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Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Titel: Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Víctor Conde
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und fragten sich, woher die Stöße kamen, die wie aus dem Nichts Ziegel, Fenster und Möbel zerschmetterten.
    Die Seilbahn hatte ihr Ziel so gut wie erreicht, als der Desmodu Séfora direkt auf die Gondel zustieß. Eine Sekunde vor dem Aufprall schrie Mauro: »Achtung! Sie kommen!«
    Eine Warnung, die niemand beherzigte (die Touristen wagten es sogar, Mauro für sein skandalöses Benehmen böse Blicke zuzuwerfen), bis etwas so heftig gegen die Gondel schlug, dass sie wie eine Glocke hin und her schwang.
    Die Insassen schrien entsetzt auf. Wer konnte, hielt sich fest, wer nicht, fand sich in einem Gewirr aus Beinen und Reiserucksäcken am Boden der Gondel wieder.
    Tanya half einem alten Mann auf, ohne jedoch den Blick auch nur eine Sekunde vom Fenster abzuwenden. Auf der anderen Seite der Scheibe versuchte Séfora, sich so rasch wie möglich von der Außenwand der Gondel zu entfernen, bevor ihr das Scheusal den nächsten Hieb verpassen würde. Der Desmodu verlor indessen eine wertvolle Sekunde, weil er den Engel von oben angreifen wollte und dazu Anlauf benötigte. Als sein Schwert schließlich auf Séfora herabsauste, lenkte sie es mit der Parierstange zur Seite ab.
    »Schnell, weg da!«, rief Mauro. Er packte eine Frau, die ein kleines Kind auf dem Arm trug, und zog sie kurzerhand vom Fenster in die Gondelmitte. In diesem Augenblick durchschnitt das Schwert des Dämons das Metall, und auf die Passagiere prasselte ein Funkenregen nieder.
    Die Fahrgäste kreischten hysterisch. Sie versuchten, sich auf den Beinen zu halten und zugleich ihre Liebsten zu umarmen, was kein leichtes Unterfangen war. Hier und dort tauchten im Boden und in der Gondelwand neue Schnitte auf, bis ein Schwerthieb schließlich die Winde traf.
    Tanya konnte hören, wie das Seil barst und ausfranste. Die Gondel neigte sich um mehr als fünfundvierzig Grad gefährlich nach unten.
    »Achtung! Wir fallen!«, rief sie. Die Leute in ihrer Nähe starrten sie mit aufgerissenen Augen an. Verblüffung und Entsetzen standen ihnen ins Gesicht geschrieben.
    Séfora bediente sich einer Finte, um dem Schwert des Dämons auszuweichen, und nutzte den Aufwärtsschwung für eine Drehung in der Luft, wobei sie ihrem Gegner einen Fußtritt verpasste. Ihre Ferse traf das Scheusal am Kinn, was ihm aber nichts auszumachen schien. Wie erhofft wurde er durch den Tritt wenigstens lange genug abgelenkt, dass sie ihn mit einem Schwerthieb von der Seilbahn fortstoßen konnte.
    Die Kämpfenden entfernten sich und überließen die Gondel ihrem Schicksal. Tanya bedauerte nicht zum ersten Mal, dass ihre Flügel noch nicht entwickelt waren. Als sich das Kabel bis zum Ende aufgetrennt hatte, beschloss sie, sich ganz stark auf all das zu verlassen, woran sie glaubte.
    »Achtung, jetzt! Festhalten!«, schrie sie Mauro zu und umklammerte mit beiden Händen das Geländer, so fest sie konnte.
    Der Fall dauerte kaum zwei Sekunden, aber die reichten aus, um ein, wenn auch nur flüchtiges, Gefühl von Schwerelosigkeit zu erzeugen. Dann schlug die Gondel auf dem Berghang auf, den die nicht schwindelfreien Touristen auf dem Eselrücken hinunterreiten mussten. Die Kabine erzitterte und beulte sich derart ein, dass die Fenster zerbarsten und nach innen fielen. Sie hatten Glück. Das Monstrum war in einer Wegbiegung hängen geblieben.
    »Gott sei Dank.« Mauro befreite sich von den Splittern, die auf ihn herabgeregnet waren. Er stand direkt neben einem Fenster und überlegte es sich nicht zweimal: Entschlossen kletterte er in den Fensterrahmen und sprang hinaus. Von dort half er den anderen Passagieren aus der Gondel, die allesamt wie durch ein Wunder – von ein paar leichten Blessuren und harmlosen Schnittverletzungen abgesehen – unversehrt geblieben waren, bis er zuletzt auch Tanya herauszog.
    »Puh«, klagte sie. »Danke. Den Ausflug werden die Leute in ihrem Leben nicht mehr vergessen.«
    »Und wir auch nicht. Was machen wir jetzt?«
    Tanya ließ den Blick durch den Himmel schweifen. Von den Kämpfenden war keine Spur mehr zu sehen. Auch zwischen den Häusern nicht. »Gehen wir hoch ins Dorf. Wir müssen Erik finden.«
    Auf den Dorfstraßen herrschte Chaos. Tanya konnte sich gut vorstellen, wie erschüttert die Menschen sein mussten, weil alles ringsum völlig wahllos und ohne erkennbaren Grund kaputtgegangen war. Woher sollten sie wissen, dass nicht als Nächstes eine Brücke einstürzen würde? Oder eine Schule?
    Mauro und Tanya rannten die Dorfstraßen entlang auf der Suche nach

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