Botschaften des Herzens: Roman (German Edition)
und suchte Schutz in der Dunkelheit hinter dem Vorhang.
20. Kapitel
S osehr Laura es sich auch gewünscht hätte – sie konnte sich erst in ihr Cottage zurückziehen, wenn sie noch etwas erledigt hatte. Ihren alten Chef Henry im Bücherraum zu sehen tat ihr gut. Sein altes, liebes Gesicht war ein willkommener Anblick nach den Qualen, die sie gerade durchgemacht hatte.
»Süße!«, sagte er und sprang auf und fügte dann weniger enthusiastisch hinzu: »Du siehst ziemlich müde aus.«
»Das ist kaum überraschend«, meinte Laura und lächelte breit, in der Hoffnung, dass er nicht merkte, wie viel Anstrengung sie das kostete, »wir hatten unglaublich viel zu tun.«
»Aber es war sehr erfolgreich«, lobte Henry. »Die gesamte Literaturszene ist hier und hängt an Dermots Lippen.«
Laura erschauderte und zuckte dann hastig die Schultern, um es zu verbergen. »Seine Veranstaltungen waren gut besucht, doch alle anderen auch. Braucht ihr mich hier eigentlich wirklich? Oder kann ich gehen?« Sie wollte so gern in ein abgedunkeltes Zimmer flüchten.
»Du wirst hier gebraucht«, erklärte Henry streng. »Du hast gerade den Star der Show interviewt. Also bist du auch ein kleiner Star. Ah, da kommt Eleanora.«
Eleanora stürzte sich in einer Wolke aus schwarzen Pailletten, grell pinkfarbenen Stiftperlen und Federn auf Laura. Ihre Ohrringe stachen in Lauras Wange, als sie sich küssten. »Liebes, falls Sie auch nur daran denken sollten zu verschwinden, bevor Dermot mit seiner Signierstunde fertig ist, vergessen Sie es. Er isst heute Abend spät mit Jacob Stone, aber jetzt gerade erkämpft er sich den Weg durch die Autogrammjäger. Er wird in einer Minute hier sein, um seine Bücher zu signieren.«
»Hoffentlich kaufen diese vielen Leute auch Bücher!«, meinte Henry. »Das Problem ist immer, wenn es nichts Neues gibt …«
»Es gibt etwas Neues«, erklärte Eleanora triumphierend, »und ich bin ziemlich sicher, dass es etwas mit Laura zu tun hat.«
Laura ließ sich auf den Stuhl sinken, auf dem Henry eben noch gesessen hatte, weil ihre Knie nachgaben. Ihr war gleichzeitig heiß und kalt. Einen Moment lang glaubte sie, Eleanora hätte ihr Geheimnis erraten. »Ich glaube wirklich nicht … ich meine … ich denke, er muss schon wie ein Wilder geschrieben haben, bevor ich …« Als ihr bewusst wurde, dass sie drauf und dran war zu verraten, was während ihres zweiten Irland-Aufenthaltes passiert war, schwieg sie.
»Oh, Liebes.« Eleanora wollte nichts davon wissen. »Sie sind so verdammt bescheiden! Seien Sie stolz darauf! Seit fast fünfzehn Jahren hat er nichts mehr geschrieben, und dann treten Sie in sein Leben, und es geht wieder! Und Sie waren so professionell da draußen. Also freuen Sie sich, wenigstens für einen Moment!«
»Aber ich bin nicht …«
»Sie werden sie nie dazu bringen zuzugeben, dass es ihr Verdienst ist«, meinte Henry und holte hinter seinem Tisch ein Glas Wein hervor, das er Eleanora in die Hand drückte. »Lassen Sie sie einfach in Ruhe.«
Laura wollte noch weiter protestieren, aber dann reichte er auch ihr ein Glas Wein. »Setz dich einfach hin und entspann dich. Du hattest einen langen Tag.«
Laura trank von ihrem Wein und vermisste die ruhigen Tage im Buchladen und Henry sehr. In letzter Zeit war ihr Leben viel zu aufregend gewesen für einen Blaustrumpf.
Monica stürmte herein. Sie beugte sich vor und umarmte Laura fest. »Das war so wundervoll! So zärtlich und so unglaublich schön!« Sie schniefte. »Ich habe mir die Augen aus dem Kopf geweint!«
»Warum? Was?« Laura verschüttete beinahe ihren Wein, als Mon sich von ihr löste. Sicher ahnte Monica es doch auch? Sie stand kurz davor, sich an der Brust ihrer Freundin auszuweinen.
Bei dem Gedanken, dass alles, was sie mit Dermot erlebt hatte, auf eine Kurzgeschichte reduziert sein sollte – wenn auch auf eine brillante –, wäre sie am liebsten in Tränen ausgebrochen. Natürlich hätte sie im Namen der Literatur dankbar sein müssen, dass sich seine Schreibblockade gelöst hatte, und stolz, falls sie wirklich einen kleinen Anteil daran hatte. Aber im Moment konnte sie nur an sich selbst und ihren großen Kummer denken und hoffen, dass niemand auf die Idee kommen würde, danach zu fragen, von wem diese Geschichte eigentlich handelte. Sie hätte es nicht ertragen, von der ganzen Welt bemitleidet zu werden. Sie würde vor Verlegenheit sterben …
Die Leute strömten jetzt herein, um Bücher zu kaufen, aber niemand blickte
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