommen hast, auf Heller und Pfennig zurückzahlen. Hör zu. Bitte

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