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Botschaften des Herzens: Roman (German Edition)

Botschaften des Herzens: Roman (German Edition)

Titel: Botschaften des Herzens: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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genauer unter die Lupe nehmen.«
    Nachdem er aufgelegt hatte, kam Laura plötzlich ein Gedanke: Waren die Leute hier alle nur freundlich zu ihr, weil sie von ihrer Verbindung zu Dermot wussten? Hatte Gerald ihnen davon erzählt oder es zumindest angedeutet? In der Fachpresse war ein Artikel darüber erschienen, aber lasen »normale« Leute Literaturzeitschriften? Ach, du bist ja schon neurotisch!, schalt sie sich dann. Niemand hatte ihr gegenüber seinen Namen erwähnt. Nur weil sie Dermot liebte, bildete sie sich ein, er müsste anderen Leuten genauso wichtig sein.
    Obwohl sie sich beinahe danach sehnte, ein bisschen Zeit allein zu verbringen, nahm Laura resolut alle Einladungen an. Sie konnte später entscheiden, mit wem sie tatsächlich mehr Zeit verbringen wollte und mit wem nicht. Aber sie wollte sich nicht gern den Ruf erwerben, unfreundlich oder eingebildet zu sein. Das Herz wurde ihr allerdings ein bisschen schwer, als man sie einlud, an einem Lesekreis teilzunehmen. Sie hatte es so sehr genossen, den Lesekreis im Buchladen zu leiten! Damals hatte sie die Bücher aussuchen dürfen.
    »Also, na ja«, sagte sie jetzt zu Shona, die so etwas wie der soziale Motor der Gemeinde zu sein schein. »Ein andermal würde ich gern kommen, doch ich bin nicht sicher, ob ich es schaffe, das Buch vorher zu lesen.«
    »Ach herrje, darüber zerbrechen wir uns nicht den Kopf! Ich zumindest nicht. Kommen Sie einfach wegen dem Crack und dem Kuchen und dem Wein.« Sie hielt inne. »›Crack‹ bedeutet hier in Irland ›Unterhaltung‹, wissen Sie. Ich möchte nicht, dass Sie glauben …«
    Laura lachte. »Schon gut, das weiß ich.«
    »Dann kommen Sie doch! Sie können mir Gesellschaft leisten, wenn Sie das Buch nicht gelesen haben. Wir können doch die Fragen stellen – oder zumindest Sie können das.« Shona hielt erneut inne.
    »Ich würde nicht gern kommen, wenn ich das Buch nicht gelesen habe, aber um welchen Titel wird es denn gehen? Ich habe früher in einem Buchladen gearbeitet und viel gelesen.«
    »Deshalb sollen Sie ja unbedingt kommen!«, meinte Shona fröhlich. »Und das Buch ist The Willows von …«
    Lauras Herz begann wild zu klopfen, noch bevor Shona den Titel von Dermots zweitem Buch zu Ende ausgesprochen hatte. »Das … das kenne ich«, gelang es ihr zu sagen, nachdem ihr Mund nach ein paar Sekunden nicht mehr ganz so trocken war. Typisch. Ständig wurde sie an ihn erinnert.
    »Aber das ist ja großartig. Dann müssen Sie einfach kommen! Sie verstehen dieses intellektuelle Zeug bestimmt. Das Buch hat Jocasta ausgesucht. Sie steht auf diese gehobenen Romane. Ich persönlich mag ja lieber eine heiße Liebesgeschichte.«
    Laura wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Dass jemand Dermots großartiges Buch als »intellektuelles Zeug« abtat, war teilweise aber auch befriedigend: Er hatte ihr schließlich ziemlichen Liebeskummer bereitet. Doch sie hielt das Buch auch für eines der größten Werke der letzten Zeit und wollte es verteidigen. Aber würde sie es wirklich ertragen, dazusitzen und Leuten zuzuhören, wie sie sich negativ darüber äußerten? Laura hatte Dermots Bücher nie für ihren eigenen Lesekreis ausgewählt, weil sie für sie zu persönlich waren. Und das schon lange, bevor sie den Mann getroffen und sich in ihn verliebt hatte.
    »An welchem Abend kommen Sie denn zusammen?«
    »Diesmal am zweiten Mittwoch im Monat. Normalerweise ist es der erste, aber wir mussten es ausfallen lassen. Eine von uns feierte ihren vierzigsten Geburtstag.«
    »Dann ist es also schon morgen so weit, oder?«
    »Genau. Haben Sie Zeit? Sie könnten ohne Probleme zu Fuß gehen, doch ich hole Sie am besten ab, damit Sie sich bei Ihrer Ankunft nicht so fremd und einsam fühlen. Ich komme um kurz vor acht.«
    »Habe ich denn Ja gesagt?«, fragte Laura ein paar Sekunden später ihre halb fertige Küche. »Nein, ich glaube, das habe ich nicht.«
    Aber als Laura sich später umzog, war sie doch froh, ausgehen und ein wenig abschalten zu können. Obwohl sie das Buch liebte, an dem sie gerade arbeitete, war es äußerst schwierig, es zu lektorieren und die Szenen in die richtige Reihenfolge zu bringen. Die Hauptfigur war wundervoll, doch sie wanderte in ihrer Fantasie immer zu verschiedenen Orten, und es war schwer zu entscheiden, ob diese Ausflüge ins Irreale stark gekürzt werden sollten oder ob sie einen wertvollen Einblick in die Denkweise der Protagonistin boten.
    Shona stand um Viertel vor acht vor ihrer Tür.

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