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Bottini, Oliver - Louise Boni 01

Titel: Bottini, Oliver - Louise Boni 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord im Zeichen des Zen
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Frau in den Vogesen festgenommen worden war, schwieg. Den französischen Kollegen war das weitge-hend egal. Anhand von Fingerabdrücken konnten sie ihm zwei schwere Raubüberfälle aus den Jahren 1999
    und 2002 nachweisen.
    Paul Lebonne hatte man Ende Februar in Casablan-ca verhaftet und nach Frankreich überstellt. Er gab zu, als Betreuer für Asile d’enfants gearbeitet zu haben und im Kanzan-an und in dem Hof nahe Münzenried gewesen zu sein. Die Beteiligung an illegaler Adoptionsvermittlung und am Verkauf oder an der Vermie-tung asiatischer Kinder zu sexuellen Zwecken stritt er ab. Er habe geglaubt, dass die Kinder legal vermittelt worden seien. Von einem Mönch namens Taro habe er nie etwas gehört.
    Annegret Schelling behauptete ebenfalls, nicht gewusst zu haben, was mit den Kindern, die sie im Kanzanan und bei Münzenried beaufsichtigt hatte, geschehen sei. Sie sei der Ansicht gewesen, es habe sich um legale Adoptionsvermittlungen gehandelt. Zu Namens- oder Adresslisten und anderen Unterlagen habe sie keinen Zugang gehabt. Das alles sei bei Jean Berger in Basel aufbewahrt worden. Erst nach der Konfrontation mit Louise hinter Kembs habe sie begriffen, dass mit Asile etwas nicht stimme. Nachdem Steiner ihre Kopfwunde versorgt habe, habe sie Asile d’enfants verlassen und sich zu ihrer Mutter zurückgezogen. Den Namen Taro habe sie noch nie gehört.
    Steiner, der deutsche Arzt, hatte gestanden, für die medizinische Betreuung der Kinder zuständig gewesen zu sein und die Einnahmen am Finanzamt vor-beigeschleust zu haben. Ja, er habe sich zwar in Au-genheilkunde spezialisiert, sei im Herzen aber immer Kinderarzt gewesen. Die Kinder seien mit Schnupfen, grippalen Infekten, Allergien, auch einmal Masern zu ihm gebracht worden. Manchmal sei er darüber hinaus ins Kanzan-an oder nach Münzenried gekommen. Er habe Regelimpfungen vorgenommen, Rat-schläge im Hinblick auf Ernährung und zu psychischen Fragen gegeben – et cetera.
    Seine Frau hatte seit ihrer Verhaftung kein Wort verlauten lassen. Auch Teresa, das filipinische Hausmädchen der Steiners, sagte nichts, wohl aus Loyalität den beiden gegenüber. Da sie keine Aufenthaltsge-nehmigung besaß, war es nur eine Frage der Zeit, bis die französischen Kollegen erfahren würden, was sie wusste.
    Den deutschen Polizeibeamten war all dies einerlei.
    Sie hatten Fröbick, und der hörte nicht auf zu reden.
    Was er sagte, bestätigte alles, was sie vermutet hatten.
    Dutzende asiatische Kinder – die genaue Zahl wusste er nicht – waren an westeuropäische Adoptiveltern oder Pädophilenbeziehungsweise Päderastengruppen verkauft worden. Mindestens vier der etwas älteren Mädchen wurden seit Jahren für sexuelle Dienstleis-tungen nach Frankreich, Deutschland, Belgien und in die Schweiz vermietet. Jean Berger hatte die Organisation gegründet und von Basel aus geleitet, Harald Mahler vor Ort das Sagen gehabt. Lebonne, Schelling, Steiner, Fröbick selbst – alle waren informiert gewesen und hatten gewusst, was mit den Kindern geschah. Zumindest Fröbick, Lebonne und Schelling hatten sich auch wiederholt an älteren Kindern vergangen, die einzig zum Zweck der sexuellen Ausbeu-tung nach Europa geholt worden waren. Steiner war tatsächlich für Krankheiten aller Art zuständig gewesen, aber eben auch dafür, die älteren Kinder regelmäßig beispielsweise auf HIV zu untersuchen, Wunden im Genital- und Afterbereich zu versorgen, sich um Verhütungsmittel für die älteren Mädchen zu kümmern.
    In Bezug auf Taro bestätigte Fröbick das, was Natchaya gesagt hatte. Taro hatte beobachtet, wie Lebonne und Mahler sich an ihr zu schaffen machten. Sie hatten ihn bemerkt und niedergeschlagen, er war ge-flohen. Alles Weitere wusste Fröbick nicht im Detail, weil er im Kanzan-an geblieben war, während die französischen Profis und später auch Mahler und Lebonne nach Taro suchten.
    Mahler hatte ihn dann lediglich informiert, dass
    «alles okay» sei.
    Auch er konnte ihnen also nicht sagen, was mit Ta-ro geschehen war. Warum hatte er sich nicht dem Roshi anvertraut? Warum war er tagelang durch den Schnee gelaufen, hatte sich immer weiter vom Kanzan-an entfernt? Natchaya hatte gesagt: He saw the men with me. He watched, what we did.
    He watched.
    Der Roshi hatte gesagt: In Taro doubt. Many question.
    Was war in Taro vorgegangen, während er Natchaya und die beiden Männer beobachtet hatte? Sie würden es nie erfahren.
    Noch etwas konnte – oder wollte? – Fröbick ihnen nicht

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