Botschaften des Herzens: Roman (German Edition)
Dermot Flynn überreden zu müssen. Es war ihre Mission. Sie wollte so sehr, dass dieses Projekt ein Erfolg wurde! Bei der Organisation des Festivals zu helfen war ihre erste Aktion außerhalb des Buchladens, seit sie die Uni verlassen hatte. Wenn sie versagte, dann würde sie sich noch weniger in der Lage fühlen, andere Herausforderungen zu meistern. Und sie hatte persönliche Gründe dafür, Dermot Flynn kennenzulernen und ihn dazu zu überreden, zum Festival zu kommen: Er war ihr Lieblingsschriftsteller. Wie würde sie sich fühlen, wenn er ein totaler Angeber war, der sich auf seinen frühen Lorbeeren ausruhte? Dem Mann leibhaftig gegenüberzutreten, den man für seine Werke jahrelang verehrt hatte, war eine riskante Sache!
Nach langen Diskussionen beschlossen die Frauen, nur Jeans und Pullover anzuziehen. Monica fügte noch einen Kaschmir-Pashmina-Schal hinzu, damit sie auf dem Weg zum Veranstaltungsort nicht frieren musste, und Laura ein buntes, aber altmodisches Tuch, das eine Tante ihr mal zu Weihnachten geschenkt hatte.
Die Veranstaltung, wie Laura es nannte, oder der »Gig«, wie Monica es bezeichnete, fand in dem einzigen größeren Gebäude im Dorf statt, und jeder Zweifel, dass sie es vielleicht nicht finden würden, wurde von den zahlreichen Menschen zerstört, die dorthin strömten, viele von ihnen aus der Kneipe.
»Ich kann nicht glauben, wie viele Leute gekommen sind!«, sagte Laura eingeschüchtert. »Es wäre unglaublich, wenn ihn ein so großes Publikum in England sehen wollte. Wenn so viele Leute so weit fahren, um ihn zu erleben, dann stell dir doch nur mal vor, wie viele kommen, wenn er bei uns liest.«
»Genau! Nicht alle diese Leute können Einheimische sein.«
Doch dann kehrte ihr Pessimismus zurück. »Aber wenn er nicht mal an einer Veranstaltung teilnehmen will, die praktisch nebenan stattfindet, dann kommt er wohl kaum zu unserem Festival, oder? Selbst wenn ich nah genug an ihn herankomme, um ihn zu fragen.«
»Wirf die Flinte noch nicht ins Korn! Du wolltest ihn doch sowieso kennenlernen, oder nicht?«
Laura stimmte ihr in diesem Punkt zu. Sie hatte Schmetterlinge im Bauch bei der Aussicht, allerdings nicht nur vor Aufregung. Sie hatte Dermot Flynns Bücher – es gab nur zwei davon – an der Uni so sehr geliebt, dass sie sie praktisch auswendig kannte. Und das Autorenfoto auf dem Buchrücken war umwerfend: ein attraktiver, düster gestimmter junger Mann in einem schwarzen T-Shirt. Während Gleichaltrige für irgendwelche Bandmitglieder schwärmten, hatte Laura das Foto von Dermot Flynn angeschmachtet.
Das war jetzt allerdings zehn Jahre her, und das Foto war seitdem nicht erneuert worden. Sie liebte die Bücher immer noch und fand, dass sie einige der zärtlichsten, erotischsten Passagen enthielten, die sie je gelesen hatte. Was sie fürchtete, war, dass ihr Held sich in einen fetten, glatzköpfigen ehemaligen Star verwandelt hatte, der von seinem ehemals strahlenden Talent lebte.
Aber, dachte sie, während sie sich mit Monica in die Schlange stellte, wenn das passiert sein sollte, dann ist das traurig, jedoch kein Weltuntergang. Etwas beunruhigender war da die Tatsache, dass sie ihn vielleicht nicht dazu bewegen würde, seinen Heimatort zu verlassen; sie würde mit leeren Händen nach England zurückkehren, sozusagen.
Ihre Eintrittskarten waren nicht nummeriert, und Laura fand sich damit ab, irgendwo ganz hinten zu stehen. Doch Monica war sehr erfahren, was solche Veranstaltungen mit Stehplätzen anging, und drängte sich beharrlich nach vorne durch, gefolgt von Laura, die sich auf dem Weg immer wieder verlegen entschuldigte.
Sie fanden einen Platz in der Nähe der Bühne und konnten sich, obwohl sie stehen mussten, doch zumindest gegen einen Büchertisch lehnen, der dort aufgestellt worden war.
»Wann kommt er?«, fragte Monica.
»Vor zehn Minuten«, erwiderte Laura. »Er ist zu spät.«
»Oh, jetzt sagt nicht, eure Freunde haben euch versetzt«, mischte sich ein freundlicher Mann ein, der am selben Tisch lehnte. »Ich hole uns allen was zu trinken, damit die Zeit schneller vergeht.«
»Oh nein …«
»Ja, danke«, erklärte Monica fest. »Das wäre toll.«
»Und was wollt ihr?«
»Wir sollten bei Kurzen bleiben«, riet Monica. »Wir kommen doch niemals bis zur Toilette.«
»Ich bin sofort wieder da«, meinte der Mann und kämpfte sich gegen die Menschenmassen zur Bar durch.
»Jetzt wissen wir doch gar nicht, was er uns holt«, gab Laura zu bedenken.
»Das ist
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