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Botschaften des Herzens: Roman (German Edition)

Botschaften des Herzens: Roman (German Edition)

Titel: Botschaften des Herzens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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sie nicht mit und liebten sie deswegen auch nicht. War das die Schuld der Leserinnen, oder lag es am Buch? Laura hätte sehr gern mit der Hand auf den Glas-Couchtisch geschlagen und gefragt: »Aber hat es Ihnen gefallen ?«
    Vielleicht besaß Shona telepathische Fähigkeiten, denn sie schlug zwar nicht auf den Tisch, aber sie stellte diese Frage.
    »Oh, natürlich! Es hat mir gefallen!«, erklärte Jocasta. »Schließlich ist es eines der wichtigsten Bücher Irlands – der jüngsten Zeit jedenfalls.«
    »So jung ist es auch wieder nicht«, widersprach Shona. »Ich hatte das Gefühl, es spielt im Mittelalter, obwohl ich es nicht zu Ende gelesen habe.«
    »Du liest nie ein Buch zu Ende, Shona!« Nicht nur Jocasta beschwerte sich jetzt. »Du solltest mehr intellektuellen Elan zeigen.«
    »Ich genieße lieber mein Leben«, erwiderte sie ohne ein Anzeichen von Reue.
    »Nun«, meinte Jocasta, »vielleicht sollten wir jetzt Laura Gelegenheit geben zu sprechen? Möchten Sie irgendwelche Fragen stellen? Wir finden es immer sehr aufschlussreich, jemanden bei uns zu haben, der das Buch nicht kennt. Daraus können sich sehr interessante Diskussionen entwickeln – natürlich gilt das nicht für Shona, die ein Buch nie gelesen hat!«
    Shona lachte gutmütig, immun gegen Jocastas Verweise. »Ich habe dieses hier fast zu Ende gelesen. Vielleicht lese ich es jetzt sogar noch ganz.«
    »Und, Laura?«
    Laura überkam das Verlangen, nach draußen zu laufen, in ein Schlammloch zu springen und wieder reinzukommen und sich auf dem Teppich zu wälzen. Bevor dieser Drang sie jedoch überwältigte, erklang zum Glück aus irgendeiner Handtasche der »Minutenwalzer« und wurde lauter, als die Besitzerin nach ihrem Handy suchte. Während Fionnuala sich entschuldigte und von der Gruppe entfernte, beschloss Laura, auf die Toilette zu gehen. Vielleicht hatten die anderen sie wieder vergessen, wenn sie zurückkam.
    Man wies ihr den Weg in eine Gästetoilette im Untergeschoss, die so groß war, dass Laura sich fragte, wie da wohl das Familienbad aussehen mochte. Es bestätigte sich der Verdacht, dass es Kinder im Haus geben musste, denn zwei Paar kleine goldene Hand- und Fußabdrücke hingen gerahmt an der Wand.
    Während Laura sich die Hände in dem Glasbecken wusch und dabei unweigerlich die gläsernen Fliesen nassspritzte, war sie davon überzeugt, dass keine nicht-organischen Produkte die Lippen von Jocastas Kindern passierten und dass Jocastas Nachttisch genau dem entsprechend würde, über den man in Lifestyle-Magazinen las. Auf den Nachttischen berühmter Leute schienen sich stets nur frische Blumen, Duftkerzen und ein paar Novellen, eine davon auf Französisch, zu befinden. Und nicht Radio, Wecker, ein Stapel halb gelesener Roman-Schwarten, eine Gesichtscreme und eine staubige Wasserflasche, so wie bei Normalsterblichen.
    Sie trocknete sich die Hände an der Rückseite des Handtuchs ab, um die Perfektion des Raumes nicht zu zerstören, das für Jocasta offenbar in erster Linie eine weitere Möglichkeit war, ihren perfekten Geschmack unter Beweis zu stellen. Laura wurde beschämt klar, dass sie vielleicht Jocastas Geschmack und ihren perfekten Minimalismus bewundern würde, wenn diese mit dem angemessenen Grad an Leidenschaft von Dermots Buch geschwärmt hätte.
    In der Hoffnung, dass sich das Gespräch längst anderen Themen zugewandt hatte, kehrte Laura ins Wohnzimmer zurück. – Doch es ging noch immer um Dermots Buch, und Shona wurde gerade ins Kreuzverhör genommen.
    »Wie meinst du das, du verstehst nicht, wieso der Vater so wütend war?«, wollte eine der Frauen wissen. »Da wird der Ödipus-Komplex thematisiert. Ödipus schlief mit seiner Mutter und ermordete seinen Vater! Das ist doch total offensichtlich!«
    »Das hast du auch gemerkt?« Jocasta schien entzückt zu sein, eine intellektuelle Freundin gefunden zu haben. »Das ist symbolisch gemeint!« Als sie Laura ins Zimmer zurückkehren sah, meinte sie: »Ich glaube wirklich, dass Sie sich mal an diesem Buch versuchen sollten, wenn Sie Zeit haben. Sie finden bestimmt sehr aufschlussreich, was Sie von uns darüber erfahren.« Jocasta hielt inne. »Es ist eine nicht ganz einfache Lektüre, deshalb sollten Sie das Buch vielleicht mit in den Urlaub nehmen und es lesen, wenn Sie mehr Zeit haben und sich wirklich darauf konzentrieren können.«
    Sie meinte es gut, das war offensichtlich, doch Laura war schrecklich wütend auf Jocasta und die anderen, nicht nur wegen ihrer Kommentare

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