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Bottini, Oliver - Louise Boni 01

Titel: Bottini, Oliver - Louise Boni 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord im Zeichen des Zen
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Baguette.»
    Ihre Mutter schlug das Baguette in Papier ein und reichte es ihr. Als Louise zahlen wollte, wehrte sie ab.
    «Warum bist du gekommen? Hast du Ärger mit Mick?»
    «Es gibt auch Ehen, die länger halten als eure, Ma-ma.»
    Ihre Mutter lachte. «Das ist eine Erfindung der katholischen Kirche.»
    Die Glocken erklangen, zwei alte Frauen traten ein.
    Abrupt hoben Stimmen an, Begrüßungen und Kommentare zur Kälte und dem Hund und den jagenden Männern flogen hin und her. Dazwischen sagte ihre Mutter auf Deutsch: «Ich bin um eins fertig, holst du mich ab?»
    «Ja», sagte Louise. «Ja, Mama, ich trinke.»
    Sie brauchte eine Stunde, um das Häuschen zu durchsuchen. Erneut fand sie kein einziges Familienfoto. Ihr Bruder Germain, ihr Vater, sie selbst existierten im neuen Leben ihrer Mutter nicht. Nichts aus der gemeinsamen Vergangenheit schien so viel sentimen-talen Wert zu besitzen, dass ihre Mutter die bitteren Erinnerungen, die es auch auslösen mochte, zu ertragen bereit war. Nicht die Briefe Germains aus Nordafrika, nicht ihre zahllosen bunten Kindergemälde, nicht die Zeitungsausschnitte, die ihre Mutter gesammelt hatte, als sie noch gemeinsam in Freiburg lebten. Selbst Kleider, Wäsche und Schmuck stammten aus der neuen Epoche.
    Sie stieg gerade die schmale, steile Treppe hinunter, als Lederle anrief. «Entschuldige, hier ist die Hölle los.» Er klang erschöpft.
    Sie setzte sich auf eine Stufe und nickte stumm. Ein Polizist war ermordet worden. Die Soko Liebau wür-de bald um die vierzig Kollegen aus den verschiede-nen Dezernaten und der Schutzpolizei umfassen. Almenbroich würde alle zwei, drei Stunden zum Leiter der Landespolizeidirektion zitiert werden. Die erste Pressekonferenz wurde vorbereitet, vor Ort in Liebau eine Basis für die Soko eingerichtet. Sie hörte nur Lederles kurzatmige Stimme, aber sie spürte die Schritte, Gespräche, Vorgänge jenseits der geschlossenen Bürotür.

    «Wer leitet die Soko?»
    «Rolf.»
    «Der ist nicht dran. Alfons ist dran, und nach Alfons wärst du dran.»
    «Almenbroich hat den Ausnahmezustand verhängt. Alfons ist Leiter der Ermittlungsgruppe, ich bin Hauptsachbearbeiter.»
    Sie nickte. Nicht fair, aber sinnvoll. Solche Stunden gehörten Bermann. Seine Energie, sein Wille setzten die vielarmige Maschinerie ohne Reibungsverluste in Gang. Er war der deprimierende Beweis dafür, dass Diktatoren viel erreichen konnten. Dass sie manche Probleme erst schufen und dann lösten.
    «Hat sich noch was ergeben?»
    Auch Lederle zögerte. «Nein, nichts, wir haben einfach nichts.»
    «Sprecht noch mal mit Landen.»
    «Er war eben hier.»
    «Und?»
    «Na ja.» Lederle seufzte. «Du kennst Bermann. Intellektuelle mag er nicht. Jedenfalls haben wir nichts erfahren, was wir nicht schon wussten.»
    Sie stand auf und ging ins Wohnzimmer. Es war kalt, sie hatte vergessen, Holz nachzulegen. Sie setzte sich aufs Sofa, zog sich die Decke über die Beine und legte die Hand auf den schmerzenden Bauch, den Niksch nicht freigeben wollte. Ihr Blick fiel auf die gerahmten Fotos mit den fremden Gesichtern auf dem Fensterbrett. «Und das Kloster?»
    «Schneider und Anne fahren mit einem Franzosen hin.»
    «Oh. Wieso sind die Franzosen plötzlich so kooperativ?»
    Lederle sagte: «Sind sie nicht. Schneider und Anne dürfen sich das Kloster ansehen, aber keine Fragen stellen, keine Fotos machen, keine Waffen tragen und nicht im eigenen Wagen fahren. Wie üblich also.»
    «Immerhin, sie dürfen mit.»
    «Nur weil Almenbroich heute auf Knien nach Mulhouse gekrochen ist.»
    Louise lächelte. Von Almenbroich stammte der Spruch, aus Moskau bekomme die Kripo Freiburg bereitwilliger Unterstützung als aus Colmar.
    Sie strich mit den Fingern über die Gesichter. Port-räts von zwei Männern, zwei Frauen, alle um die sechzig. Verschlossene, verwitterte Gesichter, aus denen nichts herauszulesen war außer einem einfachen Leben mit der Natur. Und doch hatten sie irgendeinen Bezug zu ihrer Mutter. Waren ihr wichtig.
    «Na, mal sehen», sagte Lederle und räusperte sich.
    «Und wie kommst du klar?»
    Plötzlich wurde ihr bewusst, dass Lederle ihr etwas verschwieg – genau wie Bermann ihr etwas ver-schwiegen hatte. «Rolf glaubt, dass der Mönch mit drinhängt, richtig? Habt ihr ihn zur Fahndung ausge-schrieben?»
    «Bitte reg dich nicht auf, Louise.»
    «Ich reg mich nicht auf.»
    «Es ist eine Möglichkeit, oder? Er könnte Komplizen gehabt haben …‼

    Natürlich war es eine Möglichkeit. Darüber

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