Botschaften des Herzens: Roman (German Edition)
im Chor, und sie stiegen aus.
Die erste Person, der sie im Kino begegneten, war Adam. »Ich bin mit Dermot gekommen«, erklärte er stolz. Laura, die normalerweise viel Verständnis für junge Autoren aufbrachte, fand das ziemlich nervig. »Er will nicht von Fans belagert werden«, fuhr Adam mit wichtigem Gesichtsausdruck fort. »Oder über das Interview morgen sprechen. Er muss sich auf seinen Auftritt heute Abend konzentrieren.« Adam blickte Laura an, als wäre sie eine aufdringliche Klatschreporterin auf der Suche nach einem Skandal.
Laura antwortete nicht. Adam hatte sich offensichtlich selbst zu Dermots Aufpasser ernannt – eine Aufgabe, die eigentlich Fenella oder Rupert übernehmen sollten. Aber da sie beide beschäftigt waren, überließen sie das vermutlich gern Adam, und wahrscheinlich hatte Dermot nichts dagegen. Allerdings erschien es Laura ein bisschen seltsam, dass sich Adams ursprüngliche negative Einstellung Dermot gegenüber irgendwie in Heldenverehrung und einen heftigen Beschützerinstinkt verwandelt hatte.
Monica brachte Seamus hinter die Bühne und gab der Soundcrew bereits Anweisungen. Dermot saß auf der Bühne auf einem Stuhl und las, ein sehr zerlesenes Exemplar eines seiner Bücher in der Hand. Ein großes Glas stand neben ihm.
»Los, holen wir uns etwas zu trinken!«, schlug Grant vor. »Wir werden hier nicht gebraucht.«
An der Bar war bereits viel los. Die üblichen Freiwilligen wurden heute vom Personal aus dem Pub unterstützt. Ein junger Mann in einer schwarzen Jeans, einem schwarzen T-Shirt und mit einem Pferdeschwanz gab einer ungefähr sechzigjährigen Frau Tipps, wie man das perfekte Bier zapfte.
»Ich bin nicht sicher, ob ich Alkohol trinken sollte«, meinte Laura, als Grant sie nach ihrem Getränkewunsch fragte.
»Oh, Herrgott noch mal! Du wirst das hier niemals nüchtern überstehen! Ich sehe dir doch an, dass du noch viel nervöser bist als Seamus. Trink einen großen Whiskey.«
Als er wieder bei ihrem Tisch ankam, war der ganze Raum voller Leute. Laura war erleichtert. Ein gutes Publikum, und Dermot hatte keine Chance, sie in der Menge zu entdecken. Besser konnte es gar nicht sein. Aber sie überlegte immer noch, sich ganz nach hinten zu setzen, hinter eine Säule, falls sie eine finden konnte.
Laura war nicht überrascht, dass Dermot seine Sache unglaublich gut machte; er las so wunderschön vor, fesselte das Publikum und ließ es wie gebannt lauschen. Auch Seamus war gut. Er spielte nicht die Bodhrán, auf der er so schlecht gewesen war, sondern Gitarre. Sehr, sehr leise spielte er traditionelle irische Lieder: She Moved Through the Fair , Down by the Sally Gardens , The Lark in the Clear Air .
Und Dermot las. Mit seiner tiefen, dunklen Stimme beschrieb er beispielsweise einen kleinen Jungen, der durchs Fenster beobachtete, wie seine Mutter seinen Vater küsste, und sich ausgeschlossen fühlte, einen windigen Morgen im Frühling, das Lied einer Amsel und ein Gefühl der Vorfreude, für das es keinen besonderen Grund gab; wie der Junge auf einer harten, lederbezogenen Bank in einem Pub einschlief, während um ihn herum die Hochzeitsgesellschaft feierte.
Im Saal war es mucksmäuschenstill. Niemand hustete, niemand murmelte, niemand raschelte. Selbst Grant hörte aufmerksam zu.
Laura fühlte sich mit einem Mal sehr weinselig, aber die Worte waren so beschwörend, so poetisch, ohne dabei sentimental zu sein, und die Musik war so berührend, dass sie spürte, wie ihr Tränen in den Augen brannten.
Sie hoffte, dass niemand bemerkte, wie überwältigt sie war. Doch jeder im Publikum war mit sich selbst beschäftigt, alle waren völlig gebannt.
Sie und Grant hatten ganz hinten Platz genommen. Laura hatte darauf bestanden, so spät wie möglich in den Saal zu gehen. Sie hatte behauptet, nach der Veranstaltung so schnell wie möglich zurückzuwollen, um sich auf ihr Interview vorzubereiten. In Wirklichkeit wollte sie Dermot einfach aus dem Weg gehen. Gewiss würde sie ihm am nächsten Tag ruhiger und emotionslos gegenübertreten können. Jetzt war sie sehr froh über ihre weise Voraussicht. Durch seine Lesung waren alle Gefühle, alle Sehnsüchte an die Oberfläche gekommen. Mit jedem Satz hatten sich ihre Liebe und ihre Bewunderung für ihn mit neuer Kraft weiter nach oben gedrängt.
Dermot schloss gerade das Buch, und Seamus legte die Finger über die Gitarrensaiten, um sie verstummen zu lassen. Es war vorbei. Einen Moment lang herrschte Stille, so als wollte
Weitere Kostenlose Bücher