Botschaften des Herzens: Roman (German Edition)
der Zeit, mal etwas anderes zu tun. Grant versuchte jedenfalls schon lange, sie dazu zu bewegen. »Dann solltest du lieber mitkommen und dir meinen Kleiderschrank ansehen.«
»Ich hatte gehofft, dass du das sagst. Und schön, dass du deine Absätze nicht in den Boden stemmst.«
»Das hätte ich«, gestand Laura, »aber ich trage keine Absätze.«
Grant stöhnte.
»Nein, ernsthaft«, fuhr Laura fort, »bei dem Essen gestern Abend ist mir klar geworden, wie langweilig ich bin. Ich muss offener für neue Erfahrungen sein.«
Grant nickte, weil er darin offensichtlich völlig mit ihr übereinstimmte. »Aber warst du schon immer langweilig oder erst, seit du in einem Buchladen arbeitest?«
Also fand er sie auch langweilig! Sie weigerte sich, beleidigt darüber zu sein, und dachte nach. »Ich glaube, ich war schon immer das, was du als ›ziemlich langweilig‹ bezeichnen würdest. Ich hatte natürlich Freunde an der Uni, aber ich bin nicht oft ausgegangen, es sei denn, man hat mich genötigt.«
Grant schüttelte den Kopf. »So eine Verschwendung!«
»Um ehrlich zu sein, war es einfach himmlisch, nicht ständig wegen der Bücher angenörgelt zu werden. Ich habe eben … viel gelesen und natürlich Hausarbeiten geschrieben.«
»Und du sagst, du hattest Freunde?« ›Skeptisch‹ wäre noch untertrieben, wenn man Grants Blick beschreiben wollte.
»Ja! Ich war immer zu Hause und konnte die Wäsche aus der Maschine holen, ich hatte stets Milch und Aspirin, und ich konnte eine Hausarbeit diktieren, wenn kurzfristig eine gebraucht wurde.« Sie kicherte. »Ich war allerdings immer ziemlich sauer, wenn die anderen eine bessere Note dafür bekamen als ich.«
»Sie haben dich ausgenutzt!« Grant war empört.
»Nein. Na ja, ein bisschen, aber es hat mir nichts ausgemacht. Und wie ich schon sagte, manchmal haben sie mich gezwungen, mit ihnen auszugehen. Wir hatten viel Spaß zusammen. Doch meistens bin ich lieber zu Hause geblieben und habe gelesen, anstatt vom Betrunkene-Leute-Anschreien heiser zu werden.«
»Und was war mit Männern?«
»Da gab es ein paar. Aber es wurde nie wirklich etwas daraus. Grant, ich bin sicher, dass wir all das schon mal besprochen haben, als ich im Buchladen angefangen habe und du mich deinem üblichen Kreuzverhör unterzogen hast.«
»Vielleicht, doch es war offensichtlich alles so langweilig, dass ich mich nicht daran erinnern kann. Und ich nehme Leute nicht ins Kreuzverhör. Ich interessiere mich nur für Menschen.«
»Du meinst, du bist neugierig.«
»Na ja, okay, dann bin ich eben neugierig. Und jetzt sehen wir hier rein.« Er öffnete die Tür ihres schmalen Kleiderschranks und erwartete das Schlimmste. »Laura, sind alle deine Sachen entweder schwarz oder weiß?«
»So ziemlich. Meine Sommersachen sind irgendwo in einer Plastiktüte. Hier.« Sie zog sie unten aus dem Schrank. Grant leerte die Tüte auf dem Boden aus, so, als wollte er Wäsche sortieren.
»Du solltest mich wirklich bitten, das mal alles für dich durchzugehen«, murmelte er und warf Kleider hinter sich wie ein wählerischer Einbrecher.
»Das würde ich, wenn du mehr wie dieser Gok-Typ wärst.«
Er hielt inne. »Ich dachte, du guckst kein Fernsehen!«
Sie lachte, erfreut über seine Überraschung. »Das tue ich nicht, aber letztens habe ich einer Frau aus unserem Lesekreis ein Exemplar des Titels vorbeigebracht, den wir diesen Monat lesen, und es lief bei ihr. Sie hat mich überredet, zu bleiben und es mir mit ihr anzuschauen. Sehr tapfer, diese Frauen. Kannst du dir vorstellen, dich nackt in ein Schaufenster zu setzen?«
»Ich glaube, dass es schlimmere Schicksale gibt, doch für dich wäre es vermutlich Folter.«
Schließlich suchte er einen Bo-ho-Stufenrock mit Lochstickereien, einen schwarzen Cardigan mit V-Ausschnitt und einen engen schwarzen Gürtel heraus. »Das ist ganz süß, aber immer noch recht einfarbig«, meinte er. »Wo ist dein Schmuck?«
Laura öffnete die Schublade ihrer Frisierkommode und zeigte ihm die wenigen Stücke, die meisten davon Geschenke von Freunden aus der Uni, und eine Perlenkette, die sie von einer Tante geerbt hatte. Grant sah sie voller Verachtung durch.
»Wie sieht es aus mit Tüchern, anderen Gürteln oder etwas in der Art?«
Laura hatte sie in die Unterwäsche-Schublade gestopft, aber er ging alles durch, bis er ein Tuch fand, das mal um einen Sonnenhut geschlungen gewesen war, den Laura sich im letzten Urlaub mit ihren Eltern vor einigen Jahren aus reiner Notwendigkeit
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