Botschaften des Herzens: Roman (German Edition)
Himmels willen verrückt genug war, sich ohne Not hier draußen aufzuhalten. Laura war jedoch mollig warm. Es war harte Arbeit, mit Dermot mitzuhalten, obwohl sie spürte, dass er ihretwegen langsamer ging. Bald brannten ihre Waden, und sie musste stehen bleiben, um zu verschnaufen. Das Blut pumpte durch ihre Muskeln wie leichte Elektroschocks. Sie war zwar müde, aber sie fühlte ihren Körper und war beschwingt.
»Jetzt ist es nicht mehr weit. Ich möchte, dass wir an einem perfekten Ort essen.«
Laura nickte. Für eine beiläufige Unterhaltung fehlte ihr der Atem.
Sie gingen weiter. Laura zog ihre Jacke aus und band sie sich mit den Ärmeln um die Hüften. Und selbst dann schwitzte sie noch in ihren Sachen. Sie war jedoch so voller Elan, dass sie problemlos noch sehr viel weiter hätte laufen können, als sie endlich ihr Ziel erreichten.
»So«, er schwang den Rucksack vom Rücken und wühlte darin herum. »Was haben wir hier? Etwas Wasserdichtes zum Sitzen.« Er breitete eine alte Plastikmatte aus.
Sie folgte seiner Einladung sehr gern, und ihr war bewusst, dass es eine eher kleine Matte war und sie Hüfte an Hüfte sitzen mussten. Dann erinnerte sie sich reuevoll an die anderen Dinge, die sie bereits getan hatten, und dagegen wirkte es absolut anständig, so dicht nebeneinanderzusitzen, noch dazu da sie vollständig bekleidet waren.
»So.« Er holte eine braune Papiertüte aus dem Rucksack und starrte hinein. »Wir haben hart gekochte Eier, aber wir müssen sie noch pellen, fürchte ich, ein paar Brötchen, Käse, Schinken und zwei Dosen Bier. Ist es okay für Sie, aus der Dose zu trinken?«
»Natürlich.«
»Und Schokolade für hinterher«, meinte er.
»Ich liebe Nachtisch. Und ich habe auch noch Toffees in der Tasche. Ich hatte sie ganz vergessen. Sie sollten uns die Zeit verkürzen, doch wie es scheint, ist sie auch so unglaublich schnell vergangen.«
Ihr wurde klar, dass sie plapperte, und sie versuchte, sich zu beruhigen. Er war schließlich nur ein Mann. Doch dann fiel ihr wieder ein, dass er für sie viel mehr war als irgendein Mann – er war das Gegenstück zu Seamus Heaney. Und wie viele junge Frauen, die sich an der Uni mit seinen Werken beschäftigt hatten, wären wohl in seiner Gegenwart total entspannt? Viele vermutlich, folgerte sie trübsinnig, aber sie nicht. Während ihres Spaziergangs hatte sie sich in seiner Gegenwart wohlgefühlt, doch jetzt, da sie saßen, war sie plötzlich wieder schüchtern und unsicher.
Er gab ihr ein Brötchen und packte ein bisschen Alufolie aus, in die Butter eingewickelt war. »Ich habe auch Tomaten und Gurken, aber keinen Salat. Ich schneide sie.« Er holte ein Schweizer Armeemesser aus der Tasche und schnitt die Gurken in Scheiben. Die Tomaten folgten. Dermot schien sich Mühe zu geben, sie zufriedenzustellen, was sie rührend fand. »Geht es? Wenn Sie alles im Brötchen stapeln, dann können Sie den Schinken und den Käse drauflegen. Ich habe auch Mayonnaise.«
»Lecker!«
»Aber ich hätte doch Teller mitnehmen sollen«, meinte er. »Oder einen von diesen eleganten Picknick-Sets.«
»Ich habe irgendwo gelesen, dass man niemals einem Mann trauen sollte, der ein eigenes Picknick-Set besitzt«, sagte sie und entspannte sich ein bisschen. Und dann wurde ihr plötzlich klar, dass sie sich auf einem Gebiet bewegte, das sie lieber meiden sollte. Man sollte auch keinem Mann trauen, der eine Stimme wie flüssiges Gold und Augen so blau wie das Meer hatte! Aber gelesen zu haben, dass es nicht gut war, hielt einen nicht davon ab, es zu tun.
»Na, dann sind Sie bei mir ganz sicher.« Er sah sie herausfordernd an.
Sie zwang sich, seinem neckenden Blick zu begegnen. »Dann ist ja gut.«
»Also, erzählen Sie mir etwas über sich, Laura«, bat er nach einigem herzhaften Kauen.
Trotz des üppigen Frühstücks stellte Laura fest, dass sie mit großem Appetit aß. Als sie alles verspeist hatten, lehnte sie sich zurück und streckte sich. Die Sonne schien ihr in die Augen, und sie schloss sie. Sie hörte, wie er sich neben sie legte.
»Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich bin als Einzelkind aufgewachsen, war gut in der Schule, habe studiert und einen guten Abschluss gemacht und arbeite seitdem in einem Buchladen. Und Sie?«
»Ich war der Jüngste einer großen Familie. Ich hatte nur Flausen im Kopf, doch ich war schlau genug, das zu vertuschen. Hab zwei Bücher geschrieben und arbeite seitdem als Schriftsteller.«
»Aber Sie sind doch auch gereist, oder
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